LONDON (dpa) — Es ist ein histo­ri­sches Ereig­nis: Charles und Camil­la sind zu König und Königin gekrönt worden — vor den Augen zahlrei­cher promi­nen­ter Gäste aus aller Welt. Doch es gibt auch Protest.

Jahrhun­der­te­al­te Tradi­tio­nen treffen auf Politk- und Show-Promi­nenz aus der ganzen Welt: In einer histo­ri­schen Zeremo­nie sind Charles und Camil­la in London zu König und Königin gekrönt worden. Der Erzbi­schof von Canter­bu­ry, Justin Welby, setzte ihnen in der Londo­ner Westmins­ter Abbey die Edwards­kro­ne und die Krone von Queen Mary auf. Im Rahmen der Zeremo­nie wurde der 74-jähri­ge Charles mit heili­gem Öl gesalbt, außer­dem kleide­te sein ältes­ter Sohn, Thron­fol­ger Prinz William, seinen Vater in die royale Robe.

Drei Enkel für Charles

Für Entzü­cken sorgten abermals die Kinder von William und Prinzes­sin Kate. Charlot­te (8) und Louis (5) saßen während des Gottes­diens­tes in der ersten Reihe bei ihren Eltern und sangen aus vollen Kehlen die Natio­nal­hym­ne «God Save the King» mit. Der neunjäh­ri­ge Prinz George hatte eine beson­de­re Rolle: Er war gemein­sam mit drei anderen Jungen als Ehren­page seines Großva­ters Charles im Einsatz. Später winkten alle drei Enkel gemein­sam mit ihren Cousins und Cousi­nen vom Balkon den jubeln­den Massen zu.

Nach dem zweistün­di­gen Gottes­dienst war das Königs­paar in der 261 Jahre alten Golde­nen Staats­kut­sche, die nur für Krönun­gen genutzt wird, zum Bucking­ham-Palast gefah­ren. Charles’ Schwes­ter Prinzes­sin Anne ritt — trotz des Regens — hinter der Kutsche. In dem pracht­vol­len Zug marschier­ten Tausen­de Solda­tin­nen und Solda­ten der briti­schen Armee und der Common­wealth-Staaten mit. «Das sind ja auch Bilder die wir sonst nicht mehr erleben», sagte Königs­haus­exper­tin Leonti­ne von Schmet­tow in der ARD. «Und das ist diese ganze Pracht, die wir mit Großbri­tan­ni­en verbinden.»

«Down withthe­Crown» — Protest und Festnahmen

Doch längst nicht jeder mag eben diese Pracht. Zwar betrug die Länge der Krönungs­pro­zes­si­on für König Charles III. nur rund ein Viertel der Strecke, die seine Mutter Queen Eliza­beth II. vor 70 Jahren zurück­leg­te. Dennoch nutzten Monar­chie-Gegner den Tag für Protest, in mehre­ren briti­schen Städten wurde mit Sprech­chö­ren wie «Down with the Crown» (Nieder mit der Krone) demons­triert. In London wurden mehre­re Demons­tran­ten festge­nom­men, was für hefti­ge Kritik sorgte.

«Dies ist etwas, das man in Moskau erwar­ten würde, aber nicht in London», sagte die Chefin der briti­schen Nieder­las­sung von Human Rights Watch, Yasmi­ne Ahmed, einer Mittei­lung zufol­ge. «Fried­li­che Protes­te erlau­ben es den Menschen, die Mächti­gen zur Verant­wor­tung zu ziehen. Das ist etwas, dem die briti­sche Regie­rung offen­bar zuneh­mend abgeneigt zu sein scheint.»

Der Bürger­recht­ler Peter Tatchell twitter­te, die Polizei habe riesi­ge Absper­run­gen errich­tet, um Monar­chie-kriti­sche Trans­pa­ren­te zu verde­cken. «Das Recht auf fried­li­chen Protest unter­drückt. Schan­de!» Die Londo­ner Polizei hatte ein rigoro­ses Vorge­hen gegen Menschen angekün­digt, die aus ihrer Sicht die Krönung stören wollen.

Gekrön­te Häupter und ein schlen­dern­der Harry

Doch Zehntau­sen­de andere feier­ten das Königs­haus und ström­ten in die Londo­ner Innen­stadt, um einen Blick auf Charles, Camil­la und die anderen Royals zu erhaschen. Wer einen guten Blick auf die Prozes­si­on haben wollte, musste bereits am frühen Morgen seinen Platz an der Pracht­stra­ße The Mall sichern.

Komfor­ta­bler hatten es da die gelade­nen Gäste in der Kirche, die aus der ganzen Welt zur Krönung anreis­ten. Unter ihnen waren gekrön­te Häupter wie Willem-Alexan­der und Máxima von den Nieder­lan­den und Felipe und Letizia von Spani­en. Aus Schwe­den kamen König Carl Gustaf und seine Tochter Victo­ria. Für das dänische Königs­haus kamen Kronprinz Frede­rik und Kronprin­zes­sin Mary, für die Norwe­ger reisten Haakon und Mette-Marit an. Charles jünge­rer Sohn Prinz Harry kam allein zu der Zeremo­nie, seine Frau Meghan blieb mit den beiden Kindern in den USA.

Wie erwar­tet war Harry auch später nicht dabei als die Königs­fa­mi­lie sich auf dem Palast-Balkon präsen­tier­te und den Fans zuwink­te. Briti­schen Medien zufol­ge machte er sich nach der Krönung umgehend auf den Heimweg in die USA. Bereits zuvor war zu lesen gewesen, dass Harry sofort nach Hause fliegen wolle, da sein Sohn Prinz Archie am Krönungs­tag seinen vierten Geburts­tag feierte.

Polit-Promi­nenz und briti­sches Schmuddelwetter

Dass die briti­sche Monar­chie durch­aus auch weltweit politi­sche Bedeu­tung hat, zeigte sich an der Gäste­lis­te. Bei der Zeremo­nie dabei waren beispiels­wei­se der franzö­si­sche Präsi­dent Emmanu­el Macron, EU-Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen, der kanadi­sche Premier­mi­nis­ter Justin Trudeau, die ehema­li­gen briti­schen Premier­mi­nis­ter Boris Johnson und Tony Blair, US-First Lady Jill Biden und die Frau des ukrai­ni­schen Präsi­den­ten Wolodym­yr Selen­skyj, Olena Selen­s­ka. Auch Showstars wie Nick Cave, Katy Perry und Lionel Richie waren zu Gast bei der Zeremonie.

Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter am 8. Septem­ber 2022 König. Die Krönung symbo­li­siert ledig­lich seine Amtsüber­nah­me. Es ist die erste Krönung eines briti­schen Monar­chen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren. Da es in den Königs­häu­sern der anderen Länder ein solches Krönungs­ri­tu­al nicht gibt, war die Feier für die aller­meis­ten Gäste ein bislang einma­li­ges und histo­ri­sches Ereignis.

Zwei Fans der Royals verkün­de­ten schon am Morgen: «Es ist ein briti­scher Feier­tag, natür­lich wird es regnen!» Und so kam es dann auch. Wegen des Schmud­del­wet­ters musste die militä­ri­sche Kunst­flie­ger­staf­fel kleiner ausfal­len als geplant. Nur die «Red Arrows» und Heliko­pter waren vor trübgrau­em Himmel zu sehen. Die Königs­fa­mi­lie lächel­te und staun­te trotz­dem, als die Flieger die Farben der Natio­nal­flag­ge Union Jack — Blau, Weiß und Rot — in den Himmel sprühten.

Von Laris­sa Schwe­des, Benedikt von Imhoff und Sophia Weimer, dpa