BERLIN (dpa) — Deutsch­land hat seine Atomkraft-Ära beendet. Doch Bayerns Minis­ter­prä­si­dent scheint das nicht zu akzep­tie­ren. Die Grünen sehen darin eine Wahlkampf­tak­tik — und verwei­sen auf den Windkraft-Ausbau.

Der bayeri­sche Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder möchte nach eigener Darstel­lung Atomkraft­wer­ke wie den abgeschal­te­ten Meiler Isar 2 in Landes­ver­ant­wor­tung weiter betrei­ben. Vom Bund verlangt er dafür eine Änderung des Atomgesetzes.

«Bayern fordert deshalb vom Bund eine eigene Länder­zu­stän­dig­keit für den Weiter­be­trieb der Kernkraft. Solan­ge die Krise (bei der Energie­ver­sor­gung infol­ge des Ukrai­ne-Kriegs) nicht beendet und der Übergang zu den Erneu­er­ba­ren nicht gelun­gen ist, müssen wir bis zum Ende des Jahrzehnts jede Form von Energie nutzen», sagte er der «Bild am Sonntag». Bayern sei dazu bereit.

Es kann als ausge­schlos­sen gelten, dass die Ampel-Koali­ti­on darauf eingeht. Denn dann wäre unter anderem die Frage der Endla­ge­rung des in Bayern weiter produ­zier­ten Atommülls geson­dert zu klären. Bei der bundes­wei­ten Suche nach einem Endla­ger für den bisher angefal­le­nen Atommüll steht Bayern bereits jetzt auf der Bremse, sobald es um eine Lösung auf dem Gebiet des Freistaats geht.

Bundes­amt kriti­siert Söder

Das Bundes­amt für die Sicher­heit nuklea­rer Entsor­gung (BASE) hat die bayeri­sche Forde­rung kriti­siert, abgeschal­te­te Atomkraft­wer­ke in Landes­ver­ant­wor­tung weiter­zu­be­trei­ben. «Die heuti­gen Forde­run­gen des Bayeri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten unter­strei­chen, wie wichtig es ist, dass die politi­sche Verant­wor­tung für die nuklea­re Sicher­heit in Deutsch­land bei der Bundes­re­gie­rung liegt», sagte Präsi­dent Wolfram König der dpa.

«Bundes­tag und alle Bundes­län­der einschließ­lich Bayern haben sich nicht nur auf den Ausstieg aus der Kernener­gie verstän­digt, sondern auch die Endla­ger­su­che nach wissen­schaft­li­chen Krite­ri­en auf den Weg gebracht.» Der gefor­der­te Sonder­weg Bayerns wider­spre­che gelten­dem Recht und gefähr­de die Endlagersuche.

Bei der bundes­wei­ten Suche nach einem Endla­ger für den bisher angefal­le­nen Atommüll steht Bayern bereits jetzt auf der Bremse, sobald es um das Gebiet des Freistaats geht.

Grüne: Söders Forde­rung ist nur Wahlkampf

Grünen-Bundes­tags­frak­ti­ons­chefin Britta Haßel­mann kriti­sier­te die Forde­rung als reine Partei­tak­tik. «Söders Aussa­gen sind ein durch­sich­ti­ges Wahlkampf­ma­nö­ver», sagte sie am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. In Bayern wird im Oktober gewählt. «Das Atomge­setz verlangt seit 2017 den unver­züg­li­chen Abbau der AKW. Wenn Söder jetzt den Rückbau eines Atomkraft­werks verhin­dern oder verzö­gern will, muss geprüft werden, ob das nicht Haftungs­an­sprü­che gegen­über dem bayeri­schen Umwelt­mi­nis­te­ri­um auslöst», erklär­te sie.

«Ein bisschen Serio­si­tät muss man doch auch von Markus Söder erwar­ten können. Statt rückwärts­ge­wand­te Debat­ten zu führen, wäre Söder gut beraten, in Bayern jetzt endlich den Turbo beim Ausbau der Windkraft und Strom­net­ze einzu­le­gen und endlich auch Verant­wor­tung für die Endla­ger­su­che für den atoma­ren Müll zu überneh­men», sagte Haßelmann.

Auch das Bundes­amt für die Sicher­heit nuklea­rer Entsor­gung (BASE) kriti­ser­te die bayeri­sche Forde­rung. «Die heuti­gen Forde­run­gen des Bayri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten unter­strei­chen, wie wichtig es ist, dass die politi­sche Verant­wor­tung für die nuklea­re Sicher­heit in Deutsch­land bei der Bundes­re­gie­rung liegt», sagte Präsi­dent Wolfram König am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. «Bundes­tag und alle Bundes­län­der einschließ­lich Bayern haben sich nicht nur auf den Ausstieg aus der Kernener­gie verstän­digt, sondern auch die Endla­ger­su­che nach wissen­schaft­li­chen Krite­ri­en auf den Weg gebracht.» Der gefor­der­te Sonder­weg Bayerns wider­spre­che gelten­dem Recht und gefähr­de die Endlagersuche.