KEMPTEN/HAMBURG (dpa) — Ein Anschlag auf Kirchen­be­su­cher in Schwe­den — das soll das Ziel zweier Brüder aus Kempten und Hamburg gewesen sein. Der im Allgäu könnte dabei eine größe­re Rolle gespielt haben als zunächst angenommen.

Sie sollen einen Spreng­stoff­an­schlag auf Kirchen­be­su­cher in Schwe­den geplant haben — jetzt sitzen zwei syrische Brüder aus Hamburg und dem Allgäu in Unter­su­chungs­haft. Der jünge­re der beiden Verdäch­ti­gen sei am Montag in Kempten verhaf­tet und in die Hanse­stadt gebracht worden, teilten General­staats­an­walt­schaft und Polizei in Hamburg mit.

Der 24-Jähri­ge könnte nach Auffas­sung der Ermitt­ler eine deutlich größe­re Rolle bei den Anschlags­plä­nen gespielt haben als zunächst angenom­men. Den Angaben zufol­ge soll er seinen älteren Bruder nicht nur bei dessen Vorha­ben bestärkt und bei der Beschaf­fung von Materi­al zur Herstel­lung von Spreng­stoff gehol­fen haben. Vielmehr habe der Mann zugesagt, den Anschlag zusam­men mit dem 28-Jähri­gen aus Hamburg zu begehen. Als Ziel sei eine Kirche in Schwe­den ins Auge gefasst worden, in der sich zum Tatzeit­punkt Menschen hätten aufhal­ten sollen. Details zum Anschlags­ziel nannten die Ermitt­ler nicht.

Beweis­mit­tel sichergestellt

Die beiden Brüder waren Ende April in Hamburg und Kempten festge­nom­men worden, weil sie einen Anschlag mit einem selbst herge­stell­ten Spreng­stoff­gür­tel geplant haben sollen. Haftbe­fehl hatte das Amtsge­richt Hamburg zunächst aber nur gegen den 28-Jähri­gen erlas­sen, der als Haupt­be­schul­dig­ter geführt wurde.

Sein jünge­rer Bruder wurde in Bayern dagegen in polizei­li­chen Präven­tiv­ge­wahr­sam genom­men, den Richter im Freistaat für bis zu einen Monat anord­nen können, um weite­re Straf­ta­ten zu verhin­dern. Dieser Präven­tiv­ge­wahr­sam wäre nach ursprüng­li­cher Anord­nung des Amtsge­richts Memmin­gen am Diens­tag ausge­lau­fen. Einen Tag zuvor wurde der 24-Jähri­ge laut einer Spreche­rin der General­staats­an­walt­schaft aus dem Gewahr­sam heraus verhaf­tet und nach Hamburg gebracht.

Die beiden Männer sollen 2015, nicht gemein­sam, nach Deutsch­land gekom­men sein. Bei Durch­su­chun­gen ihrer Wohnun­gen sowie von Kontakt­per­so­nen hatten Ermitt­ler umfang­rei­che Beweis­mit­tel sicher­ge­stellt, darun­ter chemi­sche Substan­zen und Mobiltelefone.

Beiden Brüdern wird laut der Spreche­rin nun auch die Vorbe­rei­tung einer schwe­ren staats­ge­fähr­den­den Gewalt­tat vorge­wor­fen. Zunächst waren die Ermitt­ler nur von Terro­ris­mus­fi­nan­zie­rung und Beihil­fe zu einem geplan­ten Spreng­stoff­an­schlag ausge­gan­gen. «Wir waren damals aber auch nicht von einem konkre­ten Anschlags­ziel ausge­gan­gen», sagte die Behör­den­spre­che­rin. Die Ermitt­lun­gen dauern an.