FRANKFURT/MAIN (dpa) — Die Piloten der Lufthan­sa haben zum ganztä­gi­gen Streik am Freitag aufge­ru­fen. Die Airline streicht notge­drun­gen Hunder­te Flüge. Die Auswir­kun­gen werden noch tagelang spürbar bleiben.

Die Lufthan­sa streicht wegen des angekün­dig­ten Piloten­streiks am Freitag nahezu ihr komplet­tes Programm. Es fallen an den Drehkreu­zen München und Frank­furt rund 800 Flüge mit voraus­sicht­lich 130.000 betrof­fe­nen Passa­gie­ren aus, wie das Unter­neh­men am Donners­tag mitteilte.

Der ganztä­gi­ge Streik führe zu starken Auswir­kun­gen auf den Flugbe­trieb in der Haupt­rück­rei­se­zeit zum Ende der Schul­fe­ri­en in mehre­ren Bundes­län­dern. Auch am Donners­tag sowie am Samstag und Sonntag könne es zu Flugaus­fäl­len kommen.

Die Gesell­schaf­ten Eurowings und Eurowings Disco­ver sind von dem Streik­auf­ruf nicht betrof­fen und sollen planmä­ßig fliegen. Auch Lufthan­sa-Flüge von nicht-deutschen Start­punk­ten finden statt, sofern Flugzeu­ge und Crews bereits im Ausland sind.

Die Gewerk­schaft Verei­ni­gung Cockpit (VC) hat die Piloten der Kernge­sell­schaft wie auch der Fracht­toch­ter Lufthan­sa Cargo zu einem ganztä­gi­gen Streik aufgerufen.

Lufthan­sa: Kein Verständ­nis für Streik

Lufthan­sa-Perso­nal­vor­stand Micha­el Nigge­mann forder­te die VC zur Rückkehr an den Verhand­lungs­tisch auf. Er sagte laut Mittei­lung: «Uns fehlt jedes Verständ­nis für den Streik­auf­ruf der VC. Die Arbeit­ge­ber­sei­te hat ein sehr gutes und sozial ausge­wo­ge­nes Angebot gemacht — trotz der nachwir­ken­den Lasten der Corona-Krise und unsiche­ren Aussich­ten für die Weltwirt­schaft.» Die Eskala­ti­on gehe zulas­ten Tausen­der Kunden und Kundinnen.

Laut Lufthan­sa würden die Forde­run­gen der VC die Perso­nal­kos­ten im Cockpit um 40 Prozent erhöhen. Zuletzt habe das Unter­neh­men eine Erhöhung der monat­li­chen Grund­ver­gü­tung um pauschal 900 Euro angebo­ten. Bezogen auf die Laufzeit von 18 Monaten würde das Zuwäch­se von 18 Prozent für Berufs­an­fän­ger und 5 Prozent für Kapitä­ne in der Endstu­fe ergeben, teilte die Lufthan­sa mit. Ein Berufs­an­fän­ger käme dann unabhän­gig vom Flugzeug­typ auf ein Jahres­brut­to­ge­halt von rund 81.000 Euro und ein Kapitän in der Endstu­fe auf knapp 289.000 Euro Grundgehalt.

Es geht ums Geld, aber auch um die Ziele der Lufthansa

Die VC hatte neben 5,5 Prozent mehr Geld in diesem Jahr einen automa­ti­sier­ten Ausgleich oberhalb der Infla­ti­on ab 2023 verlangt. Dazu kämen eine neue Gehalts­ta­bel­le sowie mehr Geld für Krank­heits­ta­ge, Urlaub und Training. Auf eine Laufzeit von zwei Jahren würde das eine Mehrbe­las­tung von 900 Millio­nen Euro bedeu­ten, erklär­te die Lufthan­sa. Die VC wollte sich zu diesen Zahlen nicht äußern.

«Um Arbeits­kämp­fe abzuwen­den, muss Lufthan­sa ein deutlich verbes­ser­tes Angebot vorle­gen», erklär­te VC-Tarif­chef Marcel Gröls. Offizi­el­ler Anlass des Arbeits­kamp­fes sind die aus Sicht der Gewerk­schaft geschei­ter­ten Verhand­lun­gen über einen neuen Gehalts­ta­rif­ver­trag. Im Hinter­grund schwelt zudem ein Konflikt über die Konzernstrategie.

Die VC hatte sich in der Vergan­gen­heit die Zahl von 325 Flugzeu­gen garan­tie­ren lassen, die ausschließ­lich von den rund 5000 Kapitä­nen und Ersten Offizie­ren geflo­gen werden durften, die dem Konzern­ta­rif­ver­trag unter­la­gen. Die Lufthan­sa hatte diese Verein­ba­rung unter dem Eindruck der Corona-Krise gekün­digt, sich nun aber bereit gezeigt, die Flotten­ga­ran­tie wieder­zu­be­le­ben. In welcher Größen­ord­nung blieb unklar.