WASHINGTON (dpa) — Vergan­ge­ne Woche gingen die US-Behör­den noch von einem gerin­gen Omikron-Anteil unter den Corona-Fällen aus. Das hat sich inzwi­schen geändert. Präsi­dent Biden warnt vor einem «äußerst schwie­ri­gen Winter».

Omikron hat sich in den USA binnen kurzer Zeit zur vorherr­schen­den Corona-Varian­te entwi­ckelt. Schät­zun­gen zufol­ge entfie­len rund 73 Prozent der neuen Corona-Fälle in der vergan­ge­nen Woche auf Omikron, wie aus Daten auf der Websei­te der US-Gesund­heits­be­hör­de CDC hervorging.

Auch mit Blick auf diesen sprung­haf­ten Anstieg wollte sich US-Präsi­dent Joe Biden heute mit einer Rede an die Menschen im Land wenden und neue Maßnah­men verkün­den. Dabei dürfte es vor allem um Unter­stüt­zung für Kranken­häu­ser gehen — von einem Herun­ter­fah­ren des öffent­li­chen Lebens wurde nicht ausgegangen.

Omikron hat nun Delta, die zuvor vorherr­schen­de Varian­te, auf den zweiten Platz verdrängt. Die Delta-Mutan­te machte den CDC-Schät­zun­gen zufol­ge zuletzt noch etwa ein Viertel der Neuin­fek­tio­nen aus. In manchen Bundes­staa­ten ist Omikron gar schon für mehr als 90 Prozent der Fälle verant­wort­lich. Noch in der Woche bis zum 11. Dezem­ber war Omikron schät­zungs­wei­se für ledig­lich rund 12,6 Prozent der Infek­tio­nen in den USA verant­wort­lich gewesen.

Biden mahnt zur Vorsicht

«Dieser starke Anstieg ähnelt dem, der in anderen Ländern zu beobach­ten ist», erklär­te die Chefin der CDC, Rochel­le Walen­sky. In Deutsch­land dürfte eine ähnlich rasan­te Entwick­lung bevor­ste­hen: Hier verdop­pelt sich die Omikron-Inzidenz laut dem neuen Corona-Exper­ten­rat der Bundes­re­gie­rung etwa alle zwei bis vier Tage.

«Die Omikron-Fälle werden in den kommen­den Tagen zuneh­men — auch bei vollstän­dig geimpf­ten Perso­nen», mahnte Präsi­dent Biden. Wer vollstän­dig geimpft sei oder auch schon eine Auffri­schungs­imp­fung bekom­men habe, könne sich trotz­dem infizie­ren — werde aber wahrschein­lich keine oder nur leich­te Sympto­me haben. «Wenn Sie sich als Erwach­se­ner dafür entschei­den, nicht geimpft zu sein, steht Ihnen ein äußerst schwie­ri­ger Winter für Ihre Familie und Ihre Gemein­schaft bevor», warnte Biden.

Corona-Fall im Weißen Haus

Biden selbst hatte am Freitag Kontakt zu einer Person aus dem Weißen Haus, die später positiv auf das Virus getes­tet wurde. Mit 79 Jahren gehört er schon rein alters­mä­ßig zu einer Risiko­grup­pe. Biden wurde laut seiner Spreche­rin zuletzt am Sonntag und am Montag negativ auf das Corona­vi­rus getes­tet. Ein neuer Test sei für Mittwoch geplant. Der Präsi­dent werde an seinem Programm für die kommen­den Tage festhal­ten und sich nicht isolie­ren, da er vollstän­dig geimpft sei.

Nachdem es die USA im Sommer mit einer hefti­gen Delta-Welle zu tun gehabt hatten, ging die Zahl der Neuin­fek­tio­nen im Septem­ber vorüber­ge­hend zurück. Seit Oktober steigt sie aber wieder an — in den vergan­ge­nen Tagen beson­ders stark. Mehr als 800.000 Menschen sind in den USA seit Beginn der Pande­mie im Zusam­men­hang mit einer Corona-Infek­ti­on gestorben.

Die Impfkam­pa­gne war in den USA gut angelau­fen, mittler­wei­le kommt sie aber nur noch schlep­pend voran. Bislang sind 61,5 Prozent der rund 330 Millio­nen Menschen im Land zweifach geimpft. Knapp 30 Prozent von ihnen haben auch eine Auffri­schungs­imp­fung erhal­ten. Bisher hat das Weiße Haus die Omikron-Varian­te als Grund zur Sorge, aber nicht als Anlass zur Panik bezeichnet.