Ein priva­ter Finanz­kol­laps wegen Corona ist bei der Schuld­ner­be­ra­tung eher noch ein selte­ner Fall. Doch könnten die Berater bald mehr zu tun bekommen.

Doch die Lage werde sich verschär­fen, erwar­tet Kreuk­ler. «Wir rechnen im Herbst mit einer großen Insol­venz-Welle, weil ab Oktober Gläubi­ger wieder Insol­venz für ihre Schuld­ner beantra­gen können.» Diese sogenann­ten Fremd­an­trä­ge beim Amtsge­richt sind wegen beson­de­rer Corona-Regeln vorüber­ge­hend nicht möglich.

Nach Kreuk­lers Progno­se wird es vorran­gig Selbst­stän­di­ge, Gastro­no­men und Menschen aus dem Event­be­reich und Messe­bau treffen. «Wer seine Kalku­la­ti­on sehr auf Kante genäht hat, dass heißt mit knappen Margen rechnet, ist durch Corona beson­ders gefähr­det.» Bei Angestell­ten habe der Staat durch das eben verlän­ger­te Kurzar­bei­ter­geld das Schlimms­te verhin­dert. Auch Mietstun­dun­gen und ausge­setz­te Kredit­ra­ten der Banken haben laut dem Schuld­ner­be­ra­ter die Schwie­rig­kei­ten abgefedert.

Baden-Württem­berg hat im Vergleich der Bundes­län­der zusam­men mit Bayern die gerings­ten Überschul­dungs­quo­te. Nach den Daten des Credit­re­form-Schuld­ner­at­las’ waren 2019 im Südwes­ten 8,23 Prozent, im Nachbar­land 7,31 Prozent der Bürger überschul­det. Bundes­weit hat demnach 2019 die Zahl der Überschul­dun­gen gering­fü­gig abgenom­men: Etwas mehr als 6,9 Millio­nen Bürger über 18 Jahren waren überschul­det, knapp 10 000 weniger als 2018. Im Südwes­ten lag die Zahl der Privat­in­sol­venz­ver­fah­ren im ersten Halbjahr 2019 mit 4239 um 5,4 Prozent unter dem Wert des Vorjah­res­zeit­rau­mes. Mannheim hat laut Kreuk­ler mit 13 Prozent eine beson­de­res hohe Quote.