NEWPORT NEWS (dpa) — In einer Grund­schu­le strei­ten ein Sechs­jäh­ri­ger und seine Lehre­rin. Schließ­lich schießt der Junge auf die Frau — und verletzt sie lebens­ge­fähr­lich. Über sein Motiv wird gerätselt.

Ein Erstkläss­ler hat in seiner Grund­schu­le im US-Bundes­staat Virgi­nia auf seine Lehre­rin geschos­sen und sie dabei lebens­ge­fähr­lich verletzt. Das berich­te­te die Polizei der Stadt Newport News am Freitag auf Twitter. Der sechs Jahre alte Schüler der Richneck-Grund­schu­le befin­de sich in Polizei­ge­wahr­sam. Bei dem Vorfall am Freitag­nach­mit­tag seien keine Schüler verletzt worden. Eltern und Schüler seien in der Sport­hal­le der Schule wieder zusam­men­ge­führt worden. Die Ermitt­lun­gen dauer­ten an.

Auslö­ser des Vorfalls sei ein Streit im Klassen­raum gewesen, berich­te­te die «New York Times» unter Berufung auf die Behör­den. Der Junge habe mit einer Handfeu­er­waf­fe ein Mal auf die Lehre­rin, die zwischen 30 und 40 Jahren alt sei, geschos­sen, sagte Steve Drew, der Leiter des Newport News Police Depart­ment, auf einer Presse­kon­fe­renz. «Das war kein verse­hent­li­cher Schuss.» Nun müsse geklärt werden, woher die Waffe kam und wie sich der Vorfall ereig­net habe.

Die Verlet­zun­gen der Lehre­rin würden als lebens­be­droh­lich einge­stuft, es habe aber «nach dem letzten Update, das wir erhal­ten haben, eine gewis­se Verbes­se­rung gegeben», sagte Drew laut CNN. Fotos und Videos, die nach der Tat aufge­nom­men wurden, zeigten verängs­tig­te Kinder, Dutzen­de Polizis­ten patrouillierten.

Tranni­sha Brown, deren Sohn die Schule besucht, sagte der «New York Times», sie habe kurz nach dem Vorfall einen Anruf von ihrem 11-jähri­gen Kind erhal­ten. Der Fünft­kläss­ler habe sich mit seinen Freun­den auf dem Boden seines Klassen­zim­mers verschanzt, sei ängst­lich gewesen. Im Hinter­grund habe sie weinen­de und verzwei­fel­te Kinder gehört. «Das hat mich erschüt­tert.» Die 32-Jähri­ge berich­te­te, sie habe lange mit ihrem Sohn telefo­niert und versucht, ihn zu trösten.

Der Leiter der öffent­li­chen Schulen von Newport News, George Parker, sagte, er stehe unter Schock. «Wir müssen unsere Kinder unter­rich­ten und für ihre Sicher­heit sorgen.» Schulen in seinem Distrikt verfüg­ten zwar über Metall­de­tek­to­ren, die Kinder würden aber nicht täglich kontrol­liert, sondern vor allem in konkre­ten Bedro­hungs­la­gen. Waffen dürften nicht in die Hände von Jugend­li­chen gelan­gen. Am Montag werde die Schule vorerst geschlos­sen bleiben.

Die Stadt Newport News hat rund 180.000 Einwoh­ner und ist damit die fünft­größ­te Stadt in dem Staat. Sie liegt gut 110 Kilome­ter südöst­lich von Virgi­ni­as Haupt­stadt Richmond. Bekannt ist sie für ihre Schiffs­werft. Rund 560 Schüler besuchen US-Medien­be­rich­ten zufol­ge die Richneck-Grundschule.

Vorfäl­le an Schulen mit solch jungen Schüt­zen sind auch in den USA selten. Laut einer von der «New York Times» zitier­ten Organi­sa­ti­on hat es seit 1970 bisher 16 Fälle mit Schüt­zen unter zehn Jahren gegeben. Bei drei von ihnen seien Sechs­jäh­ri­ge betei­ligt gewesen, von diesen drei Vorfäl­len wieder­um seien zwei als verse­hent­lich regis­triert worden.

Der Vorfall in Newport News unter­streicht die anhal­ten­de Bedro­hung durch Waffen­ge­walt an Schulen in den USA. Im Mai waren bei einem Amoklauf an einer Grund­schu­le in Uvalde im US-Staat Texas 19 Kinder und zwei Lehrer ums Leben gekommen.