Das hat es auch noch nicht gegeben: Mitten im Sommer wird über den nächs­ten Karne­val disku­tiert. Die endgül­ti­ge Entschei­dung ist noch nicht gefal­len. Aber gut sieht es nicht aus.

«Bei der jetzi­gen Infek­ti­ons­la­ge kann ich mir Karne­val nicht vorstel­len», sagte Laumann am Mittwoch bei einer Presse­kon­fe­renz in Düsseldorf.

Er wolle die Entschei­dung darüber auf jeden Fall mit den Karne­vals­ver­ei­nen zusam­men treffen, sagte der CDU-Politi­ker. Man solle sich damit auch ruhig noch zwei, drei Wochen Zeit lassen. «Ich muss Ihnen aber auch sagen, und da will ich auch gar nicht hinterm Berg halten: Wenn in drei Wochen die Inzidenz da ist, wo sie jetzt ist, bin ich schon der Meinung, dass wir dann eher zu der Frage kommen, dass Karne­val so nicht geht, wie wir das kennen. Wir haben ja auch im Frühjahr die Schüt­zen­fes­te nicht gemacht, wir machen jetzt im Herbst die Kirmes nicht.»

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans äußer­te sich ebenfalls skeptisch. «Das, was Karne­val ausmacht, gerade in den Zentren des Karne­vals, das wird nicht gehen», sagte der Rhein­län­der im ntv-«Frühstart». «Karne­val, so wie er ist, geht nicht mit 1,50-Abstand und Schutz­mas­ke.» Deswe­gen müsse man neue Formen finden.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karren­bau­er forder­te eine rasche Entschei­dung. «Für alle Betei­lig­ten muss aus meiner Sicht sehr schnell Klarheit geschaf­fen werden», sagte Kramp-Karren­bau­er am Mittwoch im Fernseh­sen­der Welt. Im Karne­val stecke viel Herzblut, aber auch viel finan­zi­el­les Engagement.

Sicher scheint bereits, dass der Karne­val besten­falls in sehr einge­schränk­ter Form statt­fin­den kann. Die Karne­vals­ver­ei­ne warben am Mittwoch erneut dafür, die Entschei­dung noch offen zu lassen und nicht schon im Sommer den gesam­ten Karne­val abzusa­gen. Gleich­zei­tig beton­ten sie, dass auch für sie die Gesund­heit Vorrang habe.

«Der Straßen­kar­ne­val, der Kneipen­kar­ne­val, das sind so Elemen­te, die wir uns nicht vorstel­len können», sagte der Präsi­dent des Festko­mi­tees Kölner Karne­val, Chris­toph Kuckel­korn, im WDR 2. «Auch Ballver­an­stal­tun­gen können wir uns nicht vorstel­len.» Anders sei es bei Karne­vals­sit­zun­gen mit Hygienekonzept.

Der Düssel­dor­fer Wagen­bau­er Jacques Tilly gab den Rosen­mon­tags­zug noch nicht verlo­ren. «Unter bestimm­ten Bedin­gun­gen kann der auf jeden Fall statt­fin­den», sagte der bundes­weit bekann­te Schöp­fer von Karne­vals­fi­gu­ren der Deutschen Presse-Agentur. «Und wenn man die Wagen einfach irgend­wo aufstellt und die Leute laufen vorbei. Das ist eine Frage der Kreativität.»

Ähnlich äußer­te sich der Komiker und Fernseh­mo­de­ra­tor Bernd Stelter. «Karne­val kann man nicht absagen, das ist Teil des Kalen­ders», sagte der 59-Jähri­ge der Deutschen Presse-Agentur. «Was man absagen kann, sind Veran­stal­tun­gen. Da muss man mal ein bisschen kreativ sein. Einfach so wie früher 10 000 Mann in die Kölnare­na, alle schun­keln, bützen und singen laut, das wird sicher nicht funktio­nie­ren, das ist völlig klar.»

Kritisch äußer­te sich der Hotel- und Gaststät­ten­ver­band Dehoga. Der Gesund­heits­schutz müsse obers­te Priori­tät haben, aber Verbo­te dürften erst am Ende einer Diskus­si­on stehen, kriti­sier­te Dehoga-NRW-Präsi­dent Bernd Niemei­er. Er verwies darauf, dass nach Zahlen des Landes­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­ums nur sechs Prozent aller Infizie­run­gen auf öffent­li­che Veran­stal­tun­gen zurück­gin­gen, ein Drittel dagegen auf priva­te Zusam­men­künf­te. «Ich glaube, dass es aus Infek­ti­ons­ge­sichts­punk­ten sinnvol­ler ist, Veran­stal­tun­gen von Profis aus dem Gastge­wer­be durch­füh­ren zu lassen als von „priva­ten“ Gastge­bern zuhau­se im Keller, im Park oder auf dem Balkon.»

Karne­vals­prä­si­dent Kuckel­korn sagte, Alkohol sei sicher­lich eine Kompo­nen­te, die man bei allen Planun­gen beden­ken müsse. «Vielleicht gibt es ja auch Veran­stal­tun­gen, in denen es auch gar keinen Alkohol mehr gibt oder nur noch einge­schränkt Alkohol.» Mitte Septem­ber werde man vom Landes­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um die vorge­leg­ten Hygie­ne­kon­zep­te bewer­tet zurück­be­kom­men. Dann werde sich zeigen, wie der Karne­vals­be­ginn am 11.11. ablau­fen werde. «Nach dem 11.11. wissen wir die Auswir­kun­gen, wissen, wie’s funktio­niert hat, und das sind dann die Erfah­rungs­wer­te, die wir für die Sessi­on brauchen.»