WEINGARTEN — Zwölf Jahre nach dem Weggang der letzten Benedik­ti­ner aus Weingar­ten, zieht wieder eine Ordens­ge­mein­schaft nach Weingar­ten: die Pallottiner.

Hoch über Weingar­ten thront die barocke Basili­ka, die mit ihren Kloster­ge­bäu­den an die ehema­li­ge Benedik­ti­ner­ab­tei erinnert. Pallot­ti­ner­pa­ter Micha­el Pfenning und sein aus Indien stammen­der Mitbru­der Ashok Masca­ren­has ziehen im Febru­ar nächs­ten Jahres aber bewusst in ein derzeit leerste­hen­des Pfarr­haus unten in der südwest­li­chen Vorstadt bei der Kirche St. Maria. Später soll zu ihnen noch ein afrika­ni­scher Ordens­mann dazusto­ßen. „Wir wollen inter­kul­tu­rel­les Lernen mitein­an­der einüben und frucht­bar machen“, erklärt Pater Pfenning. Die Pallot­ti­ner hatten für die kleine Gemein­schaft nach einem geeig­ne­ten Ort gesucht und sind zusam­men mit Bischof Dr. Gebhard Fürst fündig geworden.

Die Gesell­schaft des Katho­li­schen Aposto­la­tes, wie sich die von Vinzenz Pallot­ti gegrün­de­te Ordens­ge­mein­schaft offizi­ell nennt, hat eine andere Ausrich­tung als die einsti­gen Mönche auf dem Martins­berg. Der Bischof, die Verant­wort­li­chen der Diöze­se Rotten­burg-Stutt­gart für Orden, Pasto­ra­le Konzep­ti­on und Pasto­ra­les Perso­nal und die Ordens­lei­tung entschie­den sich dennoch für die oberschwä­bi­sche Stadt Weingar­ten als Sitz der Kommu­ni­tät. Mit der Wallfahrt zum Heili­gen Blut bestehe dort bereits ein beson­de­rer spiri­tu­el­ler Ort. Pater Pfenning soll in die Pilger­seel­sor­ge einge­bun­den werden und Menschen aus der Stadt und der ganzen Region in ihren Freuden und Nöten profes­sio­nell begleiten.

Auch der pallot­ti­ni­sche Schwer­punkt inter­kul­tu­rel­les Zusam­men­le­ben passt gut zu Weingar­ten. Im Integra­ti­ons­zen­trum arbei­ten die Stadt, die Caritas, die Diöze­se und die Franzis­ka­ne­rin­nen von Reute sowie die örtli­chen Kirchen­ge­mein­den zum Wohle von Migran­ten und Geflüch­te­ten eng zusam­men. Studie­ren­de aus unter­schied­li­chen Konti­nen­ten — beson­ders viele aus Indien — sind an den Hochschu­len einge­schrie­ben. Die ökume­ni­sche Hochschul­seel­sor­ge soll daher einer der Arbeits­be­rei­che von Pater Masca­ren­has werden. Als Pfarr­vi­kar wird er Teil des Pasto­ral­teams der drei katho­li­schen Kirchen­ge­mein­den in Weingar­ten sein und in deren Aufga­ben einge­bun­den werden.

Das Konzept der Diöze­se und der Ordens­ge­mein­schaft für die kleine Weingar­te­ner Kommu­ni­tät ist nach vorne gerich­tet. So wie die drei Geist­li­chen sich dann vor Ort auf einen gemein­sa­men Weg machen, so sollen sich auch die Aufga­ben in Stadt und Dekanat nach und nach entwi­ckeln. „Der einzel­ne Mensch, sein Leben und sein Glauben stehen im Mittel­punkt kirch­li­chen Handelns“, lautet ein pasto­ra­ler Schwer­punkt der Diöze­se. Die Betei­li­gung möglichst vieler und eine gute Vernet­zung unter­schied­li­cher gesell­schaft­li­cher Akteu­re sei das Ziel. Mit den Patres soll gut zwölf Jahre nach dem Weggang der letzten Benedik­ti­ner die Zukunft Weingar­tens als spiri­tu­el­ler Ort in der Region gestärkt werden.

Zu den Personen
Pater Micha­el Pfenning (63) stammt aus Spaichin­gen. Während seiner Kranken­pfle­ge­aus­bil­dung kam er über die Mitfei­er der Oster­ta­ge in der Nieder­las­sung Hersberg am Boden­see in Kontakt mit den Pallot­ti­nern. Die Gemein­schaft faszi­nier­te ihn so sehr, dass er in den Orden eintrat, 1982 die erste Profess ableg­te und 1987 die Pries­ter­wei­he erhielt. Pfenning beklei­de­te von 2013 bis 2022 das Amt des Vize-Provin­zi­als. Zuvor war er Stadt­pfar­rer in Fried­berg und fünf Jahre Rektor in der Nieder­las­sung in Freising. Außer­dem wirkte er als Heimlei­ter, Erzie­her und Jugendpfarrer.

Pater Ashok Masca­ren­has (39) ist in Manga­lo­re in Indien aufge­wach­sen. Seit einem Jahr lebt er in Deutsch­land. Davor war er auch schon drei Jahre in Kanada. Seine Motiva­ti­on, nach Deutsch­land zu kommen, hängt mit dem deutsch­spra­chi­gen ungari­schen Pallot­ti­ner­pa­ter Anton Nenzl zusam­men, der selbst als junger Student nach Indien ging und dort als Missio­nar wirkte. Nenzl habe sein Inter­es­se an der deutschen Sprache und Kultur geweckt, erklärt Masca­ren­has. Derzeit beglei­tet er in Fried­berg eine inter­kul­tu­rel­le Kommu­ni­tät von vier jungen Männern, die neben dem gemein­sa­men Leben in erster Linie Deutsch lernen.