MÜNCHEN (dpa) — Kinder und Jugend­li­che verwen­den einer Umfra­ge zufol­ge in der Pande­mie mehr Zeit am Handy oder mit Compu­ter­spie­len als für die Schule. Das Ifo-Insti­tut sieht die Schuld bei der Politik.

Die Schul­schlie­ßun­gen zu Jahres­be­ginn haben bei Kindern und Jugend­li­chen nach einer Unter­su­chung des Ifo-Insti­tuts tiefe Spuren hinterlassen.

Im Schnitt gingen ihnen pro Tag mehr als drei Stunden Lernzeit verlo­ren, wie eine am Diens­tag veröf­fent­lich­te Befra­gung durch das Münch­ner Forschungs­in­sti­tut zeigt. Statt 7,4 Stunden pro Tag lernten die Schüler nur noch 4,3 Stunden — das ist weniger Zeit als sie mit Compu­ter­spie­len, sozia­len Netzwer­ken oder ihrem Handy verbrachten.

Die Forscher stellen der Schul­po­li­tik in ihrer Studie kein gutes Zeugnis aus — auch weil sie nur relativ gerin­ge Verbes­se­run­gen zum ersten Lockdown feststell­ten. Auch mit «langer Vorlauf­zeit und nach eindring­li­chen Appel­len von Eltern und Wissen­schaft» sei es nicht gelun­gen, eine angemes­se­ne Beschu­lung aller Kinder im Distanz­un­ter­richt sicher­zu­stel­len. Die Ergeb­nis­se seien «ernüch­ternd».

Unter anderem bekla­gen die Forscher, dass zu wenige Kinder regel­mä­ßi­gen Video-Unter­richt haben. Bei 39 Prozent der Kinder war dies maximal ein Mal pro Woche der Fall. Und der Lockdown hatte auch Auswir­kun­gen auf die Gesund­heit: 31 Prozent der Eltern sagten, ihr Kind habe in dieser Zeit zugenommen.

«Beson­ders bedenk­lich ist, dass 23 Prozent der Kinder sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit der Schule beschäf­tigt haben», sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungs­öko­no­mik, Ludger Wößmann. «Die Corona­kri­se ist eine extre­me Belas­tung für die Lernent­wick­lung und die sozia­le Situa­ti­on vieler Kinder.»