TUTTLINGEN — Am Diens­tag, 27. Juli, werden sieben weite­re Stolper­stei­ne für Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus in Tuttlin­gen verlegt. 

Es handelt sich um zwei Steine für ein jüdisches Ehepaar, einen für einen politisch Verfolg­ten und vier Steine für Kranke, die in Grafeneck getötet wurden. Eigent­lich wollte der Gründer der Stolper­stein­ak­ti­on, Gunter Demnig, die Tuttlin­ger Steine im März selbst setzen. Wegen Corona musste er den Termin aller­dings absagen. Kürzlich wurden dem Museum die Steine zur Selbst­ver­le­gung übersandt – sie sollen nun feier­lich mit Publi­kum gesetzt werden. Engagier­te Bürge­rin­nen und Bürger der Stadt sowie Schüle­rin­nen und Schüler des Otto-Hahn-Gymna­si­ums unter­stüt­zen bei der Verle­gung, zu der alle Inter­es­sier­ten einge­la­den sind. Es wird darum gebeten, Maske zu tragen und die Abstands­re­geln einzuhalten.

Die Veran­stal­tung beginnt um 15 Uhr mit einlei­ten­den Worten von Oberbür­ger­meis­ter Micha­el Beck vor dem Gebäu­de Bahnhof­stra­ße 43. Dort werden die ersten beiden Steine für den Leder­händ­ler Ludwig Maier und seine Ehefrau Thekla verlegt. Das Ehepaar zog 1939, als das Überle­ben für jüdische Bürger immer schwie­ri­ger wurde, nach Lützel­sach­sen (heute Weinheim), der Heimat von Thekla Maier. Ludwig schaff­te es noch in die USA zu entkom­men, seine Frau je-doch wurde, wie ihr Vater, in das südfran­zö­si­sche KZ Gurs verschleppt. Mit viel Hilfe schaff­te Ludwig Maier es, seine Frau 1942 aus dem Lager frei zu bekom­men, sodass auch sie in die USA fliehen konnte.

Die nächs­te Stati­on ist um etwa 15.25 Uhr am Gebäu­de Zeughaus­stra­ße 32, in dem Hedwig Glocker lebte, die von der Pflege­an­stalt Heggbach 1940 zunächst in das Kranken-haus in Zwiefal­ten und von dort nach Grafeneck gebracht wurde, wo sie am 4. Oktober 1940 ermor­det wurde. Zwei Monate nach Hedwig Glocker wurde Anna Schau­er, die im Gebäu­de Olgastra­ße 30, wohnte, in Grafeneck ermor­det. Sie war zuvor in den Heilan­stal­ten Rotten­müns­ter und Weisse­nau gewesen. In der Olgastra­ße wird ein Stein an sie erinnern – die Verle­gung wird gegen 15.40 Uhr stattfinden. 

Von dort aus führt um etwa 16.00 Uhr der Weg zum Gebäu­de Möhrin­ger Straße 68, wo früher die große Deutsch­hof­braue­rei mit der Gaststät­te Deuter Hof stand. Hier wohnte der Kaufmann Adolf Heinrich Zeeb bevor er in die Heilan­stalt Rotten­müns­ter einge­lie­fert wurde. Von dort wurde er in die Heilan­stalt Schus­sen­ried überführt und am 14. Juni 1940 in Grafeneck ermordet. 

Der Weg führt danach weiter zum Haus Kaiser­stra­ße 12 ½. Dort wird gegen 16.20 Uhr ein politisch Verfolg­ter gewür­digt. Heinrich Zepf war Gewerk­schaf­ter, SPD-Mitglied und Wider­stands­kämp­fer. Wieder­holt war er inhaf­tiert. Sogar seine Familie wurde schika­niert, um ihn zu bestra­fen und seinen Wider­stand zu brechen. Er überleb­te den Krieg, starb aber bereits 1949 im Alter von 56 Jahren an den Krank­heits­fol­gen, die er durch die Inhaf­tie­rung erlit­ten hatte. Jetzt soll ein Stein an den tapfe­ren Mann erinnern. Am angren­zen­den Gebäu­de Kaiser­stra­ße 12 wird der letzte Stein für die Fabrik­ar­bei­te­rin Anna Maria Grotz verlegt. Auch sie war krank, psychisch angeschla­gen und seit 1920 in der Heilan­stalt Zwiefal­ten. Sieben Tage vor Heinrich Zeeb wurde auch sie in Grafeneck ermordet.