Stuttgart (dpa) — Die Polizei hat bei den Razzien rund um den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach auch in Baden-Württemberg die Wohnungen von sechs Verdächtigen genauer unter die Lupe genommen.
Es wurden sechs Objekte durchsucht, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Köln mitteilten. Es seien 40 Polizisten im Einsatz gewesen. Es wurden diverse Mobiltelefone und Datenträger sichergestellt. Nach Angaben von baden-württembergischen Sicherheitskreisen gab es Durchsuchungen im Bereich der Polizeipräsidien Aalen, Karlsruhe, Offenburg, Heilbronn, Ulm und Reutlingen.
Bei den Razzien hatten die Ermittler 50 Tatverdächtige — 48 Männer und zwei Frauen — im Visier. Ihnen werde der Besitz und die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Beschuldigten selbst Kinder missbraucht hätten, sagte Ermittlungsleiter Michael Esser.
Die Aktion vom Dienstag sei die bisher größte der Ermittlungskommission «Berg» gewesen. Die Beamten — darunter auch Spezialkräfte — hätten 60 Objekte durchsucht, die meisten davon in Bayern. Dort sei die Polizei an 15 Orten gegen 13 Tatverdächtige vorgegangen.
Insgesamt gibt es in dem Missbrauchsfall, der im vergangenen Oktober in Bergisch Gladbach seinen Ausgang nahm, deutschlandweit inzwischen mehr als 200 namentlich bekannte Beschuldigte.
Die Ermittler haben wiederholt von einem «Schneeball-System» gesprochen: Mit jedem Verdächtigen werden sie auf weitere Täter aufmerksam. «Wir reden von 30.000 unbekannten Tatverdächtigen», sagte Markus Hartmann, Leiter der ZAC NRW, der Deutschen Presse-Agentur.
Ins Rollen gebracht wurde dies alles durch eine Durchsuchung im Oktober 2019 bei einem Familienvater in Bergisch Gladbach bei Köln. Bei ihm fand die Polizei Tausende Bilder und Videos. Es ging um riesige Datenmengen — inklusive Spuren zu Chatpartnern. Davon ausgehend kamen die Polizisten nach und nach immer mehr Verdächtigen auf die Spur. Und ein Ende ist nicht abzusehen.