Am Wochen­en­de hat es auch in Deutsch­land die ersten Impfun­gen gegen das Corona­vi­rus gegeben. Bis große Teile der Bevöl­ke­rung an der Reihe sind, dauert es noch — zu lange, sagen einige. Gesund­heits­mi­nis­ter Spahn weist die Kritik zurück.

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) ist zuver­sicht­lich, dass die Produk­ti­on des Corona-Impfstoffs in Deutsch­land bald hochge­fah­ren werden kann.

«Wir tun alles zusam­men mit Biontech-Pfizer, dass es zusätz­li­che Produk­ti­ons­stät­ten hier in Deutsch­land etwa in Marburg in Hessen geben kann», sagte Spahn am Montag im ZDF-«Morgenmagazin». «Ziel ist, noch im Februar/März dort auch Produk­ti­on möglich zu machen. Und das würde die Menge enorm erhöhen.»

Biontech hat die Marbur­ger Produk­ti­ons­an­la­ge von dem Schwei­zer Pharma­rie­sen Novar­tis übernom­men. Nach Angaben des Unter­neh­mens sind dort nun einige Umstel­lun­gen nötig, bevor es auch dort mit der Produk­ti­on des Covid-19-Impfstoffs losge­hen kann. Forde­run­gen nach mehr Tempo wies Spahn zurück. Die Herstel­lung von Impfstof­fen sei überaus anspruchs­voll, sie könne nicht in drei oder vier Wochen belie­big hochge­fah­ren werden. «Das braucht Vorlauf, und das ist in Vorbe­rei­tung in Marburg», beton­te er.

Mit Befrem­den reagier­te Spahn auf den Vorschlag des Linken-Gesund­heits­po­li­ti­kers Achim Kessler, Impfstoff-Herstel­ler zu zwingen, anderen Unter­neh­men eine Lizenz zum Nachpro­du­zie­ren zu gewäh­ren. «Eine Produk­ti­on für einen Impfstoff ist hoch anspruchs­voll und hochkom­plex, die kann man nicht mal eben per Lizenz bei einem anderen Unter­neh­men machen», sagte er. Gerade auch für das Vertrau­en in den Impfstoff ist es wichtig, dass alle Quali­täts­an­for­de­run­gen einge­hal­ten würden.

Auch FDP-Chef Chris­ti­an Lindner forder­te mehr Tempo. «Es ist ein krisen­haf­ter Zustand, da brauchen wir eine Krisen­pro­duk­ti­on», sagte FDP-Chef Chris­ti­an Lindner in einer «Bild»-Sendung. Konkret regte er an, darüber nachzu­den­ken, ob ein knapper Impfstoff wie der von Biontech nicht von anderen Herstel­lern in Lizenz produ­ziert werden könnte.

Deutsch­land müsse recht­lich, wirtschaft­lich, politisch und techno­lo­gisch alles tun, damit schnel­ler geimpft werden könne. «Das ist eine Frage von Leben und Tod, eine Frage unserer Freiheit. Und es ist eine Überle­bens­fra­ge auch für unsere Wirtschaft, denn die ist schon auf der Intensivstation.»

Generell sei es einfach falsch, wenn der Eindruck entste­he, alle Länder außer Deutsch­land hätten genügend Impfstoff, beton­te Spahn: «Der ist überall knapp, für alle auf der Welt.» Die Bundes­re­gie­rung arbei­te daran, dass es bald mehr Impfstoff gebe. «Aber wir machen das so, dass dann anschlie­ßend auch die Quali­tät stimmt.»

Auch Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder hatte vor negati­ven Folgen durch Liefer­eng­päs­se gewarnt. «Endlo­ses Warten reduziert auch die Bereit­schaft der Bevöl­ke­rung, sich impfen zu lassen», sagte der CSU-Chef der Deutschen Presse-Agentur in München. Leider sei noch nicht genügend Impfstoff vorhanden.

In Deutsch­land waren am Sonntag mobile Teams ausge­schwärmt, um zuerst vor allem Menschen über 80 in Pflege- und Senio­ren­hei­men sowie Pflege­kräf­te und beson­ders gefähr­de­tes Klinik­per­so­nal zu impfen. Zunächst standen bundes­weit nur gut 150.000 Impfdo­sen bereit. Bis Jahres­en­de sollen es 1,3 Millio­nen und Ende März über zehn Millio­nen Impfdo­sen sein.