Schnee und klirren­de Kälte machen Wohnungs­lo­sen im Moment stark zu schaf­fen. Wer draußen auf Kartons oder Matten übernach­tet, ist auch auf städti­sche Angebo­te wie die Kälte­bus­se angewie­sen. Bislang gibt es nur wenige, aber sie bringen zuver­läs­sig Tee, Decken und Hilfe.

STUTTGART (dpa/lsw) — Die ausge­stor­be­nen Innen­städ­te im Corona-Lockdown erleich­tern den wenigen Kälte­bus­sen im Land in diesen klirrend kalten Nächten die Versor­gung der Obdach­lo­sen. «Die Straßen sind bislang völlig leer gewesen. Da fällt es natür­lich leich­ter, durch die Fußgän­ger­zo­nen zu kommen. Man kann die Wohnungs­lo­sen auch schnel­ler erken­nen», sagt Sandra Welsch, die für das Deutsche Rote Kreuz in Stutt­gart den Einsatz des Kälte­bus­ses koordi­niert. Haben Restau­rants oder Clubs geöff­net, seien deutlich mehr Menschen und angetrun­ke­ne Feiern­de unter­wegs, die die Arbeit der Ehren­amt­li­chen störten, sagt sie weiter. Wohnungs­lo­se könnten im Moment auch leich­ter einen Schlaf­platz finden, weil Geschäf­te geschlos­sen seien.

In Stutt­gart kommt der Kälte­bus von Stadt und DRK zum Einsatz, wenn die Tempe­ra­tu­ren die Minus­gra­de errei­chen. Zahlrei­che bekann­te oder vom Sozial­amt, Street­wor­kern oder Anrufern gemel­de­te Plätze werden derzeit Nacht für Nacht ab 22.00 Uhr angefah­ren, es wird heißer Tee ebenso verteilt wie gespen­de­te warme Schlaf­sä­cke, Wollde­cken, Kleidung, gestrick­te Hunde­pul­lis, Schoko­la­de und andere Snacks. Die Helfer verwei­sen auch auf die Angebo­te der Stutt­gar­ter Wohnungs­not­fall­hil­fe und bringen Bedürf­ti­ge in selte­nen Fällen in Notunterkünfte.

Kälte­bus­se gibt es in Baden-Württem­berg auch in Mannheim und in Esslin­gen. Der Kälte­bus in Karls­ru­he steht dagegen nach Angaben des DRK seit drei Wochen wegen der Corona-Aufla­gen still.

«In Corona-Zeiten sind gibt es keine geöff­ne­ten Cafés und kaum Stuben zum Aufwär­men oder Duschen, weniger Pfand­fla­schen zum Einsam­meln. Deshalb sind die Obdach­lo­sen mehr in Not als zuvor», sagt Welsch. Sie ist von Beginn an und seit 2013 beim Kälte­bus mit dabei. In einer norma­len Nacht spricht das Team des Busses ein Dutzend Wohnungs­lo­se an, 30 Orte im ganzen Stadt­ge­biet stehen auf der Liste der mögli­chen Anfahrt­punk­te für die Versor­gungs­sta­ti­on auf Rädern. «Es gibt aber auch Nächte, in denen wir nur ganz wenige errei­chen», sagt Welsch. Das DRK regis­triert rund 50 Anrufe mit Hinwei­sen am Tag. «Die Resonanz ist riesig», sagt Welsch.

Genaue Angaben zur Zahl der als akut obdach­los gelten Menschen, die auf der Straße leben, gibt es nicht. «Diese Zahl kann nur geschätzt werde», sagt eine Spreche­rin der Stadt Stutt­gart. Nach Aussa­gen von Straßen­so­zi­al­ar­bei­tern gehe das Sozial­amt von bis zu 100 Menschen aus.

Derzeit sind nach Angaben der Stadt rund 75 von etwa 100 Plätzen in Notun­ter­künf­ten belegt. «Es ist gewähr­leis­tet, dass jeder, der Schutz vor der Kälte sucht, auch eine Unter­kunft findet», versi­cher­te die Stadt­spre­che­rin. Viele entschei­den sich jedoch bewusst für die Straße. Sie weigern sich unter anderem aus Scheu oder Angst vor Diebstahl und Übergrif­fen, diese Räume aufzu­su­chen. Anderen ist es nicht möglich, ihren Hund mitzunehmen.