BAMBERG (dpa) — 85 Jahre — und von Ruhestand keine Spur: Paul Maar hat soeben einen neuen Band über das «Sams» veröf­fent­licht. Und ein Buch für die erwach­se­ne Leser­schaft vorgelegt.

Norma­ler­wei­se gibt es zum Geburts­tag Geschen­ke für den Jubilar. Paul Maar macht es anders. Kurz vor seinem 85. Geburts­tag (13. 12.) hat der «Sams»-Erfinder, Kinder­buch­au­tor und Illus­tra­tor die Leser­schaft beschenkt: Er hat ein neues «Sams»-Buch veröf­fent­licht — und Lesestoff für Erwach­se­ne: «Ein Hund mit Flügeln» heißt der Band, «Erfun­de­nes und Erlebtes».

Maar hat dafür Erzäh­lun­gen, Reise­er­in­ne­run­gen und Gedich­te zusam­men­ge­stellt — voller Heiter­keit, Tiefgrün­dig­keit und Melan­cho­lie. Das Büchlein zeigt somit eine eher unbekann­te Seite Maars, der zu den bekann­tes­ten Kinder­buch­au­to­ren Deutsch­lands zählt.

Vor allem die Bücher der «Sams»-Reihe wurden millio­nen­fach verkauft und in zig Sprachen übersetzt. Es gibt Kinofil­me und Theater­stü­cke, in Maars Heimat­stadt Bamberg leuch­tet einem sogar an einer Fußgän­ger­am­pel ein rotes oder grünes «Sams» entgegen.

Mit rüssel­i­ger Nase, roter Stachel­fri­sur, blauen Wunsch­punk­ten im Gesicht und einem Taucher­an­zug hat die Figur seit den 1970er Jahren Kinder­her­zen erobert — frech und reimend («Ich freue mich, drum hüpf ich so, als wäre ich ein Affenfloh»).

Aus einer Geschich­te wird ein Buch

Nun ist der elfte Band erschie­nen — eher aus Zufall, wie Maar erzählt: Der Verlag habe eine Weihnachts­ge­schich­te für eine Antho­lo­gie gewollt. Er habe sich an den Compu­ter gesetzt und geschrie­ben und geschrie­ben. «Mir fiel immer mehr ein.» So sei nicht nur eine Geschich­te, sondern ein ganzes Buch entstan­den. Auch illus­triert hat er selbst. Im Mittel­punkt stehe diesmal ein Baby-«Sams»: «Den habe ich sehr liebgewonnen.»

Was ist das Geheim­nis, über Jahrzehn­te hinweg Genera­tio­nen von Kindern zu begeis­tern? Es gibt da ja noch «Lippels Traum», «Das kleine Kängu­ru» oder «Der kleine Troll Tojok». Er schrei­be nicht kindisch, sagt Paul Maar. Er achte auf guten Stil und gute Sprache.

Bei Lesun­gen merke er: «Die Kinder lachen noch an densel­ben Stellen wie vor 50 Jahren. Und das gibt Selbst­ver­trau­en in das eigene Schreiben.»

Und wenn eine junge Leserin oder ein junger Leser einen Brief schreibt, so kann er gewiss sein, dass Maar persön­lich «und handschrift­lich» antwortet.

Ungebro­che­ne Einbildungskraft

Ein neues Projekt ist schon auf dem Weg. Unter dem Arbeits­ti­tel «Die Tochter der Zaube­rin» geht es um eine ziemlich freche und verrück­te Zaube­rin, deren Tochter dagegen ganz lieb, brav und angepasst ist. Maar lacht, wenn er über diesen neuen Kinder­buch-Stoff spricht, die Begeis­te­rung ist ihm anzumerken.

Maar, am 13. Dezem­ber 1937 geboren, stammt aus Unter­fran­ken. Über seine Kindheit und seine Jugend schrieb er erst vor einigen Jahren in seiner Autobio­gra­fie «Wie alles kam».

Der Weg zum berühm­ten Schrift­stel­ler, zum Autor von Theater­stü­cken, Opern und Drehbü­chern war alles andere als vorge­zeich­net. Sein Vater, ein Maler­meis­ter, hielt nichts vom Lesen. Vater und Sohn blieben sich fremd, nachdem der Vater nach Jahren im Krieg wieder heimge­kom­men war.

Erst über den Kontakt zu seiner späte­ren Frau Nele und deren Familie konnte Paul Maar in die Welt der Litera­tur und der Kunst eintau­chen. Maar studier­te Malerei und Kunst­ge­schich­te, einige Jahre unter­rich­te­te er als Lehrer, doch seit vielen Jahren arbei­tet er als freier Autor und Illus­tra­tor in Bamberg. Maar hat zahlrei­che Preise erhal­ten, eine statt­li­che Zahl an Schulen ist nach ihm benannt.

Und natür­lich ist man vor allem in Bamberg mächtig stolz auf den berühm­ten Autor: Er wünsche Paul Maar alles Gute zum 85. Geburts­tag — «und weiter­hin viele kreati­ve Einfäl­le», sagt Oberbür­ger­meis­ter Andre­as Starke. Man sei stolz, dass das «Sams» ein Bamber­ger sei. «Denn: Jedes Kind kennt das ‘Sams’, nicht nur bei uns, sondern überall.»

Von Kathrin Zeilmann, dpa