TÜBINGEN (dpa/lsw) — Notärz­tin Feder­le lässt nichts unver­sucht, das Corona-Modell­pro­jekt in Tübin­gen vor einem Abbruch zu schüt­zen. Auf Initia­ti­ve von Feder­le und dem Schau­spie­ler Jan Josef Liefers dringen Promi­nen­te aus Kunst, Politik und Wissen­schaft auf die Fortset­zung des Versuchs.

Die Tübin­ger Notärz­tin Lisa Feder­le und Schau­spie­ler Jan Josef Liefers haben eine Initia­ti­ve ins Leben gerufen, die die Fortset­zung des Corona-Modell­pro­jekts in der Univer­si­täts­stadt zum Ziel hat. Denn durch die Bundes-Notbrem­se droht dem Projekt der Abbruch. Den an Montag veröf­fent­lich­ten Appell an die Bundes­re­gie­rung unter­stüt­zen unter anderem der Schau­spie­ler Moritz Bleib­treu, Sänger Hartmut Engler, Politi­ker Günther Oettin­ger und der Unter­neh­mer Wolfgang Grupp (Trigema).

Seit einem Jahr seien Kunst und Kultur praktisch abgeschal­tet, sagte Jan Josef Liefers. «Dabei sind sie hervor­ra­gend geeig­net, um den Menschen zu helfen, mit der Krise besser fertig zu werden. Es gab bereits Konzep­te, die alle über Bausch und Bogen wieder beendet wurden, bevor man wusste, wie gut sie funktio­nie­ren. Das war ein Fehler. Da müssen wir wieder hin.»

In dem Schrei­ben an die Bundes­re­gie­rung heißt es: «Wir appel­lie­ren an die Bundes­re­gie­rung und das Parla­ment, das Pilot­pro­jekt der Stadt Tübin­gen nicht zu beenden. In diesem Projekt werden vorsich­ti­ge, kontrol­lier­te Öffnun­gen in eine engma­schi­ge Schnell­test-Strate­gie einge­bet­tet und wissen­schaft­lich beglei­tet.» Das Ziel sei es, durch viele Testun­gen die Inzidenz dauer­haft auf einem niedri­gen Niveau zu halten und trotz­dem ziviles Leben und Sozial­kon­tak­te nach und nach zu ermög­li­chen. «Die Fortfüh­rung des Projekts wäre ein Signal, dass nicht nur die Bürger des Landes, sondern auch deren Volks­ver­tre­ter und die Regie­rung an Wegen inter­es­siert sind, auch jene Defizi­te zu mildern, die abseits der Pande­mie­be­kämp­fung entstan­den sind. Dabei würden keine inakzep­ta­blen Risiken eingegangen.»

Das Tübin­ger Projekt hatte am 16. März begon­nen und wurde bereits zwei Mal verlän­gert. Menschen können sich an mehre­ren Statio­nen kosten­los testen lassen — mit den Beschei­ni­gun­gen der Ergeb­nis­se, den Tages­ti­ckets, können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen.