Große Sorge in Karls­ru­he: Stunden­lang hält eine Geisel­nah­me in einer Apothe­ke die Stadt in Atem. Die Polizei ist mit einem Großauf­ge­bot und Spezi­al­kräf­ten im Einsatz, zieht auch noch am Freitag­abend immer mehr Einsatz­kräf­te zusam­men, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Polizei­krei­sen erfuhr. Gegen 16.30 Uhr gehen die ersten Notru­fe ein. Mehre­re Geiseln sind in der Gewalt des Täters. Nach fast fünf Stunden — um 21.10 Uhr stürmen Spezi­al­kräf­te die Apothe­ke und beenden die Geiselnahme.

«Glück­li­cher­wei­se sind keine Geiseln körper­lich verletzt», sagte Polizei­spre­cher Dennis Krull. Ein tatver­däch­ti­ger Mann wurde überwäl­tigt und vorläu­fig festge­nom­men. Augen­zeu­gen berich­te­ten kurz zuvor von zwei lauten Knall­ge­räu­schen, Polizis­ten seien auf die Apothe­ke zugelau­fen. Auch nach der Festnah­me durch­such­ten Polizis­ten das Gebäu­de — um sicher­zu­stel­len, dass sich nicht noch ein weite­rer Täter versteckt, wie der Sprecher schil­der­te. Über mögli­che Forde­run­gen und Lösegeld­for­de­run­gen wollte die Polizei aus einsatz­tak­ti­schen Gründen zunächst keine Angaben machen.

Schon sehr früh hatte die Polizei Kontakt «in die Apothe­ke hinein». Eine Gefahr für die Bevöl­ke­rung bestand nach Einschät­zung der Einsatz­kräf­te nicht. Trotz­dem rief die Polizei die Menschen dazu auf, das Einsatz­ge­biet zu meiden und den Anwei­sun­gen der Einsatz­kräf­te Folge zu leisten. Für Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner wurde eine Schule zum Unter­kom­men geöff­net. Alle, die wegen der Absperr­maß­nah­men nicht nach Hause konnten, hatten die Möglich­keit in die Neben­i­us­schu­le zu gehen.

Veran­stal­tun­gen in der Nähe abgesagt

Der Tatort befin­det sich mitten in der Innen­stadt von Karls­ru­he an einer der Haupt­stra­ßen. Die Einsatz­kräf­te sperr­ten das Gebiet weiträu­mig ab. Auf der Straße waren zahlrei­che Einsatz­wa­gen von Polizei und Rettungs­dienst zu sehen.

Die Karls­ru­her Messe sagte wegen der Lage zwei Abend­ver­an­stal­tun­gen kurzfris­tig ab. Ein Event mit Hunde­trai­ner Martin Rütter sowie ein Meister­kon­zert seien betrof­fen, sagte eine Spreche­rin der Messe am Freitag auf Anfrage.

Sie gehe davon aus, dass das Event in der Schwarz­wald­hal­le ausver­kauft gewesen sei, die Halle fasst mehre­re Tausend Menschen. Das Konzert sollte im nahe gelege­nen Konzert­haus statt­fin­den. Die Spreche­rin ging hier von rund 1000 verkauf­ten Tickets aus. Für die Besucher war ohnehin kein Durch­kom­men: Beide Veran­stal­tungs­or­te gehören zum Festplatz, der nahe des Einsatz­or­tes liegt, den die Polizei großräu­mig abgesperrt hat. Nach Angaben der Verkehrs­be­trie­be Karls­ru­he wurde die Halte­stel­le Kongress­zen­trum nicht mehr angefahren.

Apothe­ke erst im Januar überfallen

Der promi­nen­te Hunde­trai­ner Rütter rief seine Fans dazu auf, nicht zu einer mit ihm für den Abend geplan­ten, aber abgesag­ten Veran­stal­tung nahe des Einsatz­or­tes zu kommen. «Die Veran­stal­tung ist jetzt gerade abgesagt worden, und zwar deshalb, weil Luftli­nie 100 Meter in einer Apothe­ke eine bewaff­ne­te Geisel­nah­me statt­fin­det», sagte Rütter in einem auf seinem Insta­gram-Kanal veröf­fent­lich­ten Video. «Bitte kommt nicht zur Halle, es ist hier großflä­chig abgesperrt, und bitte kommt auch nicht in die Nähe.»

Erst im Januar war es zu einem Zwischen­fall in der Apothe­ke gekom­men: Ein maskier­ter Räuber gelang­te in den Perso­nal­be­reich, bedroh­te einen Angestell­ten mit einem sägeähn­li­chen Werkzeug und floh mit einem Liter Metha­don. Wenige Tage später wurde in diesem Fall ein Tatver­däch­ti­ger erfasst, er kam in Haft.

Von Martin Oversohl, Antonia Hofmann und Sophia Weimer, dpa