BERLIN (dpa) – Den Notruf bei Halsschmer­zen anrufen? Der Deutsche Feuer­wehr­ver­band beklagt, dass zu viele Menschen 112 wählen würden, ohne sich tatsäch­lich in einer Notla­ge zu befin­den. Das Problem werde immer größer.

Feuer­weh­ren in Deutsch­land bekla­gen, dass immer mehr Menschen den Notruf 112 ohne trifti­gen Grund wählen. «Das Problem ist massiv und wird immer größer, insbe­son­de­re in Ballungs­zen­tren», sagte der Präsi­dent des Deutschen Feuer­wehr­ver­ban­des, Karl-Heinz Banse, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Den Rettungs­leit­stel­len stünden nur eine begrenz­te Anzahl an Telefon­lei­tun­gen und Mitar­bei­tern zur Verfü­gung: «Der Dispo­nent, der spricht, der kann nur einmal sprechen.» Das könne für Anrufer in einer Notla­ge bedeu­ten, dass der Notruf blockiert sei.

Viele nutzen Notdienst statt Bereitschaftsnummer

Als einen Grund verwies der Verbands­chef auf die ärztli­chen Bereit­schafts­num­mer 116 117, die ausge­baut werden müsse. «Beim ärztli­chen Notdienst ist die Erfah­rung so: Wenn man versucht, dort anzuru­fen, kommt man in eine Warte­schlei­fe. Das ist vielen Menschen einfach zu lange», sagte Banse. Wer dagegen die 112 wähle, wisse, nach spätes­tens 30 Sekun­den einen Ansprech­part­ner zu haben. «Das nutzen viele, weil sie einfach nicht mehr weiterwissen.»

«Im Einzel­fall ist es immer schlimm für jeden Einzel­nen, wenn etwas wehtut. Aber man muss schon abwägen, was tut man gerade: Blockiert man eine Notruf­lei­tung, weil man Halsschmer­zen hat?» Banse beklag­te zugleich, dass die «Selbst­hil­fe­fä­hig­keit» in der Bevöl­ke­rung verlo­ren gehe. «Die Menschen wissen sich nicht mehr zu helfen.»

Eine bundes­wei­te Statis­tik, wie häufig der Notruf ohne trifti­gen Grund gewählt wird, gibt es Banse zufol­ge nicht. «Ich denke, wir werden das auswer­ten müssen.» Zugleich sprach er sich dafür aus, Kinder schon in der Schule für das Thema zu sensibilisieren.

Eine Spreche­rin der Stadt Köln verwies darauf, dass ein Dispo­nent der Leitstel­le entspre­chend geschult sei. «So fragt er sehr gezielt nach, wenn sich jemand beispiels­wei­se in Wider­sprü­che verwi­ckelt oder unglaub­wür­di­ge Aussa­gen trifft. Im Zweifels­fall entschei­det er sich immer dafür, Hilfe zu entsenden.»