LONDON (dpa) — Heute verlässt die Queen für immer Schott­land: Die gestor­be­ne Monar­chin wird nach London geflo­gen. In Edinburgh können Bürger bis zum Abend Abschied am Sarg nehmen. König Charles wird in Nordir­land erwartet.

Der Leich­nam der Queen wird am Diens­tag­abend von Schott­land in die briti­sche Haupt­stadt London überführt. Ein Flugzeug mit dem Sarg soll um 19.00 Uhr (MESZ) vom Flugha­fen der schot­ti­schen Haupt­stadt Edinburgh abheben und knapp eine Stunde später landen. Mit an Bord ist Queen-Tochter Prinzes­sin Anne (72). Der Sarg von Eliza­beth II. wird dann zum Bucking­ham-Palast gefah­ren, wo er über Nacht bleibt. König Charles III. wird in London nicht dabei sein, der Monarch und seine Ehefrau reisen am Diens­tag von Edinburgh nach Nordirland.

In der nordiri­schen Haupt­stadt Belfast besuchen Charles (73) und Königin Camil­la (75) eine Ausstel­lung im Schloss Hills­bo­rough über die lange Bindung zwischen Eliza­beth II. und der briti­schen Provinz. Zudem sind Treffen mit dem briti­schen Nordir­land-Minis­ter Chris Heaton-Harris und Chefs der nordiri­schen Partei­en geplant.

Im Regio­nal­par­la­ment wird Charles eine Beileids­be­kun­dung entge­gen­neh­men. Später nimmt das Königs­paar an einem Gebet in der St.-Anne-Kathedrale teil.

Die Queen war am Donners­tag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schot­ti­schen Landsitz Schloss Balmo­ral gestor­ben. Sie wurde zunächst von Balmo­ral nach Edinburgh überführt. Dort gab es am Montag eine Prozes­si­on, zu der auch der neue König angereist war.

Kinder der Queen hielten Mahnwache

König Charles III. führte in der Altstadt von Edinburgh zu Fuß eine Prozes­si­on mit dem Sarg an. Am Morgen hatte der neue Monarch in London Beileids­be­kun­dun­gen der Parla­men­ta­ri­er von Unter- und Oberhaus entge­gen­ge­nom­men. Enkel Prinz Harry würdig­te die Queen erneut als Vorbild für Pflichterfüllung.

Während es Sonntag­abend noch heftig regne­te in Edinburgh, schien am Montag die Sonne. Tausen­de Schot­tin­nen und Schot­ten säumten den Weg, als neben Charles (73) hinter dem Wagen mit dem in die royale Standar­te einge­hüll­ten Sarg auch seine Geschwis­ter Prinzes­sin Anne (72), Prinz Edward (58) und der umstrit­te­ne Prinz Andrew (62) liefen. Die Prozes­si­on führte von der könig­li­chen Residenz, Palace of Holyro­od­house, zur gut einen Kilome­ter entfern­ten St.-Giles-Kathedrale, in der ein Gottes­dienst stattfand.

Der geschlos­se­ne Sarg wurde dort aufge­bahrt, damit die Bevöl­ke­rung weiter Abschied nehmen kann. Am Montag­abend standen die vier Kinder der Queen an den vier Seiten des Sarges und hielten eine kurze Totenwache.

Charles’ Reise nach Schott­land ist Teil der Trauer­ta­ge, die Besuche des neuen Königs in allen vier briti­schen Landes­tei­len vorse­hen. Am Diens­tag ist Nordir­land an der Reihe, auch ein Besuch in Wales ist noch geplant.

Emotio­na­le Szenen in der Kathedrale

Beim Abschied von der Queen in der St.-Giles-Kathedrale haben sich emotio­na­le Szenen abgespielt. Viele Menschen seien in Tränen ausge­bro­chen, hätten sich vor dem Sarg verbeugt oder einen Knicks gemacht, berich­te­ten briti­sche Medien. Die Zeitung «The Sun» veröf­fent­lich­te Bilder von weinen­den Trauern­den, die sich in den Armen hielten.

Ein ehema­li­ger Soldat war der erste in der Menschen­schlan­ge, als diese am frühen Montag­abend in die Kirche gelas­sen wurde. Er hatte seit dem frühen Morgen zehn Stunden lang an der Kathe­dra­le ausge­harrt, um sich von der Queen zu verab­schie­den. «Es war absolut erstaun­lich. Man hätte eine Steck­na­del fallen hören können», sagte er dem Sender Sky News. «Ich bin froh, dass ich das gemacht habe, und ich würde es immer wieder tun. Es war ein ergrei­fen­der Tag, und ich werde ihn nie vergessen.»

Leichen­zug durch London am Mittwoch

Am Mittwoch führt Charles dann in London einen Leichen­zug an, der vom Bucking­ham-Palast zum Parla­ment führen soll. Dort wird der Sarg auf einem als Katafalk bezeich­ne­ten Gerüst in der Westmins­ter Hall ab 17 Uhr (Ortszeit) aufge­bahrt. Zur Toten­wa­che werden Hundert­tau­sen­de Menschen erwar­tet. Erste Queen-Fans warten dort schon.

Bis zum Morgen des Staats­be­gräb­nis­ses hat die Bevöl­ke­rung die Möglich­keit, der Queen einen letzten Besuch abzustat­ten und sich zu verab­schie­den. Das Staats­be­gräb­nis, zu dem Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er als Vertre­ter Deutsch­lands anrei­sen will, ist für Montag kommen­der Woche angesetzt. Die Briten erhal­ten dafür einen Extra-Feier­tag. Bis dahin gilt Staatstrauer.

Am Abend vor dem geplan­ten Staats­be­gräb­nis (18.9., 21.00 Uhr MESZ) sind die Briten von der Regie­rung in London zu einer Schwei­ge­mi­nu­te für die Queen aufgerufen.