KÖLN (dpa) — Willi Herrens Leben hatte extre­me Ausschlä­ge — im Fernse­hen unter­hielt er die Massen in der «Linden­stra­ße» und im Reali­ty-TV. Privat gab es den ein oder anderen Skandal.

Der «Lindenstraße»-Schauspieler und Schla­ger­sän­ger Willi Herren ist tot. Das bestä­tig­ten sein Manage­ment und auch die Kölner Polizei, die mit Beamten vor Ort war.

Herren sei am Diens­tag in seiner Wohnung im Stadt­teil Mülheim gefun­den worden, sagte eine Spreche­rin. Noch liefen Ermitt­lun­gen zu den genau­en Todes­um­stän­den. Herren wurde nur 45 Jahre alt. Zuvor hatte die «Bild» berichtet.

Es ist nur ein paar Tage her, da hatte Herren stolz einen eigenen Foodtruck eröff­net, an dem man Reibe­ku­chen kaufen konnte. Bei der Veran­stal­tung am Freitag sagte er: «Das ist erst der Anfang!» Doch es war kurz vor dem Ende.

Herren, geboren in Köln als Teil einer Großfa­mi­lie und selbst ernann­te «kölsche Frohna­tur», war einst als Serien-Fiesling «Olli Klatt» in der ARD-Serie «Linden­stra­ße» groß gewor­den. Das Rollen­pro­fil war nichts für Schön­wet­ter-Schau­spie­ler: Olli war im Grunde dauer­plei­te und ein notori­scher Lügner. Er stahl und erpress­te und lande­te daher immer wieder im Gefängnis.

Auch Herrens Leben verlief nicht gerad­li­nig. Er begab sich in einen Drogen­ent­zug, weil er Kokain und Tablet­ten nahm, er wurde wegen diver­ser Delik­te verur­teilt. 2012 musste er sich für einen Auftritt bei einer Salafis­ten-Kundge­bung in Köln entschul­di­gen. Die Ziele der Gruppie­rung seien «genau­er betrach­tet nicht konform mit einer Welt, wie ich sie mir vorstel­le», erklär­te er. Auch sein Gewicht war erheb­li­chen Schwan­kun­gen unter­wor­fen. Zuletzt glaub­te er aller­dings, seine «Linie gefun­den» zu haben.

Natür­lich liefer­te Herren so bestän­dig Materi­al für die Klatsch­spal­ten. Zuletzt wurde viel über die Trennung von seiner Frau berich­tet. Aber auch im positi­ven Sinne machte er Schlag­zei­len. Mit 38 Jahren wurde er bereits Opa. Der kleine bekam den Namen Emilio-Willi.

Herren rappel­te sich immer wieder auf. Als die Schau­spie­le­rei nicht mehr recht funktio­nier­te, sattel­te er auf Party-Schla­ger um, sang für den Baller­mann. Der Boom des Reali­ty-TV in den vergan­ge­nen Jahren war ein Segen für Herren — er ging in nahezu jedem Format an den Start, das der Markt hergab: im Dschun­gel­camp, im «Sommer­haus der Stars», bei «Promi Big Brother». Herren wurde stets für die Rolle der ehrli­chen Haut besetzt, die das Herz am rechten Fleck hat. Ganz blüten­rein verließ er aller­dings nie die Formate.

Aktuell gehör­te er zu den Kandi­da­ten der Sat.1‑Sendung «Promis unter Palmen», die nun mitten in der Staffel abgebro­chen wird. Aus Pietäts­grün­den werde man die noch ausste­hen­den Folgen nicht mehr zeigen, teilte der Sender mit.

Wenn man Herren fragte, was sein Talent sei, sagte er: «Ich kann mich verkau­fen!» Ein Gastro­nom etwa sei er bei Gott nicht, sagte er noch am vergan­ge­nen Freitag. Dennoch hoffte er, sich mit seinem Reibe­ku­chen-Stand ein neues Stand­bein aufbau­en zu können.

Corona habe ihn «zum Umden­ken» gebracht, sagte er. 300 Auftrit­te habe er im Jahr gehabt. Aber die Party-Branche lag darnie­der. Finan­zi­ell sei es eine Katastro­phe für ihn. Seine Vision für den Truck war nun: «Oben singe ich, unten kann man Reibe­ku­chen essen.» Dazu wird es nicht mehr kommen.