ATLANTA (dpa) — Mit dem Wahlsieg im US-Bundes­staat Georgia fahren die Demokra­ten von Präsi­dent Biden einen wichti­gen Erfolg ein. Vorgän­ger Trump hinge­gen muss schon wieder eine Nieder­la­ge einstecken.

Knapp einen Monat nach den Kongress­wah­len in den USA ist es der Demokra­ti­schen Partei von Präsi­dent Joe Biden gelun­gen, ihre Mehrheit im Senat auszu­bau­en. In einer Stich­wahl um den letzten offenen Sitz in der Parla­ments­kam­mer setzte sich im US-Bundes­staat Georgia der demokra­ti­sche Senator Rapha­el Warnock gegen seinen republi­ka­ni­schen Heraus­for­de­rer Herschel Walker durch. Für Biden bedeu­tet das ebenfalls einen Erfolg. Dessen abgewähl­ter Vorgän­ger Donald Trump von den Republi­ka­nern, der 2024 zurück ins Amt will, musste erneut eine Schlap­pe einstecken.

In Georgia standen sich Amtsin­ha­ber Warnock (53), ein schwar­zer Pastor, und der ebenfalls schwar­ze einsti­ge Football-Star Walker (60) gegen­über. Im ersten Anlauf Anfang Novem­ber blieben beide knapp unter 50 Prozent. Nach dem Wahlrecht des Bundes­staats im Süden wurde damit eine Stich­wahl nötig. Wegen der heraus­ra­gen­den Bedeu­tung für das Macht­ge­fü­ge im Senat schal­te­ten sich namhaf­te Politi­ker beider Partei­en in den Wahlkampf ein. Warnock wurde etwa von Ex-Präsi­dent Barack Obama unter­stützt, Walker von Trump.

Der wieder­ge­wähl­te Senator sagte nach seinem Erfolg am Diens­tag­abend: «Nach einem hart geführ­ten Wahlkampf ist es mir eine Ehre, die vier mächtigs­ten Worte auszu­spre­chen, die es in einer Demokra­tie zu sagen gibt: Das Volk hat gespro­chen.» Im Unter­schied zu Ex-Präsi­dent Trump, der bis heute ohne jeden Beweis von Wahlbe­trug fabuliert, gestand Walker seine Nieder­la­ge ein. An seine Anhän­ger appel­lier­te der Republi­ka­ner: «Glauben Sie weiter­hin an unsere gewähl­ten Amtsträ­ger. Und geben Sie immer, immer Ihre Stimme ab — egal, was passiert.»

Demokra­ten haben nun 51 Sitze im Senat

Die Demokra­ten hatten sich bei den sogenann­ten Midterms im Novem­ber bereits 50 der 100 Sitze im Senat gesichert — und damit abermals die Kontrol­le in der wichti­gen Kongress­kam­mer. Das liegt daran, dass die demokra­ti­sche US-Vizeprä­si­den­tin Kamala Harris — zugleich Präsi­den­tin des Senats — in einer Pattsi­tua­ti­on mit abstim­men darf. Nun haben die Demokra­ten in der Kammer 51 Sitze — eine etwas komfor­ta­ble­re Mehrheit.

Die erste Hälfte von Bidens Amtszeit hat gezeigt, wie wichtig ein 51. Sitz sein kann. Insbe­son­de­re zwei Senato­ren aus den eigenen Reihen machten Biden in den ersten beiden Jahren das Leben schwer und blockier­ten mehre­re seiner politi­schen Vorha­ben. Vor allem der Demokrat Joe Manchin stell­te sich immer wieder quer. Mit dem 51. Sitz sind die Demokra­ten zumin­dest von Manchin allei­ne nicht mehr auszubremsen.

Biden zeigte sich sehr erfreut. «Heute Abend haben sind die Wähler in Georgia für unsere Demokra­tie einge­tre­ten», schrieb er auf Twitter. Die Wähle­rin­nen und Wähler hätten einen «guten Mann» zurück in den Senat geschickt und auch den «Ultra-MAGAis­mus» abgelehnt. MAGA steht für Trumps Wahlkampf­mot­to: «Make Ameri­ca Great Again» (auf Deutsch: Macht Ameri­ka wieder großartig).

Unter­stüt­zung von Ex-Präsi­dent Obama

Der amtie­ren­de Präsi­dent ließ sich im Wahlkampf vor der Stich­wahl nicht in Georgia blicken — mit seinen gerin­gen Beliebt­heits­wer­ten wäre ein Auftritt für Warnock wohl eher politi­scher Ballast gewesen. Statt­des­sen kam der belieb­te Ex-Präsi­dent Obama nach Georgia. Dort im Süden ist der Anteil schwar­zer Wähler höher als in vielen anderen Bundesstaaten.

Der Wahlkampf hatte aber auch sonst viel Aufmerk­sam­keit auf sich gezogen. Walker geriet durch Anschul­di­gun­gen zweier Frauen unter Druck, die ihm vorwar­fen, sie nach Affären zu Abtrei­bun­gen gedrängt zu haben. Pikant war dies auch, weil Walker als strik­ter Abtrei­bungs­geg­ner antrat. Er wies die Vorwür­fe zurück. Der Republi­ka­ner erhielt kurz vor der Wahl noch einmal Unter­stüt­zung von Trump. Aller­dings sah auch Trump vor der Stich­wahl von einem gemein­sa­men Wahlkampf­auf­tritt ab.

Trump hatte vor drei Wochen verkün­det, dass er 2024 erneut als Präsi­dent­schafts­kan­di­dat der Republi­ka­ner ins Rennen gehen will. Nachdem sein Einfluss in der Partei bereits abgenom­men hat, ist eine weite­re Schlap­pe eines von ihm unter­stütz­ten Kandi­da­ten beson­ders bitter für ihn. Generell hatten die Demokra­ten bei der Kongress­wahl unerwar­tet gut abgeschnit­ten. Ihre Mehrheit im Reprä­sen­tan­ten­haus verlo­ren sie zwar, aller­dings knapper als weithin erwartet.

Von Magda­le­na Trönd­le, dpa