STUTTGART (dpa/lsw) — Unmit­tel­bar nach der Rückkehr vieler Kinder und Jugend­li­cher in ihre Klassen­zim­mer am Montag zeich­nen sich wegen neuer Corona-Grenz­wer­te schon wieder zahlrei­che Schul­schlie­ßun­gen ab. Die Regie­rungs­frak­tio­nen von Union und SPD im Bund wollen ab einer Inzidenz von 165 nur noch Fernun­ter­richt zulas­sen. Bisher hatte es gehei­ßen, nur in Corona-Hotspots mit über 200 Neuin­fek­tio­nen pro 100 000 Einwoh­ner in der Woche solle es keinen Präsenz­un­ter­richt mehr geben, auch Kitas sollen dann geschlos­sen werden.

Der neue Schwel­len­wert würde nach aktuel­len Zahlen des Landes­ge­sund­heits­amts für Baden-Württem­berg bedeu­ten, dass es in mehr als der Hälfte der 44 Stadt- und Landkrei­se nur Distanz­un­ter­richt geben darf. Derzeit liegen 23 Kreise über dem Wert von 165, 10 weite­re Kreise liegen nur knapp darunter.

Das neue Bundes­in­fek­ti­ons­schutz­ge­setz mit dem neuen Grenz­wert muss diese Woche noch vom Bundes­tag beschlos­sen werden. Am Montag waren hundert­tau­sen­de Schüle­rin­nen und Schüler nach über vier Monaten im Lockdown in ihre Klassen­zim­mer zurück­ge­kehrt. Sie mussten Maske tragen, Abstand halten und ein negati­ves Testergeb­nis haben. Die Locke­rung der grün-schwar­zen Landes­re­gie­rung ist hochum­strit­ten, weil das Land mitten in der dritten Corona-Welle steckt. In 11 Kreisen blieben die Schulen größten­teils geschlos­sen, weil sie entwe­der schon drei Tage über der Inzidenz von 200 lagen oder kurz davor stehen. Darun­ter sind auch Stutt­gart und Ulm.

Die Gewerk­schaft GEW forder­te die grün-schwar­ze Landes­re­gie­rung auf, die Grenz­wer­te für die Kita- und Schul­öff­nun­gen schnell zu ändern. «Heute ist in Baden-Württem­berg ein Flicken­tep­pich entstan­den. Ein Teil der Schulen ist zu, andere öffnen, obwohl überall die Virus­mu­ta­ti­on gleich gefähr­lich sind», monier­te GEW-Landes­chefin Monika Stein. Die meisten Landkrei­se seien über einer 150er-Inzidenz. «Wir wollen alle so viel Präsenz wie möglich, aber zuerst gilt weiter: So viel Sicher­heit wie möglich.» Die Lehrer­ver­bän­de hatten sich dafür einge­setzt, nur bis zu einer Inzidenz von 100 Präsenz­un­ter­richt anzubieten.