Der Blumen­la­den und der Spiel­zeug­la­den sind geschlos­sen. Aber Super­märk­te und Discoun­ter sind offen und verkau­fen neben­bei Blumen und Spiel­zeug. Viele können das nicht nachvollziehen.

STUTTGART (dpa/lsw) — Der Druck auf die grün-schwar­ze Landes­re­gie­rung für behut­sa­me Locke­run­gen im Einzel­han­del nimmt zu. CDU-Landtags­fak­ti­ons­chef Wolfgang Reinhart sagte am Freitag in Stutt­gart, es sollte geprüft werden, ob nicht die größten Ungerech­tig­kei­ten zumin­dest abgemil­dert werden könnten, ohne die gemein­sa­me Linie von Bund und Ländern zu verlas­sen. Die Händler störten sich vor allem daran, dass die großen Super­markt­ket­ten und Discoun­ter nicht nur Lebens­mit­tel, sondern auch Kinder­klei­dung und Blumen im Angebot haben dürften.

Reinhart erklär­te: «Dort treten sich die Kunden dann fast auf die Füße, während dem Einzel- und Fachhänd­ler es nicht einmal erlaubt ist, Kunden nach vorhe­ri­ger Anmel­dung einzeln und unter Achtung des Infek­ti­ons­schut­zes zu beraten und zu bedie­nen.» Da sollte geschaut werden, was im Zuge der Verein­ba­run­gen möglich sei und ob andere Bundes­län­der da entge­gen­kom­men­der seien als der Südwes­ten. «Es gibt zudem auch Branchen, die dringend Planungs­si­cher­heit brauchen, zum Beispiel die Garten­märk­te und Floris­ten. Für die ist der Frühling eigent­lich die umsatz­stärks­te Zeit, und die wollen jetzt wissen: Kann ich Ware bestel­len oder nicht?»

Der klassi­sche Einzel­han­del bleibt vorerst bis zum 7. März wegen der Pande­mie geschlos­sen. Ein Sprecher des Staats­mi­nis­te­ri­ums wollte auf den Vorstoß des Frakti­ons­chefs nicht einge­hen. Man betei­li­ge sich nicht an der Diskus­si­on zu «Öffnungs­or­gi­en». Die zustän­di­ge Wirtschafts­mi­nis­te­rin Nicole Hoffmeis­ter-Kraut (CDU) sagte: «Die Corona-Maßnah­men provo­zie­ren Ungerech­tig­kei­ten. Auch die Gerich­te prüfen verstärkt die Verhält­nis­mä­ßig­keit.» Wenn man die Infek­ti­ons­zah­len weiter reduzie­ren wolle, müsse man dafür sorgen, dass die Regelun­gen auch vor den Gerich­ten stand­hiel­ten. «Dem müssen wir so schnell wie möglich durch begrenz­te, aber geziel­te Anpas­sun­gen Rechnung tragen.»

Eine Spreche­rin der Grünen-Frakti­on erklär­te, Ziel sei eine verant­wor­tungs­vol­le Öffnung. «Ein zu frühes Lockern könnte genau das Gegen­teil bewirken.»

Die Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin des Handels­ver­bands, Sabine Hagmann, unter­stütz­te Reinharts Forde­rung. «Sie liegt voll auf unserer Linie und beach­tet endlich die Inter­es­sen vieler Tausen­der Einzel­händ­ler im Land — nämlich, wirtschaft­lich zu überleben.»

Zustim­mung kam gleich­falls von den baden-württem­ber­gi­schen Floris­ten. Sie warfen Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann und Sozial­mi­nis­ter Manne Lucha (beide Grüne) Ignoranz vor. Teilwei­se reagie­re die Politik nicht auf entspre­chen­de Schrei­ben, in denen die Proble­me der Branche geschil­dert würden, sagte Geschäfts­füh­rer Wolfgang Hilbich. «Kretsch­mann und Lucha hüllen sich in Schwei­gen. Nur das Wirtschafts­mi­nis­te­ri­um antwor­tet.» Die Lage der rund 1200 Blumen­lä­den im Land sei drama­tisch. «Für die Blumen­lä­den ist der Saison­start im März elementar.»

Der Baden-Württem­ber­gi­sche Indus­trie- und Handels­kam­mer­tag sprach sich dafür aus, den Händler wenigs­tens etwas mehr entge­gen­zu­kom­men. «Es wäre ein wichti­ges Signal an die Händler, zumin­dest die Verga­be von Einzel­ter­mi­nen an Kunden zu gestatten.»