NÜRNBERG (dpa) — Ein Jahr hat Teresa Windschall als Nürnber­ger Christ­kind schon hinter sich. Sie ist also schon routi­niert. Doch dieses Jahr bringt auch für sie eine Premiere.

Das Nürnber­ger Christ­kind freut sich in diesem Jahr ganz beson­ders auf die Advents­zeit. Für die 18-Jähri­ge Teresa Windschall ist es zwar bereits ihr zweites Amtsjahr als Christ­kind, wegen der Corona-Pande­mie ist es aber das erste Mal, dass sie den weltbe­rühm­ten Nürnber­ger Christ­kind­les­markt feier­lich vor Tausen­den Menschen eröff­nen wird. Sie sei schon aufge­regt, sagte Windschall der Nachrich­ten­agen­tur dpa. Lampen­fie­ber oder Angst vor dem Auftritt habe sie aber nicht, sondern vor allem aufge­reg­te Vorfreu­de auf den Moment.

Von der Empore der Frauen­kir­che in Nürnberg wird Windschall am 25. Novem­ber in einem engels­glei­chen Kostüm mit blonden Locken, Krone und golde­nen Flügeln den Prolog sprechen und damit den Start­schuss für den Christ­kind­les­markt geben.

Ein Sprach­trai­ner habe sie auf den Auftritt vorbe­rei­tet und ihr gezeigt, wie man den Text gut präsen­tie­re, sagte Windschall. Das mehre­re Strophen lange Weihnachts­ge­dicht an sich übe sie aber gar nicht mehr. «Sonst kommt man in so eine Routi­ne rein und rattert nur noch einen Text runter, den man auswen­dig kann.»

Der Termin­plan des Christ­kinds ist in diesem Jahr deutli­cher voller als im vergan­ge­nen. 180 bis 190 Termi­ne werde sie in den fünf Wochen absol­vie­ren, sagte Windschall. Zurzeit mache sie ein freiwil­li­ges sozia­les Jahr im Kranken­haus, werde aber für die Advents­zeit von der Arbeit freige­stellt. Denn Christ­kind zu sein, sei mehr als ein Vollzeit­job: An sieben Tagen die Woche sei sie im Einsatz — bis zum 24. Dezem­ber nachmit­tags. «Dann habe ich tatsäch­lich frei», sagte Windschall.

Seit 1948 gibt es das Nürnber­ger Christ­kind. Früher übernah­men Schau­spie­le­rin­nen die Rolle. Seit 1969 mimen Mädchen aus Nürnberg das Christ­kind, sie werden für zwei Jahre gewählt.

Vor drei Jahren hatte es angesichts der Wahl von Windschalls Vorgän­ge­rin Benigna Munsi eine Debat­te gegeben, ob die immer gleich ausse­hen­de, blond gelock­te Figur des Christ­kin­des in unserer vielfäl­ti­gen Gesell­schaft noch zeitge­mäß ist. Munsis Vater stammt aus Indien, besitzt aber seit langem die deutsche Staatsbürgerschaft.

Teresa Windschall findet das Christ­kind trotz­dem noch zeitge­mäß. «Also für mich ist das Christ­kind einfach eine unglaub­lich schöne Tradi­ti­on.» Es könne den Menschen einen magischen, hoffnungs­vol­len Moment schen­ken. Das spüre sie auf ihren Termi­nen, beson­ders in den Alten­hei­men. Die Menschen dort freuten sich immer sehr, das Christ­kind noch mal erleben zu können. Das sei sehr emotio­nal und berüh­rend, sagte sie. «Deshalb liebe ich auch die Rolle des Christkinds.»