KISSLEGG – Die Mitglie­der des Rotary-Clubs Wangen- Isny-Leutkirch haben vergan­ge­ne Woche die Ausbil­dungs­be­ru­fe in den Mittel­punkt gerückt: Bei einem Festakt zeich­ne­ten sie die besten Absol­ven­ten in fünf Ausbil­dungs­be­ru­fen im Altkreis Wangen aus. Die Preis­trä­ger freuten sich über Glück­wün­sche und jeweils 750 Euro.

Höhepunkt des Abends im Neuen Schloss in Kißlegg: Die kurzen aber bewegen­den Reden der Besten. Allen voran: Anna Büche­le, die eine Ausbil­dung zur Köchin im Restau­rant Schatt­buch in Amtzell absol­vier­te und sich wie alle Preis­trä­ger ausdrück­lich bei ihren Chefs und Lehrern bedank­te. „Wir hatten immer eine gute Stimmung im Betrieb.“ Mit einer Traum­no­te in der Tasche strebt sie jetzt „die gehobe­ne Sterne­kü­che“ an.

Ihr folgte der einzi­ge männli­che Preis­trä­ger des Abends Johan­nes Forster. Er schil­der­te in wenigen aber klaren Sätzen seine „top Ausbil­dung“ bei der Zimme­rei Helmut Schele in Argen­bühl. In komplet­ter Zimmer­manns-Kluft nahm er unter der elegan­ten Stuck­de­cke des Kißleg­ger Schlos­ses den Handwer­ker-Preis für die beste Gesel­len­prü­fung im Altkreis Wangen entge­gen – übrigens die ältes­te Auszeich­nung des Clubs. Für seine Zukunft hält er sich zwei Optio­nen offen: „Ich mach entwe­der den Meister oder geh auf die Walz – das wird sich zeigen.“ 

Den Preis für die beste Leistung in einer kaufmän­ni­schen Ausbil­dung nahm Anja Nägele aus Deuchel­ried entge­gen. In ihrer überra­schend souve­rä­nen Anspra­che schil­der­te sie ihre Kindheit auf dem Biobau­ern­hof ihrer Eltern, auf dem sie schon früh und gerne das Milch­geld zählte. 

„Wenn ich etwas anfan­ge, will ich es auch zu Ende bringen“, sagte die charman­te junge Frau und lobte die vielsei­ti­ge Ausbil­dung bei der Volks­bank Allgäu-Oberschwa­ben. Sie strebt nach einer Reise­pau­se die Ausbil­dung zum Bankfach­wirt an – worauf­hin sie Volks­bank-Chef Josef Hodrus im Publi­kum über das Mikro­fon mitteil­te, dass sie im Anschluss für eine Führungs­auf­ga­be offen wäre.
Völlig unerwar­tet erhob sich darauf­hin der fast 101-jähri­ge Dr. Erwin Bernhard und gratu­lier­te ihr von ganzem Herzen. „Ich habe Anja Nägele schon immer als beson­ders tüchtig empfun­den und freue mich deshalb beson­ders, dass sie heute diesen Preis des Clubs entge­gen­neh­men kann.“ Mit einem „weiter­hin auf eine gute Nachbar­schaft“ rührte er die junge Preis­trä­ge­rin zu Tränen.

Mindes­tens genau­so emotio­nal war die Geschich­te von Karoli­ne Santa­ros­sa. Die 47-Jähri­ge, allein­er­zie­hen­de Mutter von drei Kindern kämpf­te sich nach heraus­for­dern­den Jobs als Securi­ty im Wach- und Nacht­dienst durch die Ausbil­dung zur Alten­pfle­ge­rin (Sozial­sta­ti­on Carl-Josef in Leutkirch). Sie freute sich auf ihrem Weg vor allem am Lehrkon­zept des Insti­tuts für Sozia­le Berufe in Isny. „Wir hatten sehr hochwer­ti­ge Dozen­ten – wir wurden von Rechts­an­wäl­ten und Ärzten unter­rich­tet.“ Für ihre Zukunft strebt sie eine Ausbil­dung zur Pflege­dienst­lei­tung an. Auch, um den „etwas verpön­ten Ruf der Alten­pfle­ge­rin“ zu verbes­sern. „Unsere Ausbil­der haben immer gesagt: Seid stolz auf das, was ihr macht. Und tragt es in die Welt hinaus.“

Erzie­he­rin Tamara Reutlin­ger (Katho­li­scher Kinder­gar­ten St. Vitus in Aichstetten/Altmannshofen) leistet mindes­tens genau­so erstaun­li­ches im Bereich der Klein­kin­der: Sie absol­vier­te in vier Jahren paral­lel zu ihrer Ausbil­dung zu Erzie­he­rin das Fachab­itur. Heute arbei­tet sie dort, wo sie schon am liebs­ten in ihrer Lehre war: bei den Ein- bis Dreijäh­ri­gen in der Kinderkrippe.

Wolfgang Dietz vom Landes­ver­band der katho­li­schen Kinder­ta­ges­stät­ten führte in seiner Festre­de vor der Preis­über­ga­be die Bedeu­tung des Berufes aus. „Jeder Spazier­gang ist eine Heraus­for­de­rung und erfor­dert 100 Prozent Präsenz.“ Bürger­meis­ter Dieter Kratten­ma­cher erklär­te in seinem Grußwort elegant, warum es das Schloss in Kißlegg ohne die ausge­zeich­ne­ten Handwerks­be­ru­fe nicht geben würde.

Präsi­dent des Rotary Clubs Frank Meltzer und Modera­to­rin Brigit­te Schul­er-Kuon ordne­ten die Veran­stal­tung als „absolu­ten Höhepunkt“ des rotari­schen Jahres ein. Der Grund: „Die Vielfalt der Berufe ist der Kern unserer Clubs – daher liegt uns die Ausbil­dung extrem am Herzen.“