BERLIN (dpa) — Seit mehr als zwölf Stunden beraten die Spitzen der Ampel-Koali­ti­on im Kanzler­amt. Noch ist kein weißer Rauch aufge­stie­gen. Eine Reihe von Konflik­ten soll abgeräumt werden.

Stunden­lan­ge Verhand­lun­gen im Kanzler­amt: Die Spitzen der Ampel-Koali­ti­on aus SPD, Grünen und FDP haben Morgen weiter im Kanzler­amt beraten. Die Gesprä­che über eine Reihe von Konflikt­the­men dauer­ten nach Infor­ma­tio­nen der Deutschen Presse-Agentur noch an. Sie hatten am Sonntag­abend begon­nen. Bereits im Vorfeld war eine lange Sitzung bis in die Nacht hinein erwar­tet worden.

Bei dem Treffen wollen die Koali­tio­nä­re Lösun­gen für eine lange Liste von Streit­the­men finden. Dazu zählen etwa ein schnel­le­rer Ausbau von Autobah­nen, die umkämpf­ten Pläne zum Austausch von Öl- und Gashei­zun­gen sowie die Finan­zie­rung der Kindergrundsicherung.

Der FDP-Haushalts­po­li­ti­ker Otto Fricke sagte am Morgen im Deutsch­land­funk, für ihn seien die langen Verhand­lun­gen eher ein Zeichen, dass man sich bemühe, über Kompro­mis­se Lösun­gen zu finden.

Vor dem Hinter­grund der noch laufen­den Gesprä­che der Koali­ti­on sagte die FDP ihre Präsi­di­ums­sit­zung und die heuti­ge Presse­kon­fe­renz an ab — geplant waren sie ursprüng­lich für 10.00 Uhr bezie­hungs­wei­se 11.30 Uhr.

«Wir haben eine Menge Aufga­ben vor uns»

Die Erste Parla­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­re­rin der Grünen, Irene Mihalic, sagte im ARD-«Morgenmagazin»: «Wir haben eine Menge Aufga­ben vor uns, die wir akut bewäl­ti­gen müssen, insbe­son­de­re im Bereich der Klima­kri­se.» Es sei zwar schon viel erreicht worden beim Ausbau erneu­er­ba­rer Energien, nun müsse man aber auch auf andere Berei­che schau­en. Sie nannte das Heizen im Gebäu­de­sek­tor und den Verkehr.

Mihalic sprach den Vorschlag zum schritt­wei­sen Heizungs­tausch von Wirtschafts­mi­nis­ter Robert Habeck (Grüne) und Baumi­nis­te­rin Klara Geywitz (SPD) an. «Das sind natür­lich auch wichti­ge Punkte, über die muss inten­siv disku­tiert werden. Und wenn dafür der Preis eine Nacht­sit­zung ist, dann bitte. Aber Haupt­sa­che ist, dass wir da wirklich inten­siv um Lösun­gen ringen.» Sie vertei­dig­te die Pläne, die ab 2024 einen Einbau neuer Heizun­gen vorse­hen, die je zu mindes­tens 65 Prozent mit erneu­er­ba­ren Energien betrie­ben werden. Das sei nötig, um Planbar­keit sicherzustellen.

Vizekanz­ler Habeck monier­te sogar einen Vertrauensbruch

In den vergan­ge­nen Wochen war der Ton in der Koali­ti­on deutlich rauer gewor­den. Vizekanz­ler Habeck hatte sogar einen Vertrau­ens­bruch moniert, weil ein Gesetz­ent­wurf zum Austausch von Öl- und Gashei­zun­gen aus seinem Haus an die Medien durch­ge­sto­chen wurde. CDU-Chef Fried­rich Merz nannte das für 2024 geplan­te Verbot neuer Öl- und Gashei­zun­gen in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin» am Sonntag einen Fehler. Er warf der Koali­ti­on vor, beim Klima­schutz zu stark auf Verbo­te und Bevor­mun­dung zu setzen.

FDP-Politi­ker mahnten vor dem Koali­ti­ons­aus­schuss wieder­holt Diszi­plin beim Geldaus­ge­ben an — vor allem mit Blick auf den nun ausste­hen­den Bundes­haus­halt für 2024.