ROM (dpa) — Bei sonni­gem Wetter feiern 100.000 Gläubi­ge auf dem Peters­platz mit dem Papst Ostern. Mit Blick auf Krieg und Leid fordert Franzis­kus energisch Frieden.

Auch in diesem Jahr haben die Kriege und das Leid in der Welt das Oster­fest im Vatikan geprägt. Papst Franzis­kus nutzte die Feier­lich­kei­ten und seine tradi­tio­nel­le Oster­bot­schaft für einen eindring­li­chen Friedensappell.

«Beeilen wir uns, Wege des Friedens und der Geschwis­ter­lich­keit zu beschrei­ten», sagte das Oberhaupt der katho­li­schen Kirche vor rund 100.000 Gläubi­gen bei strah­len­dem Sonnen­schein auf dem Vorplatz des Peters­doms. Wie bereits in der Oster­nacht am Karsams­tag rief der Ponti­fex dazu auf «Konflik­te und Spaltun­gen zu überwin­den und unsere Herzen für dieje­ni­gen zu öffnen, die am meisten in Not sind.»

«Hilf dem gelieb­ten ukrai­ni­schen Volk»

Unter dem Eindruck von mehr als 13 Monaten Krieg Russlands gegen die Ukrai­ne erinner­te der 86-Jähri­ge sicht­lich bewegt an das Leid vor Ort und betete für Frieden: «Hilf dem gelieb­ten ukrai­ni­schen Volk auf dem Weg zum Frieden, und ergie­ße dein öster­li­ches Licht über das russi­sche Volk. Tröste die Verwun­de­ten und dieje­ni­gen, die durch den Krieg gelieb­te Angehö­ri­ge verlo­ren haben, und lass die Gefan­ge­nen sicher zu ihren Famili­en zurück­keh­ren.» Die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft stehe in der Pflicht, sich für die Beendi­gung dieses Krieges und aller Konflik­te einzu­set­zen, die «die Welt mit Blut beflecken».

Franzis­kus erinner­te zudem an das Leid in anderen kriegs- und krisen­ge­plag­ten Regio­nen wie etwa im Libanon, Haiti sowie im Südsu­dan. Angesichts der Spannun­gen im Nahen Osten, rief er Israe­lis und Paläs­ti­nen­ser zum Dialog auf. Die Menschen müssten Vertrau­en schaf­fen — dann sei Frieden möglich.

Sorgen um Gesundheitszustand

Das diesjäh­ri­ge Oster­fest wurde beglei­tet von großen gesund­heit­li­chen Sorgen um den Ponti­fex. Vor rund einer Woche wurde der 86-jähri­ge Argen­ti­ni­er wegen einer Bronchi­tis in einem Kranken­haus behan­delt. Nach knapp drei Tagen des Bangens konnte er jedoch das Kranken­haus verlas­sen. Bereits einen Tag später stand er der tradi­tio­nel­len Palmsonn­tags­mes­se vor. Die Sorgen vieler Katho­li­ken, Franzis­kus könne nicht an den Oster­fei­er­lich­kei­ten teilneh­men, waren groß. Die Feiern rund um Ostern sind die wichtigs­ten im gesam­ten Kirchenjahr.

Der Ponti­fex schien nach seinem Kranken­haus­auf­ent­halt noch angeschla­gen zu sein. Bei den Feier­lich­kei­ten sah man ihn noch gelegent­lich husten, und seine Stimme klang zuwei­len müde. Und auch sein Kniel­ei­den, das ihn seit Länge­rem plagt, machte ihm zu schaf­fen. Den großen Messen der Feier­ta­ge stand Franzis­kus zwar offizi­ell vor, zelebriert wurden sie aller­dings von anderen Kirchen­män­nern. Diese verfolg­te er großteils auf einem Sessel sitzend.

Als der Papst im offenen Papamo­bil erschien, jubel­ten die Gläubi­gen ihm lauthals zu. Einige riefen ihm «Viva il Papa!» (Es lebe der Papst) zu.

Kritik aus der Ukraine

Franzis­kus schon­te sich in der Karwo­che nicht. Am Gründon­ners­tag stand er etwa der Abend­mahl­mes­se vor und begab sich darauf­hin in ein Jugend­ge­fäng­nis in Rom, um zwölf Inhaf­tier­ten symbo­lisch als Zeichen der Demut die Füße zu waschen und zu küssen. Am Freitag stand er der Karfrei­tags­lit­ur­gie «Leiden und Sterben des Herrn» vor. Auf die Teilnah­me an der tradi­tio­nel­len Kreuz­weg­an­dacht vor der eindrucks­vol­len Kulis­se des Kolos­se­ums verzich­te­te er aller­dings kurzfris­tig — wegen der für römische Verhält­nis­se ungewöhn­li­chen Kälte verfolg­te er die Andacht von seinem Wohnsitz im Vatikan aus.

Bei jener Prozes­si­on an dem antiken Amphi­thea­ter standen Geflüch­te­te, Opfer von Gewalt jeder Art und Menschen im Krieg im Zentrum. Sie kamen mit Botschaf­ten des Friedens und der Versöh­nung zu Wort. So wurden etwa die Friedens­bot­schaf­ten von zwei jungen Menschen aus der Ukrai­ne und aus Russland verle­sen. Im vergan­ge­nen Jahr sorgte eine ähnli­che Geste für Kontro­ver­sen. Auch in diesem Jahr ließ Kritik nicht lange auf sich warten: Der ukrai­ni­sche Botschaf­ter am Heili­gen Stuhl kriti­sier­te den Text des russi­schen Jugend­li­chen scharf.

Die beiden berich­te­ten von ihren Erfah­run­gen mit Blick auf den Krieg in der Ukrai­ne. Der ukrai­ni­sche Jugend­li­che erzähl­te, wie er vor dem Krieg nach Itali­en floh. Der Russe rief in seiner Botschaft zum Gebet auf: «Jesus, bitte, mach, dass auf der ganzen Welt Frieden ist und dass wir alle Geschwis­ter sein können.»

Von Robert Messer, dpa