STUTTGART (dpa/lsw) — Wie verän­dert sich die heimi­sche Vogel­welt aufgrund der Klima­kri­se? Und wie wirkt der Mensch auf die Arten in seinem Garten ein? Eine Antwort versucht seit Jahren die Zählak­ti­on «Stunde der Garten­vö­gel» zu geben. Dabei fällt dieses Mal unter anderem eine Art auf.

Der Mauer­seg­ler ist in Baden-Württem­berg buchstäb­lich im Sinkflug. Bei der regel­mä­ßi­gen Vogel­zähl­ak­ti­on «Stunde der Garten­vö­gel» ist der einst populä­re Gebäu­de­brü­ter ziemlich abgestürzt, wie aus den Zahlen des Natur­schutz­bunds Deutsch­land (Nabu) hervor­geht. «Seine typische sichel­för­mi­ge Silhou­et­te wurde bei uns fast 40 Prozent selte­ner am Himmel gesich­tet als 2022», sagte Stefan Bosch, der Nabu-Vogel­ex­per­te in Baden-Württem­berg. «Damit geht der Schwund dieser Art ungebremst weiter.»

Nach seinen Angaben fehle es zuneh­mend an Brutmög­lich­kei­ten an Gebäu­den. Mauer­seg­ler bauen ihre Nester sehr nah am Menschen in Mauer­spal­ten oder dicht unter dem Dach. Mit Neubau­ten und der Sanie­rung von Häusern schwin­den aller­dings die Möglich­kei­ten, geeig­ne­te Nistplät­ze zu finden. Außer­dem trifft die Mauer­seg­ler das Insek­ten­ster­ben hart, weil sie sich ausschließ­lich von Flugin­sek­ten ernähren.

Aus diesem Grund ist auch die Mehlschwal­be deutlich selte­ner gesich­tet worden. Sie wurde 29 Prozent selte­ner gezählt als im Jahr zuvor, die Zahlen beim Kuckuck gingen sogar um 43 Prozent zurück, auch die Nachti­gall zeigt sich deutlich weniger (minus 29 Prozent).

Aufwind haben dagegen die Tauben, wie am Diens­tag aus der Zwischen­bi­lanz der Zählak­ti­on hervor­geht: «Ringel­tau­be und Türken­tau­be zieht es verstärkt in die Siedlun­gen, wo das Nahrungs­an­ge­bot zum Teil besser ist als auf dem Land», sagte Bosch. Die Türken­tau­be profi­tie­re zudem von milde­ren Wintern. Auch viele Meisen­ar­ten und Finken wurden häufi­ger gesich­tet. Hier mache sich womög­lich das vergan­ge­ne Mastjahr bemerk­bar. «Diese Waldvo­gel­ar­ten hatten offen­bar durch die Fülle an Baumfrüch­ten viel zu fressen.»

Klarer Spitzen­rei­ter der Zählung bleibt der Haussper­ling — bekannt als Spatz — gefolgt von Kohlmei­se, Amsel, Star und Blaumeise.

Wer seine Ergeb­nis­se der «Stunde der Garten­vö­gel» vom vergan­ge­nen Wochen­en­de noch nachmel­den möchte, kann das bis zum 22. Mai tun. Nabu und der Landes­bund für Vogel- und Natur­schutz veran­stal­ten die Zählak­ti­on in diesem Jahr bereits zum 19. Mal. An den Ergeb­nis­sen lassen sich Trends bei den Bestän­den einzel­ner Arten ablesen.

Nach Nabu-Angaben wurde bislang landes­weit in 3110 Gärten insge­samt 96 745 Vögel gezählt. Betei­ligt haben sich demnach 4446 Vogelfreunde.