BERLIN (dpa) — Explo­die­ren­de Preise, Energie­knapp­heit, Existenz­ängs­te: Bundes­prä­si­dent Stein­mei­er weiß um die Sorgen und Nöte der Menschen in Deutsch­land. Zu Weihnach­ten verbrei­tet er trotz­dem auch Optimismus.

Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er hat die Menschen in Deutsch­land angesichts der Heraus­for­de­run­gen durch den Ukrai­ne-Krieg zu Zusam­men­halt und Zuver­sicht aufge­ru­fen. «Wenn dieses Jahr ein Gutes hatte, dann doch die Erfah­rung: Gemein­sam kommen wir durch diese Zeit», sagte das Staats­ober­haupt in seiner diesjäh­ri­gen Weihnachts­an­spra­che. «Und deshalb ist es mein Weihnachts­wunsch, dass wir diese Zuver­sicht mitneh­men ins neue Jahr. Dass wir alles stärken, was uns verbin­det.» Wenig Hoffnung machte Stein­mei­er aller­dings für ein schnel­les Ende des Krieges. Zugleich mahnte er, den Kampf gegen den Klima­wan­del nicht zu vernachlässigen.

«Ja, dies sind raue Zeiten. Wir stehen im Gegen­wind», sagte Stein­mei­er. «Und dennoch: Gerade Weihnach­ten ist der richti­ge Moment, auf das zu schau­en, was uns Zuver­sicht gibt. Und das gibt es.» Die Ukrai­ne behaup­te sich gegen die russi­schen Angrif­fe mit großem Mut. Europa stehe zusam­men. «Und unser Land wächst in der Heraus­for­de­rung wieder einmal über sich hinaus. Wir sind nicht in Panik verfal­len, wir haben uns nicht ausein­an­der­trei­ben lassen.»

Unser demokra­ti­scher Staat milde­re die härtes­ten Belas­tun­gen. In den Unter­neh­men arbei­te­ten viele daran, gestärkt aus der Krise zu kommen. «Und Sie alle haben mitge­hol­fen», sagte Stein­mei­er zu den Menschen in Deutsch­land. «Ich weiß, wie viel diese Krise Ihnen allen abver­langt, dass viele sich einschrän­ken müssen. Aber unsere Großher­zig­keit im Umgang mitein­an­der, die kann uns niemand nehmen.» Stein­mei­er dankte den Menschen für ihr Engage­ment und ihre Mitmensch­lich­keit, die dazu beigetra­gen hätten, «das Leben für andere ein wenig heller zu machen».

«Wir waren in diesem Jahr zu so viel mehr fähig, als wir uns womög­lich selbst zugetraut hatten», sagte der Bundes­prä­si­dent. Die Menschen hätten beherzt gehan­delt, als Hilfe erfor­der­lich gewesen sei. Sie seien fürein­an­der einge­stan­den. «Ich bin stolz auf unser Land, in dem so viele Menschen anpacken — nicht weil sie müssen, sondern weil sie Verant­wor­tung empfin­den für andere und für die Gemein­schaft.» Was Deutsch­land und seine Bürge­rin­nen und Bürger im Kern ausma­che, das Land immer stark gemacht habe, das habe Bestand: «Wir sind kreativ, fleißig und solida­risch. Und daraus können wir die Kraft und die Hoffnung schöp­fen für das neue Jahr.»

«Friede ist noch nicht greifbar»

Ein rasches Ende des russi­schen Angriffs­krie­ges in der Ukrai­ne ist aus Sicht des Bundes­prä­si­den­ten jedoch nicht in Sicht. Zwar sei es der sehnlichs­te Wunsch, dass wieder Friede herrsche. «Aber dieser Friede ist noch nicht greif­bar. Und es muss ein gerech­ter Friede sein, der weder den Landraub belohnt noch die Menschen in der Ukrai­ne der Willkür und Gewalt ihrer Besat­zer überlässt.» Bis Friede einkeh­ren könne, sei es ein Gebot der Mensch­lich­keit, den Angegrif­fe­nen, den Bedroh­ten und Bedrück­ten beizu­ste­hen. «Auch damit setzen wir im Dunkel des Unrechts ein Licht der Hoffnung.»

Stein­mei­er mahnte, dass trotz dieser Sorgen der Kampf gegen den Klima­wan­del nichts an Dring­lich­keit verlo­ren habe. Er brauche uns alle. «Ich wünsche mir, dass die Älteren auch spät im Leben noch einmal bereit sind, sich zu verän­dern. Und dass die Jünge­ren sich engagie­ren, dass sie kritisch sind — ohne der Sache des Klima­schut­zes zu schaden, indem sie andere gegen sich aufbringen.»

Gebraucht würden sowohl der Ehrgeiz der Jungen wie die Erfah­rung der Alten, sagte Stein­mei­er. «Denn wir alle haben doch ein gemein­sa­mes Ziel: dass die Jünge­ren nicht die «letzte Genera­ti­on» sind, sondern die erste Genera­ti­on einer klima­freund­li­chen Welt.»

Von Ulrich Stein­kohl, dpa