FUKUSHIMA (dpa) — Vor elf Jahren rissen ein Erdbe­ben und ein Tsuna­mi in Japan Tausen­de Menschen in den Tod. Im Atomkraft­werk Fukushi­ma kam es zum Super-GAU. Ein erneu­tes Beben in der Region bleibt weniger katastrophal.

Bei dem starken Erdbe­ben im japani­schen Fukushi­ma sind mindes­tens drei Menschen ums Leben gekom­men und fast 200 weite­re verletzt worden. Das berich­te­te der Fernseh­sen­der NHK am Donnerstag.

Eine zunächst ausge­ge­be­ne Tsuna­mi-Warnung wurde aufge­ho­ben. In der Atomrui­ne in Fukushi­ma sowie einem nahen weite­ren Atomkraft­werk gab es nach Angaben der Regie­rung keine weite­ren Unregel­mä­ßig­kei­ten. Auch der zwischen­zeit­li­che Strom­aus­fall in Millio­nen Haushal­ten wurde nach Angaben des Betrei­bers behoben.

In der Atomrui­ne in Fukushi­ma war in Folge des Bebens in der Nacht zum Donners­tag Feuer­alarm ausge­löst worden, doch einen Brand habe es nicht gegeben. Ein ausge­fal­le­nes Kühlsys­tem in einem Abkling­be­cken für gebrauch­te Brenn­stä­be des zweiten Atomkraft­werks Fukushi­ma Daini zwölf Kilome­ter südlich der Atomrui­ne konnte wieder aktiviert werden.

Tote, Verletz­te und Zerstörung

Die schwe­ren Erschüt­te­run­gen hatten viele Menschen im Nordos­ten sowie weite­ren Regio­nen des Insel­rei­ches, einschließ­lich Tokios, aus dem Schlaf geris­sen. Im Ort Soma in der Präfek­tur Fukushi­ma kam ein Mann in seinen 60ern ums Leben, wie örtli­che Medien berich­te­ten. Auch in der Nachbar­pro­vinz Miyagi starben zwei ältere Männer, als sie in Folge des lang andau­ern­den Bebens ohnmäch­tig wurden und stürzten.

Der japani­sche Fernseh­sen­der NHK zeigte am Donners­tag Bilder von teils schwer beschä­dig­ten Häusern, Schrei­nen und aufge­ris­se­nen Straßen. In Geschäf­ten fielen die Waren aus den Regalen, auch in Wohnhäu­sern und Büros stürz­ten Einrich­tun­gen um. «Ich habe zwei starke Erschüt­te­run­gen gespürt und sah, wie gepark­te Autos auf und ab hüpften, weil der Boden bebte», sagte ein Wachmann im Rathaus von Soma der japani­schen Nachrich­ten­agen­tur Kyodo. Aus dem Küsten­ort wurden viele Verletz­te gemel­det. Auch in weit entfern­ten Regio­nen des Landes wie der Tokiog­ter Nachbar­prä­fek­tur Kanaga­wa sowie in den Präfek­tu­ren Ibara­ki, Akita und Yamaga­ta im Norden gab es Verletzte.

Durch das Beben entgleis­te auch ein Shink­an­sen-Hochge­schwin­dig­keits­zug — die rund 100 Passa­gie­re an Bord des Shink­an­sen blieben laut Medien­be­rich­ten jedoch unver­letzt. Am Donners­tag war zunächst noch nicht abzuse­hen, wielan­ge die Instand­set­zungs­ar­bei­ten an der Bahnstre­cke dauern würden.

Die starken und ungewöhn­lich lang andau­ern­den Erschüt­te­run­gen waren auch in anderen Teilen des asiati­schen Insel­rei­ches zu spüren gewesen, darun­ter auch im 250 Kilome­ter entfern­ten Raum von Tokio. In mehr als 2,2 Millio­nen Haushal­ten des Landes fiel zwischen­zeit­lich der Strom aus, allein in Tokio waren rund 700.000 betroffen.

Beben hatte Stärke 7,4

Das Beben hatte Japan am Mittwoch um 23.36 Uhr Ortszeit erschüt­tert. Das Zentrum lag in rund 57 Kilome­tern Tiefe vor der Küste Fukushi­mas. Die Meteo­ro­lo­gi­sche Behör­de gab die Stärke zunächst mit 7,3 an, korri­gier­te sie später jedoch auf 7,4 nach oben. Die Behör­de hatte auch sofort vor bis zu einem Meter hohen Tsuna­mi-Wellen gewarnt. Doch wurde die Warnung wieder aufge­ho­ben, nachdem an der Pazifik­küs­te nur relativ kleine Flutwel­len von etwa 20 bis 30 Zenti­me­tern Höhe regis­triert worden waren.

Eine Tsuna­mi-Katastro­phe wie vor fast genau elf Jahren, als rund 20.000 Menschen ums Leben kamen und es im Atomkraft­werk Fukushi­ma Daiichi zum Super-GAU kam, blieb den Bewoh­nern diesmal erspart.