STUTTGART (dpa/lsw) — Ein Jahr nach dem Start der bundes­weit ersten Online-Platt­form für Hinwei­se auf Steuer­be­trug ist die Zahl der anony­men Tipps relativ konstant. Es gebe im Schnitt zwischen 250 und 350 Hinwei­se pro Monat, sagte Oberfi­nanz­prä­si­dent Hans-Joachim Stephan am Diens­tag bei einer vorläu­fi­gen Bilanz in Stutt­gart. Das Niveau sei ähnlich wie das bei Hinwei­sen per Post oder per Telefon. Ob das Portal entschei­dend dabei helfen könne, große Fälle von Steuer­be­trug aufzu­klä­ren, könne er noch nicht sagen. Klar sei aber, dass etwa 70 Prozent der Hinwei­se nicht «ertrag­reich» seien. Wenn es aber zwei bis drei Hinwei­se gebe, die zu einem «großen Fisch» führten, dann habe sich das Portal schon gelohnt.

Die Einfüh­rung der Online-Platt­form hatte vor einem Jahr für hefti­ge Diskus­sio­nen gesorgt. Finanz­mi­nis­ter Danyal Bayaz (Grüne) sieht in dem Portal ein weite­res Instru­ment, um den Kampf gegen Steuer­be­trü­ger zu verstär­ken. Damals, knapp einen Monat vor der Bundes­tags­wahl, hatte es Kritik vor allem von Union und FDP an einem angeb­li­chen Steuer-Pranger im Netz gehagelt.

Oberfi­nanz­prä­si­dent Stephan erläu­ter­te, es gebe bei den Hinwei­sen auch Tipps nach dem Motto: «Mein Nachbar arbei­tet schwarz. Der fährt einen dicken Merce­des, schaut mal nach.» Hierbei gehe es den Hinweis­ge­bern aber vor allem um «Denun­zia­tio­nen». Da fehle jegli­cher Gehalt. «Das führt jetzt nicht zu irgend­wel­chen Ermittlungen.»

Zwischen Oktober und Dezem­ber habe es 917 Anzei­gen gegeben, von denen man 909 an die zustän­di­gen Stellen für weite­re Ermitt­lun­gen gelei­tet habe. Das Beson­de­re an dem Portal sei ja, dass man versu­che könne, digital in Kontakt mit dem anony­men Hinweis­ge­ber zu treten, um weite­re Infor­ma­tio­nen zu bekom­men. Das sei in den drei Monaten aber nur bei einer kleinen zweistel­li­gen Zahl von Fällen gelungen.

Eine offizi­el­le Jahres­bi­lanz soll im Oktober folgen. Wegen vieler Belei­di­gun­gen und unsin­ni­ger Einga­ben zu Beginn habe man die Monate August und Septem­ber herausgenommen.