LOS ANGELES/NASSAU (dpa) — Holly­wood trauert um eine Legen­de: 1964 nahm Sidney Poitier als erster Schwar­zer den Oscar als bester Haupt­dar­stel­ler entge­gen. Nun ist der Schau­spie­ler mit 94 Jahren gestor­ben. Viele würdi­gen seinen Verdienst.

Trauer um eine Schau­spiel-Legen­de und einen Wegbe­rei­ter: nach dem Tod von Sidney Poitier würdi­gen Kolle­gen und Politi­ker den schwar­zen Holly­wood-Star und sein Vermächtnis.

Der auf den Bahamas aufge­wach­se­ne Poitier starb mit 94 Jahren, wie ein Beamter im Außen­mi­nis­te­ri­um der Bahamas der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bestä­tig­te. Der Premier­mi­nis­ter des Landes, Philip Davis, ehrte den Schau­spie­ler in einer Anspra­che. Sein Licht würde für viele Genera­tio­nen weiter­leuch­ten, sagte Davis.

«Sidney war meine Inspi­ra­ti­on, mein Vorbild, mein Freund», schrieb Oscar-Preis­trä­ger Morgan Freeman (84) auf Twitter. Denzel Washing­ton (67) würdig­te Poitier laut «People.com» als «sanft­mü­ti­gen Mann», der Türen, die für Schwar­ze lange geschlos­sen waren, öffne­te. Halle Berry, die 2002 mit ihrer Rolle in dem Drama «Monster’s Ball» als erste schwar­ze Haupt­dar­stel­le­rin einen Oscar holte, pries Poitier auf Insta­gram als «ikoni­schen Vorreiter».

Vorrei­ter für Schwar­ze in den USA

Als Wegbe­rei­ter für Schwar­ze schrieb Poitier Holly­wood-Geschich­te: Er nahm 1964 als erster Schwar­zer den Oscar als bester Haupt­dar­stel­ler für «Lilien auf dem Felde» entge­gen. Der damals 37-Jähri­ge überzeug­te die Akade­mie mit der Darstel­lung eines schwar­zen Arbei­ters auf der Farm weißer Nonnen. Vor ihm hatte nur Hattie McDani­el 1940 für ihre Neben­rol­le als Haushäl­te­rin im Melodra­ma «Vom Winde verweht» als Schwar­ze einen Oscar gewonnen.

Der in ärmsten Verhält­nis­sen auf den Bahamas aufge­wach­se­ne Bauern­sohn wurde 1974 von der briti­schen Queen zum Ritter geschla­gen. 2002 erhielt er einen Ehren-Oscar für sein Lebens­werk. Der damali­ge US-Präsi­dent Barack Obama verlieh ihm 2009 die «Presi­den­ti­al Medal of Freedom», die höchs­te zivile Auszeich­nung der USA. Poitier habe mit seinem einzig­ar­ti­gen Talent «Würde und Anstand» verkör­pert, schrieb Obama am Freitag auf Twitter.

«Sidney war mehr als nur einer der besten Schau­spie­ler in unserer Geschich­te», teilte US-Präsi­dent Joe Biden mit. «Er ebnete einen Weg für unsere Nation und hinter­ließ ein Vermächt­nis, das heute jeden Teil unserer Gesell­schaft berührt.» Poitier habe dazu beigetra­gen, «die Herzen von Millio­nen zu öffnen und das Selbst­ver­ständ­nis der Ameri­ka­ner zu verändern».

Histo­ri­scher Kuss

Zu Poitiers Erfol­gen zählt auch, dass er als erster Schwar­zer in einem Holly­wood-Film eine Weiße küssen durfte. Die Szene in dem Film «Rat mal, wer zum Essen kommt» wurde 1967 aller­dings noch verschämt durch den Rückspie­gel eines Taxis gedreht. Ende der 1960er Jahre galt Poitier als einer der bestbe­zahl­ten Filmschau­spie­ler. Der Star aus Filmen wie «Flucht in Ketten», «Porgy and Bess», «Ein Fleck in der Sonne» und «In der Hitze der Nacht», drehte 1997 mit dem Action-Thril­ler «Der Schakal» seinen letzten Kino-Spielfilm.

Als «Bester der Besten», würdig­te Schau­spie­le­rin Mia Farrow (76) den Verstor­be­nen. «Er hat uns gezeigt, wie man nach den Sternen greift», schrieb Oscar-Preis­trä­ge­rin Whoopi Goldberg (66, «Ghost, Nachricht von Sam») auf Twitter. Sie werde seine «riesen­gro­ße Seele» für immer wertschät­zen, gab Talkshow-Legen­de Oprah Winfrey an.

Die Oscar-Akade­mie veröf­fent­lich­te auf Twitter ein Foto von 1964, auf dem Poitier strah­lend seine Oscar-Trophäe festhält. Er habe Barrie­ren einge­ris­sen und durch seine Kunst den Rassen­dia­log in den USA vorwärts­be­wegt, schrieb die Acade­my. «Nur wenige Filmstars hatten oder werden den Einfluss von Poitier haben, auf der Leinwand und darüber hinaus.»

Von Barba­ra Munker, dpa