BONN (dpa) — Als das jetzi­ge Brief­por­to von 85 Cent festge­legt wurde, war die Infla­ti­on eher niedrig. Heute gibt es deutlich höhere Energie­kos­ten und Löhne. Die Post will daher früher als verein­bart die Preise erhöhen.

Die Deutsche Post will wegen gestie­ge­ner Kosten das Brief­por­to im kommen­den Jahr vorzei­tig erhöhen. Das Unter­neh­men stell­te dafür nach eigenen Angaben einen entspre­chen­den Antrag bei der Bundes­netz­agen­tur. «Eine Erhöhung der Preise fällt uns in Hinblick auf die berech­tig­ten Inter­es­sen unserer Kundin­nen und Kunden nicht leicht», argumen­tier­te Post-Manage­rin Nikola Hagleit­ner. Angesichts der Infla­ti­on, höherer Energie­prei­se, des jüngs­ten Tarif­ab­schlus­ses sowie unerwar­tet stark abneh­men­der Brief­men­gen führe daran aber kein Weg vorbei.

Das Bonner Unter­neh­men darf das Porto nicht selbst festle­gen. Statt­des­sen macht die Netzagen­tur Vorga­ben, wie die Post an der Preis­schrau­be drehen darf. Normal­wei­se geschieht dies alle drei Jahre. Die aktuel­len Preise gelten seit Anfang 2022, als sich der Inlands­stan­dard­brief von 80 auf 85 Cent verteu­er­te. Das jetzi­ge Porto läuft planmä­ßig Ende 2024 aus.

Höhe der gefor­der­ten Preis­stei­ge­rung noch unklar

Konkret beantragt die Post den Wider­ruf der sogenann­ten Price-Cap-Maßgrö­ßen­ent­schei­dung, auf deren Basis die Brief­prei­se geneh­migt wurden. Sie wurde in einer Zeit festge­setzt, als die Infla­ti­on vergleichs­wei­se niedrig war. Der Spiel­raum für Preis­er­hö­hun­gen liegt zwischen 2022 und 2024 bei insge­samt 4,6 Prozent. Zum Vergleich: Allein im vergan­ge­nen Jahr stiegen die allge­mei­nen Verbrau­cher­prei­se um 6,9 Prozent. Die von der Behör­de unter­stell­ten Kosten und Mengen­ent­wick­lun­gen seien so nicht einge­tre­ten, argumen­tier­te das Unternehmen.

Um welchen Betrag die Preise steigen sollen, ist noch unklar. Sollte es zu einem neuen Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren kommen, würde die Netzagen­tur auch den Spiel­raum für Erhöhun­gen festlegen.

Hagleit­ner sagte: «Es sollte uns erlaubt werden, die nötigen finan­zi­el­len Mittel für faire Löhne und die Sicher­stel­lung einer zeitge­mä­ßen, flächen­de­cken­den Postver­sor­gung am Markt verdie­nen zu können.» Schon 2022 habe der Bereich Post & Paket Deutsch­land keinen Beitrag zur Dividen­den­zah­lung des Konzerns geleis­tet und werde das auch in diesem Jahr nicht leisten können. Der Staats­kon­zern argumen­tiert zudem, dass der Preis für einen Standard­brief unter dem europäi­schen Durch­schnitts­preis von 1,33 Euro und auch unter dem Niveau in Polen, Tsche­chi­en, der Slowa­kei oder Rumäni­en liege.

Deutsche Post als Univer­sal­dienst­leis­ter in der Pflicht

Die Post ist als sogenann­ter Univer­sal­dienst­leis­ter das einzi­ge Unter­neh­men, das überall in Deutsch­land Briefe zustel­len muss — also nicht nur in Städten, wo die Zustell­kos­ten relativ niedrig sind, sondern auch auf dem Land. Außer­dem muss sie Pflich­ten zum Filial­netz, zur Brief­kas­ten-Erreich­bar­keit und zur Geschwin­dig­keit des Brief­ver­sands erfüllen.

Bereits beschlos­sen sind laut Post Preis­er­hö­hun­gen für bestimm­te Produk­te für Privat­kun­den im Paket­be­reich und für Geschäfts­kun­den bei Werbe­post. So steigt der Privat­kun­den­preis für das Zehn-Kilo-Paket zum 1. Juli von 9,49 auf 10,49 Euro. Die Unter­neh­men verweist darauf, dass die Preise der Tochter DHL weiter unter dem Niveau der Konkur­renz liegen werden.