Vom verschnei­ten Berlin ins warme Doha — und mit an Bord drei weite­re Punkte. Doch dann warten die Münch­ner über sieben Stunden auf den Abflug, ehe auch noch die Crew getauscht werden muss.

BERLIN (dpa) — Die Nacht im Flieger in Berlin und ein ungeplan­ter Zwischen­stopp in München: Der Trip des FC Bayern zur nächs­ten Titel­mis­si­on hat mit einer chaoti­schen Anrei­se begon­nen und bei Karl-Heinz Rumme­nig­ge für gehöri­gen Frust gesorgt.

Statt am Samstag­mor­gen in Doha zu landen, hob der Flieger erst um 9.15 Uhr auf dem Flugha­fen der bayri­schen Landes­haupt­stadt ab. Die Crew hatte ausge­tauscht werden müssen, denn voraus­ge­gan­gen war eine über sieben­stün­di­ge Warte­zeit in Berlin.

Schleu­nigst hatte die Delega­ti­on nach dem 1:0 über Hertha BSC am Freitag­abend das eisige Olympia­sta­di­on verlas­sen, Hansi Flicks Presse­kon­fe­renz dauer­te knapp zwei Minuten. Um 23.15 Uhr sollte Flug QR 7402 nach Katar abheben, vom Olympia­sta­di­on zum BER sind es rund 33 Kilome­ter. Der Tross kam zumin­dest so an, dass Manuel Neuer noch grinsend hinter dem Mund-Nasen-Schutz aus seinem komfor­ta­blen Sitz an Bord der Maschi­ne grüßte und Thomas Müller einen schnel­len Schnapp­schuss mit beiden Daumen hoch vor den geöff­ne­ten Handge­päck­ab­la­gen machte. Er hätte sich Zeit nehmen können.

Am Samstag­mor­gen teilte der FC Bayern München via Twitter mit: «Wegen verwei­ger­ter Start­erlaub­nis hebt der FC Bayern jetzt mit mehr als sieben­stün­di­ger Verspä­tung zur FIFA Klub-WM nach Doha ab.»

Laut des Flugha­fens BER wäre die Maschi­ne um 23.59 Uhr abflug­be­reit gewesen. «Aus unserer Sicht sprach auch nichts dagegen, dass die Maschi­ne wie geplant abhebt», sagte Flugha­fen-Spreche­rin Sabine Deckwerth am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Es fehlte aber die Starterlaubnis.

Diese wird generell von der Flugsi­che­rung erteilt. Recht­lich ist aller­dings das Minis­te­ri­um für Infra­struk­tur und Landes­pla­nung zustän­dig, wenn es um Ausnah­me­ge­neh­mi­gun­gen während des Nacht­flug­ver­bots geht. Beim Nacht­flug­ver­bot gilt, dass eine Maschi­ne mit dem zeitli­chen Beginn abgeho­ben sein muss. «Regulä­re Linien­flü­ge in der Kernnacht­zeit von 0 bis 5 Uhr sind ausge­schlos­sen», heißt es auf der BER-Homepage.

«Wir fühlen uns von den zustän­di­gen Stellen bei der branden­bur­gi­schen Politik total verarscht. Die Verant­wort­li­chen wissen gar nicht, was sie unserer Mannschaft damit angetan haben», sagte Bayerns Vorstands­chef Karl-Heinz Rumme­nig­ge der «Bild».

Die Planun­gen der Münch­ner und die Vorbe­rei­tung auf die Club-WM wurden jeden­falls empfind­lich beein­träch­tigt. Erst am Nachmit­tag wurden die Bayern in Doha erwar­tet. Die Flugzeit beträgt in der Regel etwa 5:40 Stunden. Nach dem Sieg in bester Stimmung, mit zunächst zehn Punkten Vorsprung in der Meister­schaft hatten die Münch­ner das Olympia­sta­di­on verlas­sen und sich gefreut. «Es wird ein schöner Flug. So haben wir uns das vorge­stellt», sagte Trainer Flick.

Die Einge­wöh­nungs­zeit vor Ort ist für die Bayern durch die massi­ve Abflug­ver­spä­tung knapper gewor­den. Bereits an diesem Montag treffen sie als europäi­scher Champi­ons-League-Sieger im Halbfi­na­le auf Al Ahly SC aus Ägypten. Am Donners­tag kommen­der Woche wird das Endspiel ausge­tra­gen. Da wollen die Bayern hin, auch das wollen sie gewin­nen. «Es ist der krönen­de Abschluss nach der Champi­ons League. Wir wollen uns die Krone aufset­zen», beton­te Müller.

Beim Stress­pro­gramm mit klima­ti­schen Extre­men zählte in Berlin am Ende nur der Sieg, es war der fünfte in der Liga nachein­an­der. «Man kann nicht in jedem Spiel zelebrie­ren», beton­te Müller. Der Treffer durch Kings­ley Coman in der 21. Minute war unhalt­bar abgefälscht für Herthas starken Keeper Rune Jarstein. Einen Elfme­ter von Robert Lewan­dow­ski hatte er zuvor pariert.

Nicht mit an Bord des Chaos-Flugs nach Katar waren Natio­nal­spie­ler Leon Goretz­ka und der Spani­er Javi Martí­nez. Sie fehlten im 22-köpfi­gen Kader. Beide müssen wegen positi­ver Corona­vi­rus-Tests noch pausie­ren. «Wir müssen von Tag zu Tag drauf schau­en», beton­te Flick. «Bei Leon sieht es etwas besser aus, bei Javi wird es wahrschein­lich nicht reichen.» Man wolle die nächs­ten Tage abwar­ten, sagte der Erfolgs­coach der Münch­ner und ergänz­te: «Wenn es fürs erste Spiel nicht reicht, dann vielleicht fürs zweite Spiel.»