Licht und Schat­ten hat Joachim Löw beim Test gegen die Türkei ausge­macht. Die Mängel beim 3:3 sind auch in der unein­ge­spiel­ten DFB-Forma­ti­on und der Perso­nal­aus­wahl des Bundes­trai­ners begrün­det — aber nicht nur. Das Haupt­pro­blem muss er ganz schnell lösen.

Zu groß war nach einer dreima­li­gen Führung und dem am Ende enttäu­schen­den Last-Minute‑3:3 gegen die Türkei die Enttäu­schung. «Wir müssen über die Themen reden, was müssen wir verbes­sern. Wir müssen auch eine andere Menta­li­tät entwi­ckeln», sagte Joachim Löw nach einem ereig­nis­rei­chen Kölner Fußball­abend «mit Licht und Schat­ten» am Mittwoch. Im Teamho­tel am Rhein mit Blick auf den Dom gibt es viel Gesprächsstoff.

«Wir müssen schon einige Dinge anspre­chen», kündig­te Löw eine inten­si­ve Analy­se und Aufar­bei­tung an. Denn dass er mit Blick auf die nun anste­hen­den wichti­ge­ren Nations-League-Spielen am Samstag (20.45 Uhr/ARD) in der Ukrai­ne und drei Tage später wieder in Köln gegen die Schweiz beim Türkei-Test auf viele Stamm­kräf­te verzich­te­te und ein völlig neu zusam­men­ge­wür­fel­tes Team auf den Rasen geschickt hatte, änder­te am aktuel­len Haupt­pro­blem nichts. «Gerade wenn wir in Führung sind, dürfen wir nicht nachläs­sig werden», rügte Löw.

Verbes­se­rungs­be­darf sieht der 60-Jähri­ge an etlichen Stellen. Mangeln­de Ballkon­trol­le und Organi­sa­ti­on auch unter Druck, schlech­te Chancen­ver­wer­tung nach mehrma­li­ger Führung, offene Räume und fehlen­de Zuord­nung — das führte Löw als Mängel­lis­te an. «Das Ergeb­nis macht uns alle angefres­sen. Wenn man dreimal führt und wie im Septem­ber gegen Spani­en eigent­lich in letzter Minute das Ausgleichs­tor kassiert, ist das ganz schön ärger­lich», sagte er.

Natür­lich war Löws B‑Formation anzuse­hen, dass es sich um eine impro­vi­sier­te Lösung handel­te. Einige Protago­nis­ten wie der Dortmun­der Nico Schulz und Antonio Rüdiger vom FC Chelsea waren ohne Spiel­pra­xis in ihren Verei­nen angereist. Einige positi­ve Erkennt­nis­se aber konnte der DFB-Chefcoach mit Blick auf die verscho­be­ne EM im kommen­den Sommer aber durch­aus mitneh­men. Der Mönchen­glad­ba­cher Debütant Flori­an Neuhaus deute­te nicht nur mit einem schönen Tor sein Poten­zi­al an. Luca Waldschmidt, ebenfalls erstmals Torschüt­ze, zeigte immer den direk­ten Zug zum gegne­ri­schen Tor. Und der Neu-Leipzi­ger Benja­min Henrichs fand sich nach drei Jahren Auswahl­pau­se schnell wieder zurecht.

Doch zunächst muss Löws Team nun mal wieder gewin­nen, auch um Diskus­sio­nen über die Auswahl­kri­te­ri­en bei der Kader­zu­sam­men­stel­lung und Wechsel­prak­ti­ken des Bundes­trai­ners in den kriti­schen Schluss­pha­sen zu stoppen. «Natür­lich wird es wichtig sein jetzt, dass wir die nächs­ten Spiele siegreich gestal­ten», weiß Löw. «Es wird auch eine andere Mannschaft in der Ukrai­ne auf dem Platz stehen», sagte er gerade mit Blick auf die dann zurück­keh­ren­den Bayern-Profis. «Alle, das kann ich versi­chern, sind heiß und hochmo­ti­viert, das nächs­te Spiel zu gewin­nen», sagte der Bundes­trai­ner. Und er schloss trotz des Ärgers am Mittwoch­abend an: «Ich glaube, wir werden das schaffen.»