MÜNCHEN (dpa) — Sie liegen in Brief­käs­ten, beim Discoun­ter oder kommen mit der Post: Werbe­pro­spek­te. Komplett links liegen lässt die bunten Blätter aber nur eine Minder­heit, stellt eine Studie fest.

Auch wenn erste Handels­ket­ten auf Werbe­pro­spek­te verzich­ten: Die sogenann­ten Handzet­tel spielen für eine Mehrheit der Konsu­men­ten weiter­hin eine Rolle. Zu diesem Ergeb­nis kommt eine Studie des Beratungs­un­ter­neh­mens Oliver Wyman. Demnach schau­en etwa 60 Prozent der Konsu­men­ten mindes­tens einmal pro Woche in die bunten Werbe­blät­ter. «Weite­re 15 Prozent tun dies zumin­dest alle paar Monate», sagt Studi­en­au­tor Rainer Münch.

Das größte Inter­es­se an den Prospek­ten bestehe, wenn Lebens­mit­tel und Geträn­ke bewor­ben werden. «Angesichts der gegen­wär­ti­gen Infla­ti­on erhal­ten Aktions­prei­se eine noch größe­re Bedeu­tung», sagt Münch. Grund­la­ge der Studie ist eine reprä­sen­ta­ti­ve Online-Befra­gung im August unter 1300 Erwach­se­nen. Deutsch­lands größte Baumarkt­ket­te Obi verzich­tet seit Juni auf Prospek­te. Die Super­markt­ket­te Rewe will vom 1. Juli 2023 an keine Handzet­tel mehr.

Die Studie offen­ba­re zwei gegen­läu­fi­ge Trends auf Kunden­sei­te, so Münch: «Ungebro­che­ne Schnäpp­chen­lust und wachsen­des Umwelt­be­wusst­sein geraten in Konflikt.» So würden mehr als 50 Prozent der Lebens­mit­tel­käu­fer den Handzet­teln einen starken Einfluss darauf zubil­li­gen, wo und was sie einkau­fen. Auf der anderen Seite stehe der Wunsch nach Eindäm­mung der Papier­flut: So hätte knapp ein Viertel der Befrag­ten, die zumin­dest gelegent­lich in einen Handzet­tel schau­en, ein Werbe­ver­bots­schild am Brief­kas­ten installiert.

«Gewis­se Kunden­grup­pen wird man nur schwer über Digital­me­di­en errei­chen», betont Co-Autor Jens von Wedel. «Beson­ders älteren Menschen dürfte der Abschied vom Handzet­tel schwer­fal­len.» Sie seien mit 67 Prozent wöchent­li­cher Nutzung eine der eifrigs­ten Nutzer­grup­pen der Prospekte.

Am meisten Inter­es­se erzeug­ten Lebens­mit­tel-Angebo­te, die 57 Prozent aller Prospekt-Leser studie­ren. «Es geht zumeist um eine sparsa­me Haushalts­füh­rung, für die Handzet­tel eine Orien­tie­rungs­hil­fe bieten», sagt von Wedel. Aller­dings nutzen schon 41 Prozent der Befrag­ten die Websei­te oder den Online­shop des Händlers, um sich über aktuel­le Angebo­te zu infor­mie­ren. Andere Infor­ma­ti­ons­quel­len wie Newslet­ter, Apps oder sozia­le Medien seien deutlich weniger beliebt.