BERLIN (dpa) — Schlauch rein, Sprit raus: Der hohe Sprit­preis verlockt Krimi­nel­le vieler­orts zum Diesel­klau. Für die Opfer ein echtes Problem. Der Schaden ist hoch — und die Aufklä­rung schwierig.

Der Sprit­preis steigt und mit ihm auch die Anzahl von Diesel­dieb­stäh­len aus Lastwa­gen. «Es ist davon auszu­ge­hen, dass sich die Sprit­dieb­stäh­le vermehrt haben», sagte ein Sprecher des Bundes­ver­ban­des Güter­kraft­ver­kehr Logis­tik und Entsor­gung (BGL) auf dpa-Anfrage.

«Wir bekom­men jedoch nicht jeden Fall mitge­teilt, da diese nur selten zur Anzei­ge gebracht werden: Die Aufklä­rungs­quo­te ist sehr gering und keine Versi­che­rung zahlt für den gestoh­le­nen Treibstoff.»

Fälle häufen sich

Autofah­rer zahlen seit dem Krieg in der Ukrai­ne deutlich mehr an der Zapfsäu­le. Paral­lel häuften sich in den vergan­ge­nen Tagen Berich­te über Diesel­dieb­stäh­le. In Schles­wig-Holstein kam in der vergan­ge­ne Woche ein mutmaß­li­cher Diesel­dieb bei seiner Tat sogar ums Leben.

Der 33-Jähri­ge starb den Ermitt­lun­gen zufol­ge während des Versuchs, auf dem Parkplatz eines Baumarkts Treib­stoff aus einem Klein­trans­por­ter abzuzap­fen. Er sei von dem anfah­ren­den Fahrzeug mitge­schleift und dabei so schwer verletzt worden, dass er starb, teilte die Polizei mit. Der Verdacht, dass das Unglück beim versuch­ten Diesel­dieb­stahl geschah, gründet sich unter anderem auf ein Bohrloch im Tank. Zudem fand die Polizei Kanis­ter, Werkzeug und einen Gartenschlauch.

Diebstäh­le bundesweit

Nicht immer ist das auser­ko­re­ne Ziel der Krimi­nel­len der Tank eines Lastwa­gens, manch­mal geht es auch an das Diesel in Straßen­wal­zen oder Notstrom­ag­gre­ga­ten, wie die Polizei aus Nordrhein-Westfa­len und Thürin­gen berich­te­te. In Bayern gab es in den vergan­ge­nen Tagen ebenfalls mehre­re Diebstäh­le, in Strau­bing wurde bei einem Lastwa­gen Diesel im Wert von 800 Euro abgezapft.

Tankde­ckel auf, Schlauch rein, Sprit raus — was für die Krimi­nel­len meist schnell und unbemerkt vonstat­ten geht, bedeu­tet für die betrof­fe­nen Unter­neh­men oft viel Arbeit und hohen Schaden. Bundes­weit entstün­den durch Diesel­dieb­stahl aus Lkw jährlich Schäden im sieben­stel­li­gen Bereich, teilte der BGL mit. «Zum gestoh­le­nen Diesel kommen oft noch aufge­bro­che­ne Tanks hinzu, die ersetzt werden müssen.» Zudem verur­sach­ten solche Diebstäh­le Werkstatt­kos­ten. Die beschä­dig­ten Fahrzeu­ge fielen einige Zeit aus und könnten so keinen Umsatz generie­ren — als Ersatz müssten weite­re Fahrzeu­ge angemie­tet werden.

Kein Kavaliers­de­likt

Die Polizei ist macht­los, die Ermitt­lun­gen verlau­fen in der Regel im Sande. Nur selten werden die Täter auf frischer Tat ertappt. Der BGL fordert deshalb eine «besse­re perso­nel­le Ausstat­tung der Kontroll­orga­ne»: «Polizei­prä­senz verhin­dert Straf­ta­ten», teilte der Verband mit, das gelte auch auf Autobahnraststätten.

Um einen Kavaliers­de­likt handelt es bei diesen Taten nicht: Auf Diebstahl stehen dem BKA zufol­ge Geldstra­fen oder Freiheits­stra­fen bis zu fünf Jahren. In beson­ders schwe­ren Fällen, beispiels­wei­se wenn gewerbs­mä­ßig gestoh­len oder vor der Tat in ein Gebäu­de einge­bro­chen wurde, drohen demnach Gefäng­nis­stra­fen bis zu zehn Jahren.

Von Mona Wenisch, dpa