Vor einer Woche lag Trump noch im Kranken­haus. Jetzt zieht es ihn wieder zurück in den Wahlkampf. Sein Arzt gibt grünes Licht dafür — doch wichti­ge Fragen zu seiner Gesund­heit bleiben unbeantwortet.

Der jüngs­te Corona­vi­rus-Test habe nach «gegen­wär­tig anerkann­ten Standards» gezeigt, dass der Präsi­dent «kein Übertra­gungs­ri­si­ko für andere mehr darstellt», erklär­te Medizi­ner Sean Conley am Samstag­abend (Ortszeit) in einem vom Weißen Haus verbrei­te­ten Schreiben.

Er berief sich dabei auf Trumps jüngs­ten Test vom Samstag­mor­gen. Trump, der sich am 3. Novem­ber um eine zweite Amtszeit bewirbt, hat schon ab Montag wieder große Wahlkampf­auf­trit­te geplant. Am Samstag sprach er bereits von einem Balkon des Weißen Hauses aus knapp 20 Minuten lang zu mehre­ren Hundert Anhän­gern auf dem Gelände.

Trump könne nun, rund zehn Tage nach dem Auftre­ten erster Sympto­me, gemäß den Krite­ri­en der Gesund­heits­be­hör­de CDC seine freiwil­li­ge Quaran­tä­ne beenden, erklär­te der Arzt. Die Tests im Verlauf seiner Erkran­kung hätten eine stets abneh­men­de Virus­kon­zen­tra­ti­on gezeigt, schrieb Conley weiter. Er werde Trump, der wieder zu «seinem aktiven Termin­plan» zurück­keh­re, weiter beobachten.

Trump habe seit «weit mehr als 24 Stunden» kein Fieber mehr, «alle Sympto­me» hätten sich «verbes­sert», schrieb der Arzt. Er machte aber keine Angaben dazu, welche Sympto­me bei Trump noch in welchem Maß feststell­bar waren. Zudem schrieb Conley an keiner Stelle expli­zit, dass der jüngs­te Corona-Test bei Trump negativ ausge­fal­len war. Es schien daher auch möglich, dass der jüngs­te Test wegen einer gerin­gen Virus­kon­zen­tra­ti­on immer noch positiv ausge­fal­len war.

Der 74-jähri­ge Trump war nach eigenen Angaben am 1. Oktober positiv auf das Corona­vi­rus getes­tet worden. Das Weiße Haus teilte jedoch nie mit, wann Trumps regel­mä­ßi­ge Corona-Tests zuletzt negativ ausge­fal­len waren. Trump erkrank­te an Covid-19 und wurde daher ab 2. Oktober drei Tage in einem Militär­kran­ken­haus behan­delt. Dort gaben ihm Ärzte unter anderem das antivi­ra­le Medika­ment Remde­si­vir, Entzün­dungs­hem­mer und einen experi­men­tel­len Antikör­per-Cocktail. Die aggres­si­ve Behand­lung ließ vielen Exper­ten zufol­ge — entge­gen der Darstel­lung des Weißen Hauses — auf eine ernste­re Erkran­kung schließen.

Trump hatte am Freitag erstmals einen länge­ren TV-Auftritt absol­viert, am Samstag trat er im Weißen Haus auch erstmals wieder kurz öffent­lich auf. Trump sprach dabei von einem Balkon des Weißen Hauses vor mehre­ren Hundert Anhän­gern, die sich auf dem Südra­sen des Gelän­des versam­melt hatten. Sie trugen zumeist Masken, standen aber relativ dicht gedrängt. «Ich fühle mich toll», sagte Trump unter dem Jubel der Anhän­ger. Der Republi­ka­ner warnte eindring­lich vor einem Wahlsieg seines demokra­ti­schen Heraus­for­de­rers Joe Biden. Seine Rede blieb mit weniger als 20 Minuten aber ungewöhn­lich kurz: Bei solchen Anläs­sen spricht Trump sehr oft länger als eine Stunde.

Bidens Programm sei «sozia­lis­tisch» oder gar «kommu­nis­tisch» und würde das Land in die Krise stürzen, behaup­te­te Trump. Der Demokrat sei nicht fähig, das Land zu regie­ren, sagte Trump. Der Präsi­dent liegt in Umfra­gen gut drei Wochen vor der Wahl aller­dings hinter Biden (77), einem frühe­ren Senator und Ex-Vizepräsidenten.

Trumps Wahlkampf­team kündig­te für Montag, Diens­tag und Mittwoch jeweils einen großen Wahlkampf­auf­tritt des Präsi­den­ten in den bei der Wahl wichti­gen Bundes­staa­ten Flori­da, Pennsyl­va­nia und Iowa an.

Trump versprach bei dem Auftritt im Weißen Haus auch erneut, dass die Pande­mie bald überstan­den sein werde. «Sie verschwin­det und die Impfstof­fe werden helfen und die Mittel zur Behand­lung werden sehr viel helfen», sagte Trump. Das «China-Virus» werde «ein für alle Mal besiegt» werden, versprach er. Viele Exper­ten halten Trumps Progno­sen zur Pande­mie aber für viel zu rosig und werfen ihm Versa­gen vor.

Daten der Univer­si­tät Johns Hopkins zufol­ge haben sich in dem Land mit 330 Millio­nen Einwoh­nern bislang rund 7,7 Millio­nen Menschen mit dem Corona­vi­rus infiziert, 214 000 Menschen starben.

Der Streit um ein weite­res billio­nen­schwe­res Corona-Konjunk­tur­pa­ket ging unter­des­sen in die nächs­te Runde: Die Demokra­ten im Reprä­sen­tan­ten­haus lehnten einen Kompro­miss­vor­schlag der Regie­rung ab. Das Angebot biete keinen schlüs­si­gen Plan, die Corona-Pande­mie unter Kontrol­le zu bringen. Es ziele offen­bar darauf ab, Trump vor der Wahl möglichst viel Geld zu verschaf­fen, über das er nach Gutdün­ken verfü­gen könne, kriti­sier­te die Vorsit­zen­de der Parla­ments­kam­mer, Nancy Pelosi, am Samstag.

Der Vorschlag der Regie­rung soll US-Medien­be­rich­ten zufol­ge ein Volumen von 1,8 Billio­nen US-Dollar (1,5 Billio­nen Euro) haben. Die Demokra­ten hatten zuletzt ein Paket in Höhe von mehr als 2 Billio­nen Dollar vorge­legt. Trumps Republi­ka­ner wollen Arbeit­ge­bern zudem weitge­hend Immuni­tät für mögli­che Corona-Klagen einräu­men, was die Demokra­ten vehement ableh­nen. Der Kongress hat seit März bereits Konjunk­tur­pa­ke­te in Höhe von rund drei Billio­nen Dollar auf den Weg gebracht, was gut zehn Prozent der Wirtschafts­leis­tung entspricht.