BERLIN (dpa) — Bislang liegt darf die Deutsche Post die Brief­zu­stel­lung nicht an Fremd­fir­men verge­ben. Das Unter­neh­men droht damit, daran zu rütteln, sollte es keine Einigung im Tarif­streit geben.

Im Tarif­streit mit der Gewerk­schaft Verdi zieht die Deutsche Post eine stärke­re Fremd­ver­ga­be ihrer Aufga­ben in Betracht. «Wir haben als Post für Deutsch­land über viele Jahrzehn­te ein Betriebs­mo­dell aufge­baut, das ausschließ­lich mit eigenen Kräften operiert», sagte Post-Perso­nal­vor­stand Thomas Ogilvie den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe. «Wenn Verdi das jetzt alles vor dem Hinter­grund kurzfris­ti­ger maxima­ler Lohnstei­ge­run­gen infra­ge stellt, werden wir unser Betriebs­mo­dell überden­ken müssen.»

Dies würde sich dann auch auf die Arbeits­plät­ze auswir­ken. «Wenn wir nicht mehr ausrei­chend in neue Betriebs­stand­or­te inves­tie­ren können, stellt sich die Frage, ob wir diese Stand­or­te weiter selber betrei­ben können und wollen, oder ob wir sie fremd­ver­ge­ben», sagte Ogilvie.

Im Paket­be­reich habe die Post bei der Zustel­lung 98 Prozent in der eigenen Wertschöp­fung. «Betriebs- und Sortier­zen­tren sind im Eigen­be­trieb. Die Brief­zu­stel­lung haben wir komplett im Eigen­be­trieb», sagte Ogilvie. Bisher sei bis Ende Juni die Fremd­ver­ga­be der Brief­zu­stel­lung vertrag­lich ausgeschlossen.

In der vergan­ge­nen Woche waren die Tarif­ver­hand­lun­gen für rund 160.000 Beschäf­tig­te der Deutschen Post geschei­tert. Die Gewerk­schaft Verdi lässt ab Montag darüber abstim­men, ob sie bei der Post einen unbefris­te­ten Streik ausru­fen soll. Verdi fordert einen einjäh­ri­gen Vertrag mit 15 Prozent mehr Lohn, das Manage­ment hält dies für wirtschaft­lich nicht tragfä­hig. Die Post bietet einen zwei Jahre laufen­den Tarif­ver­trag mit verschie­de­nen Finanz­kom­po­nen­ten an. Firmen­an­ga­ben zufol­ge würde sich zum Beispiel das Einstiegs­ent­gelt eines Paket­sor­tie­rers in diesem Zeitraum um 20,3 Prozent erhöhen und das einer Zustel­le­rin um 18 Prozent. Außer­dem soll die steuer­freie Infla­ti­ons­aus­gleichs­prä­mie über insge­samt 3000 Euro fließen.