KARLSRUHE/STUTTGART (dpa/lsw) — Tropen­fi­sche brauchen warme Tempe­ra­tu­ren, Repti­li­en und Orang-Utans auch. Zoos müssen die Aquari­en, Terra­ri­en oder Tierhäu­ser behei­zen. Die Energie­kri­se befeu­ert die Kosten nach einer bereits belas­ten­den Corona-Zeit. Wie reagie­ren die Zoos im Land?

So extrem wie die Zoos in Dortmund und Dresden fällt das Energie­spa­ren in den baden-württem­ber­gi­schen Tierparks nicht aus. Die Stadt im Revier zog die Notbrem­se und schließt zum Jahres­en­de das renovie­rungs­be­dürf­ti­ge Amazo­nas-Haus, weil die Energie­kos­ten explo­diert sind. Dresdens Zoo macht das sehr belieb­te Terra­ri­um früher dicht als geplant. In Karls­ru­he, Heidel­berg und in der Stutt­gar­ter Wilhel­ma heißt es dagegen einstim­mig, es müsse zwar gespart werden, hier und dort steigen auch die Eintritts­prei­se leicht. Aber es sollen weder Häuser geschlos­sen noch Tiere abgege­ben werden.

Und die Besucher? Werden sie fernblei­ben? Wird ihnen so ein Zoo-Besuch zu teuer in einer Zeit, in der sie selbst sparen müssen, wo es eben geht? Und das ausge­rech­net nach einer langen Corona-Phase, in der viel weniger Besucher in die Tierparks kamen und die finan­zi­el­le Lage teilwei­se prekär ist.

«Nein, ich glaube nicht, dass Besucher ausge­rech­net bei uns sparen — und ich hoffe es natür­lich auch nicht», sagte Marcus Rügamer, Geschäfts­füh­rer des Wildparks in Bad Mergen­theim (Main-Tauber-Kreis). «Unsere Gäste strei­chen ja vor allem die Urlaubs­rei­se. Sie fahren vielleicht weniger ins Ausland, aber irgend­wo müssen sie in den Ferien ja auch hin.» Das habe sich bislang in jedem Krisen­jahr so gezeigt. «Wir haben da in diesem Jahr kein schlech­tes Gefühl und stecken den Kopf auch nicht in den Sand.»

Der Wildpark erhöht seine Eintritts­prei­se von 13 auf 14 Euro pro Besuch. «Ich hoffe, dass sich das nicht negativ auswirkt», sagte Rügamer. «Aber die Strom­kos­ten haben sich fast verdrei­facht. Und was wir da zahlen müssen bei 300.000 Kilowatt­stun­den Verbrauch, das kann man sich ausrechnen.»

Auch der Verband der Zoolo­gi­schen Gärten hofft: «Wir merken ja, dass die Menschen die Zoos lieben, deshalb steigen bei vielen unserer 56 deutschen Mitglie­der auch die Besucher­zah­len wieder», sagte Geschäfts­füh­rer Volker Homes. Er ist überzeugt, dass auch modera­te Preis­stei­ge­run­gen akzep­tiert werden: «Das ist bei höheren Preisen im Super­markt und an der Kinokas­se ja auch so, wenn es verhält­nis­mä­ßig bleibt.»

Ähnlich klingt das in Heidel­berg, wo die Eintritts­prei­se zum Beginn der Haupt­sai­son am 1. März 2023 um durch­schnitt­lich 3 Prozent zulegen. «Sie wurden auch in der Vergan­gen­heit regel­mä­ßig an gestie­ge­ne Kosten angepasst», sagte Jana Mechler vom Tiergar­ten in der Neckar­stadt. Mit der nächs­ten Erhöhung würden die stark gestie­ge­nen Kosten nur im gerin­gen Umfang an Besucher weiter­ge­ge­ben. «Wir hoffen, dass die sehr modera­te Preis­er­hö­hung nicht zu sinken­den Besucher­zah­len führt.»

Im Wildpa­ra­dies Trips­drill müssen erwach­se­ne Gäste schon seit dem 7. Novem­ber einen Euro mehr für ihr Online-Ticket bezah­len (bisher 13 Euro). Begrün­dung auch hier: höhere Preise für Strom und Futter, Instand­hal­tung und Perso­nal. «Da es sich um eine modera­te Preis­an­pas­sung handelt, gehen wir nicht davon aus, dass sich das auf unsere Besucher­zah­len auswir­ken wird», sagte Birger Meier­jo­hann, Sprecher des Erleb­nis­parks in Cleebronn. Für den Eintritt gebe es ja auch einen hohen Gegen­wert. Trips­drill benöti­ge als Wildpark mit Tierar­ten aus Europa und Nordame­ri­ka auch keine beheiz­ten Tierhäu­ser und Winter­quar­tie­re. «Grund­sätz­lich sind wir darum von Kosten­stei­ge­run­gen im Energie­sek­tor nicht in dem Maße betrof­fen wie zoolo­gi­sche Einrich­tun­gen mit Arten aus tropi­schen Breiten», sagte Meierjohann.

Bitter ist die Energie­kri­se für die Stutt­gar­ter Wilhel­ma. Deren Besucher­zah­len sind im vergan­ge­nen Jahr zwar leicht auf fast eine Milli­on Gäste gestie­gen. Der zoolo­gisch-botani­sche Garten war als landes­ei­ge­ner Betrieb in den Corona-Jahren aber zweimal von millio­nen­schwe­ren Finanz­sprit­zen aus dem Landes­haus­halt abhän­gig, um während des Lockdowns die Tiere versor­gen zu können. Derzeit spart die Wilhel­ma Strom wie andere Zoos auch: Per Bewegungs­mel­der geht das Licht nur an, wenn tatsäch­lich jemand in den Raum kommt. Es gibt kein warmes Wasser in den Toilet­ten­räu­men und bei allen Gebäu­den sind die Tempe­ra­tu­ren abgesenkt worden, «ohne Beleg­schaft, Tiere und Pflan­zen zu gefähr­den», sagte Wilhel­ma-Sprecher Harald Knitter. «Wie sich das Zusam­men­spiel aus Kosten­stei­ge­run­gen und Verbrauchs­sen­kun­gen unter dem Strich auswirkt, lässt sich derzeit nicht in Zahlen ausdrü­cken», sagte er.

Klar ist aber: Es wird nichts gesperrt, aufge­ge­ben oder geschlos­sen. «Die Aufga­ben der Wilhel­ma, etwa beim Schutz der Arten­viel­falt, sollen nicht einge­schränkt werden durch einschnei­den­de Maßnah­men wie die Abgabe von Tieren oder Pflan­zen oder den Abbau des Perso­nals, das sie betreut», sagte Knitter. Auch höhere Eintritts­prei­se seien «derzeit nicht geplant».

Im städti­schen Zoo in Karls­ru­he müssen Besucher erst ab dem Jahr 2024 etwas mehr für den Eintritt bezah­len: Das hänge nicht mit den allge­mein gestie­ge­nen Kosten zusam­men, sondern sei vom Gemein­de­rat lange im Voraus geplant, sagte eine Spreche­rin. Sie versi­cher­te: «Trotz der aktuel­len Lage wird es keine Planän­de­rung geben.» Bislang belas­te­ten die Kosten für Strom und Fernwär­me den Zoo nicht, denn er ist Großkun­de und kann auf stabi­le Preise vertrau­en. «In 2023 kann sich dies jedoch ändern», sagte die Spreche­rin. Zudem sind die Baukos­ten zum Beispiel für die Afrika-Savan­ne sehr hoch, weite­re Inves­ti­tio­nen verzö­gern sich zum Teil deutlich und die Mehrkos­ten müssen teilwei­se über Dritt­mit­tel und Spenden gestemmt werden.

Weite­re Chancen zum Sparen in der Haltung von Pandas, Seelö­wen und anderen Tieren sehen die Karls­ru­her nicht: «Bei der Tierhal­tung gibt es keine Einspa­run­gen», heißt es deutlich. «Es werden keine Tiere abgege­ben, die Heizun­gen zum Beispiel der Tierhäu­ser kann auch nicht herun­ter­ge­fah­ren werden.» Gespart wird woanders: Die Beleuch­tung des Zoos ist bereits fast vollstän­dig auf LED umgestellt, alle Neubau­ten und Umbau­ten sind energe­tisch optimiert, es gibt Photo­vol­ta­ik-Anlagen und weite­re PV-Anlagen sind in Planung.