STUTTGART (dpa/lsw) — Kaum jemand lässt sich noch gegen das Corona­vi­rus impfen. Das könnte sich aber ändern, wenn im Herbst wie befürch­tet die Infek­ti­ons­zah­len steigen. Außer­dem wird es bereits bald neue Impfstof­fe geben. Das Land will an seiner Impfstruk­tur aber nichts ändern. Vorerst.

Nach langem Warten werden in Kürze auch in Baden-Württem­berg erste Corona-Impfstof­fe verfüg­bar, die an die Omikron-Varian­te angepasst wurden. Für die neue Kampa­gne mit den neuen, fortent­wi­ckel­ten Corona-Impfstof­fen sieht sich das Land gut aufge­stellt. «Einen vergleich­ba­ren Massen­an­sturm auf die Impfun­gen wie zu Beginn der Impfkam­pa­gne Anfang 2021, als nahezu ganz Baden-Württem­berg gleich­zei­tig geimpft werden wollte, erwar­ten wir nach derzei­ti­gem Stand nicht», sagte ein Sprecher des Minis­te­ri­ums auf Anfrage.

Die vergan­ge­nen Jahre hätten aber auch gezeigt, dass die Lage sich schnell ändern könne. «Sollte dies der Fall sein, werden weite­re Kapazi­tä­ten hochge­fah­ren», hieß es. Ziel sei es, dass «für jede und jeden ein Impfan­ge­bot zur Verfü­gung steht».

Die Europäi­sche Arznei­mit­tel-Agentur EMA hatte am Donners­tag den Weg für zwei an die Omikron-Varian­te angepass­te Impfstof­fe für Menschen ab zwölf Jahren freige­macht: Es geht um Booster, die auch der Subli­nie BA.1 Rechnung tragen. Eine Stiko-Empfeh­lung spezi­ell dazu steht noch aus.

Das Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um erwar­tet in den nächs­ten beiden Wochen rund 14 Millio­nen Dosen des Impfstoffs. Ärzte berei­ten sich deshalb auf zügige Impfun­gen mit den neuen Impfstof­fen vor, sie dringen aber auch auf eine Empfeh­lung der Ständi­gen Impfkom­mis­si­on. Praxen können den neuen Impfstoff laut Kassen­ärzt­li­cher Bundes­ver­ei­ni­gung bis kommen­den Diens­tag anfordern.

Erste Dosen könnten voraus­sicht­lich noch am Donners­tag oder Freitag kommen. «Voraus­sicht­lich ab kommen­der Woche werden die angepass­ten Impfstof­fe auch in Baden-Württem­berg verimpft», teilte das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um in Stutt­gart am Freitag mit. Das Land werde antei­lig rund 1,3 Millio­nen Dosen des angepass­ten Impfstof­fes von BioNTech/Pfizer sowie 523.900 Dosen des Herstel­lers Moder­na erhalten.

Baden-Württem­berg hatte sein Impfan­ge­bot wegen fehlen­der Nachfra­ge bereits vor Monaten stark herun­ter­ge­fah­ren. Mit dem verschlank­ten Impfkon­zept reagier­te die Regie­rung auf die sinken­de Nachfra­ge, außer­dem sollten die enormen Kosten gedrückt werden. Im vergan­ge­nen Jahr hatte das Impfen und Testen das Land mehre­re Hundert Millio­nen Euro gekostet.

Auch derzeit kommt die Impfkam­pa­gne kaum voran. Exper­ten und Politik mahnen weiter, dass nur eine Dreifach­imp­fung gegen einen schwe­ren Verlauf bei einer Covid-19-Erkran­kung schützt. Doch schon seit Monaten lassen sich kaum noch Menschen immuni­sie­ren. In Baden-Württem­berg sind bislang 75,7 Prozent der Menschen mindes­tens einmal geimpft, 66,6 Prozent haben eine Auffri­schungs­imp­fung. Zuletzt wurden 14.400 Menschen in einer Woche erstmals geimpft, grund­im­mu­ni­siert oder ihre Impfung wurde aufgefrischt.

Auch für den Herbst und Winter seien Impfan­ge­bo­te ohne staat­li­che Impfstruk­tu­ren vorge­se­hen, sagte der Minis­te­ri­ums­spre­cher. Sie sollen über das sogenann­te Regel­sys­tem erfol­gen — das sind rund 7000 Praxen nieder­ge­las­se­ner Ärztin­nen und Ärzte, in denen geimpft wird, aber auch Zahnärz­tin­nen und Zahnärz­te sowie Apothe­ken. Dadurch sind laut Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um wöchent­lich rund 810.000 Impfun­gen im Land möglich.