Ein «big Kuschel­bär», der wie Joe Cocker tanzen kann: Ein sympa­thi­scher Nordfrie­se ist der neue «Super­star» von RTL. Der langjäh­ri­ge Juror Dieter Bohlen scheint im Finale fast verges­sen — bis sein Vertre­ter Thomas Gottschalk eine Spitze abfeuert.

DUISBURG (dpa) — Der Azubi Jan-Marten Block aus Nordfries­land hat mit Unter­stüt­zung von Showmas­ter Thomas Gottschalk die RTL-Casting­show «Deutsch­land sucht den Super­star» gewonnen.

Der 25-Jähri­ge setzte sich am Samstag im Finale der 18. Staffel gegen seine drei verblie­be­nen Konkur­ren­ten durch. Zum Triumph verhalf ihm seine ungemein tiefe Stimme — und sein neu einge­spiel­tes Sieger-Lied «Never Not Try». «Ich glaube, ich erken­ne einen Hit, wenn ich einen höre», sagte Gottschalk (70), der in der Show den frühe­ren Chef-Juroren Dieter Bohlen (67) vertrat. «Und das ist einer.»

Die Entschei­dung, die Block 100 000 Euro und einen Platten­ver­trag einbrach­te, traf am Ende aller­dings das Publi­kum. Ein Drittel (33,38 Prozent) votier­te nach RTL-Angaben für den Sänger. Die Freude bei dem neuen «Super­star» war danach so groß, dass beim Hochstem­men des Sieger­po­kals glatt ein Teil aus der präch­ti­gen Trophäe brach.

Die am Oster­sonn­tag­mor­gen veröf­fent­lich­te Einschalt­quo­te war ernüch­ternd: Statt mehr als 4,2 Millio­nen wie 2020 sahen diesmal im Schnitt nur 2,7 Millio­nen zu (was 10,0 Prozent Einschalt­quo­te ab 20.15 Uhr beim gesam­ten TV-Publi­kum entsprach). RTL teilte mit: «Bei den 14- bis 49-Jähri­gen betrug der Markt­an­teil sehr gute 15,2 Prozent (1,08 Mio.) — in der jungen Zielgrup­pe war DSDS damit die Nummer 1 am Samstag­abend und Primetime-Sieger.»

Nicht nur Gottschalk hatte sich in der Final­show für Block stark gemacht. Auch Schla­ger­sän­ge­rin Maite Kelly, die neben dem Showdi­no in der Jury saß, lobte ihn. Sie nannte Jan-Marten — nicht gerade Typ Schlaks — «big Kuschel­bär», der aber auch eine Star-Aura habe.

Tatsäch­lich wirkt Block wie jemand, den nichts so schnell umweht. Dazu mag seine Herkunft beitra­gen: Geboren wurde er in Niebüll, wohnhaft ist er in Süder­lü­gum, tiefes Schles­wig-Holstein. Vom Habitus her könnte er sich jeder­zeit für einen Norddeutsch­land-Werbe­film gemüt­lich in eine Düne fallen lassen. Bislang hatte der Nordfrie­se etwa auf Geburts­ta­gen und Hochzei­ten gesun­gen, aber nicht den großen Durch­bruch geschafft. Er macht eine Ausbil­dung zum Kaufmann. Im Finale war auch seine Freun­din dabei. «Ich werde diese Songs für dich singen heute», versprach er ihr.

«Du bist ein netter Kerl, das sieht man», schmei­chel­te Gottschalk dem Nachwuchs­mu­si­ker. Selbst Blocks Bewegun­gen auf der Bühne konnte er etwas abgewin­nen: «Also einige Dance-Moves habe ich seit Joe Cocker nicht mehr gesehen.» Zugleich riet der weit gereis­te Showmas­ter, es bei dieser Stimme doch auch mal mit Country-Musik zu probie­ren. Das sei heute nicht mehr das «Gequä­ke» von Willie Nelson (87), versi­cher­te Gottschalk. Er sehe Block einfach in dem Genre.

Dass Gottschalk bei der Inthro­ni­sie­rung des «Super­stars» dabei sein und seinen Jury-Stuhl mit einer Luftgi­tar­ren-Nummer zur Musik von Status Quo einneh­men konnte, lag an der Abwesen­heit von Langzeit-Juror Dieter Bohlen. RTL hatte vor Wochen angekün­digt, dass seine Zeit bei dem Format nach der aktuel­len Staffel ende. Generell soll die ganze Show einen komplett neuen Anstrich bekommen.

Eigent­lich hätte das Finale, das in eher kleinem Rahmen aus Duisburg übertra­gen wurde, der große Schluss­ak­kord für den Pop-Titan sein sollen. Dem kam Bohlen aber zuvor, indem er sich krank abmel­de­te. Gottschalk sprang ein, Bohlen ließ über Insta­gram-Aufnah­men, auf denen er fit wirkte, wissen, er habe bereits «super viele Angebo­te». Statt mit Pomp tröpfel­te die Bohlen-Ära bei «DSDS» so aus.

Fast hätte man im Finale auch verges­sen können, dass Bohlen einmal der Chef in der Manege war. Größe­res Thema war er nicht — bis Gottschalk sich dem Finalis­ten Kevin Jenewein (27) widme­te, der von einer «Blase» gespro­chen hatte, in der er sich befin­de. Der Showmas­ter konnte sich eine Spitze gegen Bohlen nicht verknei­fen. «Wenn die Blase platzt — entspann dich. Sie platzt für jeden irgend­wann mal», erklär­te Gottschalk Kevin. «Der Dieter sitzt auch in Mallor­ca und sortiert seine Camp-David-Hemden jetzt.»

Einzig der nun abgelös­te «Super­star» von 2020, der Schla­ger­sän­ger Ramon Rosel­ly, setzte zu einer Lauda­tio auf Bohlen an. Der «“DSDS”-Papa», «der Dieter», fehle ihm im Finale, beklag­te Rosel­ly. «Ich hätte so sehr gerne gehabt, wenn ich hier reinge­kom­men wäre, dass er auch hier geses­sen hätte.»

Als Maite Kelly darauf­hin erklär­te, Bohlen sei «bei uns im Herzen», stell­te Modera­tor Oliver Geissen (51) dann doch lieber etwas klar. «Letzt­end­lich müssen wir ja auch sagen, dass Dieter Gott sei Dank auch noch stoff­wech­selt», sagte er. «Wir sprechen hier keinen Nachruf.»