WEINGARTEN — Der Bund der Steuerzahler rügt die Stadt Weingarten in seinem neuen Schwarzbuch über Steuerverschwendung. Sie habe bei der Planung für die Sanierung und Erweiterung ihres Feuerwehrhauses die Kosten explodieren lassen: statt der geplanten rund vier Millionen Euro würden die Baukosten inzwischen doppelt so hoch geschätzt.
Dazu schreibt der Steuerzahlerbund: In Weingarten wird schon seit geraumer Zeit die Erweiterung des Feuerwehrhauses geplant. Bereits 2012 beantragte die Freiwillige Feuerwehr Weingarten, das damals 30 Jahre alte Feuerwehrhaus zu sanieren und zu erweitern, im Sommer 2013 entschied sich der Gemeinderat dann für einen Ausbau. Es folgte ein Architekturwettbewerb, der im Frühjahr 2017 juriert wurde. Im April 2018 beschloss der Gemeinderat schließlich den Bau. Bis zum Sommer 2020 war also zwar viel geplant und beschlossen worden – mit den Bauarbeiten begonnen hatte man bis dato aber nicht.
Die Entwicklung der voraussichtlichen Kosten für das Projekt kann nur als dramatisch bezeichnet werden. Laut übereinstimmenden Presseberichten standen ursprünglich Kosten in Höhe von 4,1 Mio. Euro im Raum; zum Zeitpunkt des Baubeschlusses im April 2018 lag die Kostenschätzung aber bereits bei 5,68 Mio. Euro. Der Gemeinderat beschloss daraufhin einen Kostendeckel von 5,7 Mio. Euro. Bei der Ausarbeitung der Werkplanung ergaben sich Mehrkosten u. a. für Altlastenbeseitigung, Hangsicherung und Wasserhaltung. Laut der Stadt wurde die Kostenberechnung fortgeschrieben – im Herbst 2019 mit einer erheblichen Kostensteigerung. Der Gemeinderat stimmte im November 2019 der Kostenschätzung in Höhe von 8,1 Mio. Euro zu. Doch dann stellte ein externer Projektsteuerer fest, dass u. a. einzelne Posten zu gering angesetzt worden waren, insbesondere der Nebenkostenansatz entsprach nicht den bereits geschlossenen Verträgen mit Fachplanern und Gutachtern. Das ergab nun eine Erhöhung der Projektkosten auf 9,16 Mio. Euro; unter Berücksichtigung der zu erwartenden Baupreisentwicklung käme man sogar auf einen Betrag von 10,35 Mio. Euro. Diese Kalkulation würde einen Anstieg der Kosten von mehr als 80 Prozent im Vergleich zum Baubeschluss vor knapp zwei Jahren bedeuten.
Einsparmöglichkeiten wurden zum Teil deshalb verworfen, weil sonst z. B. Landeszuschüsse nicht fließen würden. Immerhin entschied der Gemeinderat, auf eine teure Sichtbetonfassade zu verzichten und damit 200.000 Euro einzusparen. Weitere Einsparpotenziale in Höhe von 300.000 Euro sollen noch ermittelt werden. Zuletzt ging man von Kosten für das Feuerwehrgerätehaus in Höhe von mindestens 8,7 Mio. Euro aus.