BERLIN (dpa) — Warum ist das Großaqua­ri­um am Berli­ner Dom geplatzt? Und wie geht es dort weiter? Am Tag nach dem Unglück, das fast eine Katastro­phe gewor­den wäre, sind noch einige Fragen offen.

Einen Tag nach dem Platzen des riesi­gen Berli­ner Aquari­ums Aquadom geht es weiter um das Aufräu­men an der Unglücks­stel­le und die Suche nach Antwor­ten. Gestern war das Aquari­um mit rund 1500 Fischen, das sich in einem Hotel nahe dem Dom befand, zerbors­ten. Vermu­tet wird eine Materi­al­er­mü­dung. Eine Milli­on Liter Wasser ergos­sen sich aus dem zerstör­ten 16 Meter hohen Glaszy­lin­der in das Hotel und auf die Straße, die Szene­rie glich einem Trümmerfeld.

Weil so früh morgens zahlrei­che Hotel­gäs­te noch nicht im Erdge­schoss unter­wegs waren, wurden nur zwei Menschen leicht verletzt. Die Polizei und viele Gäste sprachen von einem sehr lauten Knall. Teile der Fassa­de des Hotels flogen auf die Straße, große Mengen Wasser ström­ten heraus. Polizei und Feuer­wehr waren mit jeweils etwa 100 Perso­nen im Einsatz. Die Pumpar­bei­ten des Techni­schen Hilfs­werks sollten bis in die Nacht zum Samstag dauern.

Die Berli­ner Feuer­wehr fand noch einige Dutzend Fische lebend im unteren Bereich des zerbors­te­nen Gefäßes. Spezi­al­kräf­te hätten diese gebor­gen, sagte Feuer­wehr­spre­cher James Klein. Sie sollten in anderen Aquari­en unter­ge­bracht werden.

Wasser in benach­bar­ten Gebäuden

Viel Wasser lief in die Kanali­sa­ti­on, viel aber auch in Keller und benach­bar­te Einrich­tun­gen — etwa das DDR-Museum. Der Aquadom war nach Angaben der Betrei­ber das «größte, zylin­dri­sche frei stehen­de Aquari­um der Welt», eine bekann­te Attrak­ti­on in Berlin. Es war ein Behäl­ter aus Acryl­glas, der einen Durch­mes­ser von 11,5 Metern hatte. Die Schei­ben sollen 20 Zenti­me­ter dick gewesen sein. Berlins Innen­se­na­to­rin Iris Spran­ger (SPD) sagte gestern: «Die Ermitt­lun­gen zur Ursache sind natür­lich noch nicht abgeschlos­sen, erste Anzei­chen deuten jedoch auf eine Materialermüdung.»

Fische von über 100 verschie­de­nen Arten schwam­men in den 1000 Kubik­me­tern Salzwas­ser. Das entsprach einem Gewicht von etwa 1000 Tonnen. Das Aquari­um wurde den Angaben zufol­ge bis Sommer 2020 umfas­send moder­ni­siert und öffne­te dann wegen der Corona-Pande­mie erst 2022 wieder. Der Bau soll vor knapp 20 Jahren nach damali­gen Mittei­lun­gen und Berich­ten knapp 13 Millio­nen Euro gekos­tet haben.

Grund noch «völlig unklar»

Die Eigen­tü­mer­fir­ma des Aquadoms zeigte sich «bestürzt über das Unglück». Der Grund für das Zerbers­ten des riesi­gen Zylin­ders sei noch «völlig unklar», sagte ein Sprecher der Firma Union Invest­ment. «Wir versu­chen, uns derzeit in Abstim­mung mit Polizei und Feuer­wehr vor Ort ein genaue­res Bild von der Lage und des entstan­de­nen Schadens zu verschaffen.»

Kritik gab es von der Tierschutz­or­ga­ni­sa­ti­on Peta. «Wir werden Straf­an­zei­ge gegen die Verant­wort­li­chen erstat­ten, weil hier offen­bar fahrläs­sig mit dem Leben von rund 1500 Fischen umgegan­gen wurde», teilte ein Sprecher der Organi­sa­ti­on gestern mit. Die Zerstö­rung des Aquari­ums sei eine «riesen­gro­ße, menschen­ge­mach­te Tragö­die». Es dürfe nicht wieder aufge­baut werden.

Eigen­tü­mer: Gebäu­de nicht einsturzgefährdet

Nach dem Platzen des riesi­gen Aquari­ums ist das Gebäu­de an den Eigen­tü­mer überge­ben worden. «Es ist nicht einsturz­ge­fähr­det», sagte Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäu­de­ei­gen­tü­mers Union Invest­ment. Bautech­ni­sche Unter­su­chun­gen fänden aber weiter­hin statt. Zuvor hatte der RBB berichtet.

Das Hotel, in dem sich das 16 Meter hohe Aquari­um befand, sei «bis auf weite­res» geschlos­sen. Die Gäste seien noch am Freitag in ein anderes Hotel gebracht worden. Man sei in engem Austausch mit dem Hotel, sagte Hellbusch. In dem Gebäu­de­kom­plex wurden demnach mindes­tens sechs weite­re Läden beschä­digt. «In der Tiefga­ra­ge stehen aktuell immer noch fünf Zenti­me­ter Wasser», sagte er.

Am Bau betei­lig­te Firma schickt Team nach Berlin

Eine am Bau des Aquari­ums betei­lig­te US-ameri­ka­ni­sche Firma will ein Team zur Unter­su­chung des Vorfalls nach Berlin schicken. Das teilte das Unter­neh­men Reynolds Polymer Techno­lo­gy mit. «Zum jetzi­gen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Faktor oder die Fakto­ren zu bestim­men, die zu einem solchen Riss geführt haben.»

Das Unter­neh­men aus den USA hat nach eigenen Angaben 2002 eine «Zylin­der­kom­po­nen­te» des Tanks herge­stellt und instal­liert. Auf seiner Homepage schreibt das Unter­neh­men, es habe das Acryl­fens­ter des Aquadoms herge­stellt. Reynolds Polymer spreche den Hotel­gäs­ten, allen betrof­fe­nen Hotel­an­ge­stell­ten und den Verletz­ten seine «aufrich­ti­ge Anteil­nah­me» aus.