FRIEDRICHSHAFEN — Klaus Fried­rich beschäf­tigt sich seit vielen Jahren mit der Juden­ver­fol­gung während der NS-Zeit. Aus diesem Inter­es­se heraus hat er die Buchrei­he „Die Verfol­gung und Ermor­dung der europäi­schen Juden durch das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Deutsch­land 1933–1945“ gesam­melt – und nun dem Stadt­ar­chiv Fried­richs­ha­fen gespendet.

Die wissen­schaft­li­che Buchrei­he „Die Verfol­gung und Ermor­dung der europäi­schen Juden durch das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Deutsch­land 1933–1945“ (VEJ) ist zwischen 2008 und 2021 erschie­nen. Klaus Fried­rich hatte alle 16 Bände bei sich zu Hause stehen und inten­siv durch­ge­ar­bei­tet – nun wechseln sie als Spende ins Stadt­ar­chiv Fried­richs­ha­fen: „Die Buchrei­he stellt eine wichti­ge und wertvol­le Ergän­zung unserer Bestän­de dar und ermög­licht bei uns im Stadt­ar­chiv eine noch inten­si­ve­re Beschäf­ti­gung mit der Juden­ver­fol­gung – die nie in Verges­sen­heit geraten darf“, betont Jürgen Oellers, Leiter des Stadt­ar­chivs. Gemein­sam mit Ulrike Siegmund, zustän­dig für die Archiv­bi­blio­thek, bedank­te er sich bei Klaus Fried­rich für die großzü­gi­ge Spende.

Den Tag der Spenden­über­ga­be hat Klaus Fried­rich bewusst in unmit­tel­ba­rer zeitli­cher Nähe zum Holocaust-Gedenk­tag am 27. Januar, gewählt: „Mir ist es wichtig, dass Menschen auch heute und in Zukunft auf diese große Quellen­samm­lung Zugriff haben können“, so Fried­rich. Nun könne nicht nur er die Buchrei­he nutzen, sondern auch anderen den Einblick ermög­li­chen, gerade auch in Fried­richs­ha­fen: „Es ist histo­risch unbestrit­ten, dass Fried­richs­ha­fen durch die inten­si­ve Rüstungs­pro­duk­ti­on während der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus einge­bun­den war in die Vernich­tungs­ma­schi­ne­rie der Natio­nal­so­zia­lis­ten. Vor Ort unmit­tel­bar getrof­fen hat es als Jüdin mindes­tens Elsa Hammer aus Fisch­bach. Frido­lin Endraß gab sein Leben, weil er früh auf die inten­si­ve Rüstungs­pro­duk­ti­on aufmerk­sam gemacht hat.“ 

Klaus Fried­rich wohnt selbst seit 51 Jahren in unmit­tel­ba­rer Nähe des ehema­li­gen V2-Versuchs­are­als, der heuti­ge Müllde­po­nie Weiher­berg bei Rader­ach und war diesen Sommer vor Ort in Ausch­witz. In Band 16 der Schrif­ten­rei­he, dem Ausch­witz-Band, wird Fried­richs­ha­fen im Zusam­men­hang mit Wilhelm Boger erwähnt, der hier einige Jahre bei der Polizei war, bevor er nach Ausch­witz kam. Dort wird er bezeich­net als „Einer der größten Sadis­ten und Massen­mör­der“ (VEJ 16/146, S. 471). 

Für Klaus Fried­rich ist wichtig, solche Verbin­dun­gen und Zusam­men­hän­ge in Erinne­rung zu halten, denn: „Die letzten Zeitzeu­gen sterben in den nächs­ten Jahren. Zukünf­ti­ge Genera­tio­nen können sich über diese große Dokumen­ten­samm­lung weiter­hin ein gutes Bild über die Vorgän­ge damals machen.“