ÜBERLINGEN/STUTTGART (dpa/lsw) — Trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind am 20. Jahrestag des Flugzeugunglücks von Überlingen russische Angehörige der Toten am Bodensee willkommen. «Ich möchte ein würdiges Gedenken haben», sagte Oberbürgermeister Jan Zeitler (SPD) den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung» (Samstag). Er wolle ausdrücklich auch russische Hinterbliebene der Toten von 2002 willkommen heißen.
Allerdings solle die Anreise weder von Baden-Württemberg organisiert noch finanziert werden, sagte ein Sprecher des Staatsministeriums. Auch sind dem Bericht zufolge weder Reise- oder Übernachtungsgeld noch Einladungen an Familien aus dem Uralgebiet geplant. Eine Absage bekam zudem der Verein «Brücke nach Ufa» auf den Wunsch nach einer ganzen Gedenkwoche Anfang Juli sowie auf einen Zuschussantrag für ein Jugendaustausch-Projekt mit der russischen Stadt Ufa. Von dort stammten 49 Schulkinder, die am 1. Juli 2002 bei dem Absturz starben.
Nahe Überlingen waren damals kurz vor Mitternacht eine russische Passagiermaschine und ein DHL-Flugzeug zusammengestoßen und abgestürzt. Dabei kamen alle 71 Insassen ums Leben. Die Tupolew war auf dem Weg nach Spanien, wo die Kinder Urlaub machen wollten. Auch die zwei Piloten des Frachtflugzeugs kamen um. Das Unglück ging laut der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung auf technische Mängel und menschliche Fehler bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide zurück. 2004 erstach einer der Hinterbliebenen, der bei dem Absturz Frau und Kinder verloren hatte, einen Fluglotsen, der am Abend des Unglücks alleine im Kontrollzentrum saß und die Kollision zu spät bemerkte.