BERLIN (dpa) — Innen­mi­nis­te­rin Faeser will eine Verschär­fung des Waffen­rechts durch­set­zen — es geht um Schreck­schuss­pis­to­len. Derweil macht die Berli­ner Feuer­wehr neue Angaben zu den Krawal­len an Silvester.

Nach den Silves­ter-Krawal­len mit Angrif­fen auf Polizis­ten und Feuer­wehr­leu­te will Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) eine Verschär­fung des Waffen­rechts durch­set­zen. Nötig sei eine Erlaub­nis für den Kauf von Schreckschusswaffen.

Diese hätten in der Silves­ter­nacht eine große Rolle gespielt, seien aber «eben nicht ein harmlo­ses Instru­ment», sagte Faeser bei einem Besuch der Feuer­wehr in Berlin-Neukölln. «Es handelt sich um eine Waffe. Dafür braucht es eine Erlaub­nis», beton­te die Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin. «Diese Verschär­fung halte ich für ein wichti­ges Signal.»

Faeser hatte sich bereits vor den Ausschrei­tun­gen in der Nacht zu Neujahr für eine Verschär­fung des Waffen­rechts ausge­spro­chen und hofft nun auf Unter­stüt­zung der Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz (IMK). Berlins Innen­se­na­to­rin Iris Spran­ger (SPD) hatte als neue Vorsit­zen­de bereits angekün­digt, das Thema dort einzubringen.

Spran­ger fordert Konse­quen­zen sowohl in Berlin als auch im Bund. «Weil wir nicht nur dieses Phäno­men in Berlin haben, auch wenn von außen jetzt gerne auf Berlin geschaut wird», sagte die neue Vorsit­zen­de der Innenministerkonferenz.

«Bodycams und Dashcams können wir schon einfüh­ren, das können wir in Berlin machen», sagte Spran­ger. Aber es gebe eben auch Bundes­ge­set­ze, und an die wolle sie ebenfalls ran. «Das Waffen­recht hätte in Berlin nicht geändert werden können», beton­te Spran­ger. «Was Berlin machen kann, werden wir tun. Und was wir im Bund machen können, werden wir selbst­ver­ständ­lich mitein­an­der auch unter den Innen­mi­nis­tern bespre­chen», so Spranger.

Feuer­wehr: Geziel­te Barri­ka­den bei Silves­ter-Krawal­len in Berlin

In der Nacht zum Neujahrs­tag waren in mehre­ren Städten Polizis­ten und Feuer­wehr­leu­te im Einsatz angegrif­fen worden, unter anderem mit Böllern und Raketen. Beson­ders heftig waren die Attacken in einigen Vierteln von Berlin. Nach Angaben der Berli­ner Feuer­wehr sind in mindes­tens 20 Fällen gezielt Barri­ka­den errich­tet und Einsatz­kräf­te angegrif­fen worden. Das sei der bishe­ri­ge Stand nach Gesprä­chen mit Feuer­wehr­leu­ten aus der Nacht, sagte Feuer­wehr­spre­cher Thomas Kirstein.

Selbst erfah­re­ne Feuer­wehr­leu­te hätten von einer Aggres­si­vi­tät und Gewalt berich­tet, wie sie sie noch nie erlebt hätten. «Wir haben eine ganz neue Inten­si­tät der Angrif­fe erleben müssen», so Kirstein. Die Einsatz­kräf­te seien in Hinter­hal­te gelockt worden. Davon seien auch Ehren­amt­li­che der Freiwil­li­gen Feuer­wehr betrof­fen gewesen.

Bei den Einsät­zen der Feuer­wehr seien 15 Retter verletzt worden. An dieser bereits am Neujahrs­tag genann­ten Zahl habe sich nichts geändert, erklär­te Kirstein.

Giffey: Umden­ken bei Justiz nötig — schnel­le Reakti­on auf Straftaten

Berlins Regie­ren­de Bürger­meis­te­rin Franzis­ka Giffey (SPD) hält angesichts der Gewalt von Kindern und Jugend­li­chen ein Umden­ken in der Justiz für erfor­der­lich. Wichtig sei eine schnel­le und konse­quen­te Ahndung der Straf­ta­ten, insbe­son­de­re bei jugend­li­chen Mehrfach­tä­tern, sagte Giffey, die ebenfalls mit Faeser der Feuer­wa­che Neukölln besuch­te. Die Frage sei: «Wie sehr setzen wir uns dafür ein, dass die Strafe auf dem Fuße folgt. Dass junge Täter noch wissen, wofür sie verur­teilt werden.»

Giffey räumte ein, dass das Thema zügige Straf­ver­fah­ren nicht neu sei. Es sei aber in den vergan­ge­nen Jahren ein Stück weit aus dem Blick geraten, so Giffey. «Ich finde, wir müssen da wieder hinkommen.»

Die SPD-Politi­ke­rin erinner­te an das Engage­ment der 2012 gestor­be­nen Berli­ner Jugend­rich­te­rin Kirsten Heisig. Auf deren Inten­ti­on geht das sogenann­ten Neuköll­ner Modell zurück, dessen Ziel die schnel­le Ahndung kleine­rer Delik­te jugend­li­cher Straf­tä­ter ist. Polizei, Staats­an­walt­schaft und Gericht arbei­ten dafür eng zusam­men. In den Jugend­ver­fah­ren geht es vor allem um eine erzie­he­ri­sche Wirkung.

Eine schnel­le Reakti­on des Staates ist aus Sicht der Regie­ren­den Bürger­meis­te­rin auch deshalb wichtig, weil sich die Situa­ti­on in den vergan­ge­nen zwei Jahren verschärft habe. «Das, was in der Corona-Pande­mie an Einschrän­kun­gen gemacht wurde, hat sich auf Kinder und Jugend­li­che massiv ausge­wirkt und in sozia­len Brenn­punk­ten nochmals stärker gewirkt», sagte Giffey.