Eine europäi­sche Region nach der anderen wird zum Corona-Risiko­ge­biet erklärt. Jetzt trifft es weite­re Regio­nen an der deutschen Grenze, darun­ter ein sehr belieb­tes Urlaubsgebiet.

Die Risiko­lis­te des Robert Koch-Insti­tuts und die Reise­hin­wei­se des Auswär­ti­gen Amts wurden am Freitag entspre­chend aktua­li­siert. Damit sind nun 15 von 27 EU-Ländern zumin­dest teilwei­se Corona-Risiko­ge­bie­te, Spani­en, Tsche­chi­en und Luxem­burg sogar ganz. Polen ist das einzi­ge der neun Nachbar­län­der Deutsch­lands, das noch nicht betrof­fen ist. Aber auch dort steigen die Infektionszahlen.

Die meisten tsche­chi­schen Regio­nen waren bereits am Mittwoch in die Risiko­lis­te aufge­nom­men worden. Jetzt folgten noch die Mährisch-Schle­si­sche Region im äußers­ten Osten des Landes an der Grenze zu Polen und das an Sachsen grenzen­de Usti (Aussig). Auch Tirol mit der Haupt­stadt Innsbruck ist eine Grenz­re­gi­on und zudem ein bei Deutschen sehr belieb­tes Urlaubs­ge­biet im Sommer wie Winter. Dort liegt auch der Skiort Ischgl, der im vergan­ge­nen Winter zu den Hotspots gehör­te, von denen sich die Pande­mie in Europa ausbreitete.

Luxem­burg grenzt an das Saarland und an Rhein­land-Pfalz. Die Regie­rung des Großher­zog­tums hatte frühe­re Grenz­schlie­ßun­gen und Reise­war­nun­gen seitens Deutsch­lands stets kriti­siert. In dem kleinen Land mit seinen etwa 630.000 Einwoh­nern gibt es zahlrei­che Berufs­pend­ler, die regel­mä­ßig die Grenze überque­ren. Sie sind aller­dings von Quaran­tä­ne­re­geln ausgenommen.

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn rät wegen der steigen­den Infek­ti­ons­zah­len in Europa bereits von Auslands­rei­sen in den Herbst- und Winter­fe­ri­en ab. Die Herbst­fe­ri­en begin­nen in den ersten Bundes­län­dern bereits übernächs­te Woche am 5. Oktober.

«Man kann ja auch Urlaub im Inland machen», sagte Spahn (CDU) im ZDF-«Morgenmagazin». In den Reise­war­nun­gen der Regie­rung für Risiko­ge­bie­te heiße es, man solle auf unnöti­ge Reisen verzich­ten und das seien nun mal Urlaubs­rei­sen. Es habe sich in der Corona-Pande­mie immer wieder gezeigt, dass Reise­rück­keh­rer verstärkt das Virus einschlepp­ten. «Ich finde, für Herbst‑, Winter‑, Weihnachts­ur­laub sollten wir daraus gemein­sam lernen», sagte Spahn. Das sei zwar hart für die Reise­ver­an­stal­ter, aber in der derzei­ti­gen Lage nicht zu ändern.

Die Bundes­re­gie­rung hatte erst am Mittwoch Regio­nen in elf EU-Ländern zu Risiko­ge­bie­ten erklärt und vor touris­ti­schen Reisen dorthin gewarnt. Reisen­de, die aus Risiko­ge­bie­ten zurück­keh­ren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einrei­se auf Corona testen lassen und dann solan­ge in Quaran­tä­ne bleiben, bis das Testergeb­nis da ist. Die Reise­war­nung ist kein Verbot, soll aber eine erheb­li­che abschre­cken­de Wirkung für touris­ti­sche Reisen haben. Aller­dings hat sie auch eine positi­ve Seite für Verbrau­cher: Sie ermög­licht es Urlau­bern, Buchun­gen kosten­los zu stornieren.

Die Einstu­fung als Risiko­ge­biet und die anschlie­ßen­de Reise­war­nung erfol­gen, wenn die Zahl der Corona-Neuin­fek­tio­nen die Marke von 50 Fällen pro 100.000 Einwoh­ner inner­halb von sieben Tagen übersteigt. Bei der Reise­war­nung für Länder außer­halb Europas kann es bisher auch noch andere Gründe für eine Reise­war­nung geben wie Einrei­se­sper­ren oder Einschrän­kun­gen des Flugver­kehrs. Das soll aber zum 1. Oktober geändert werden.

Tirols Landes­chef Günther Platter sagte am Freitag­abend der Deutschen Presse-Agentur: «Diese Entschei­dung stellt einen schwe­ren Schlag für unseren Wirtschafts­stand­ort, unseren Arbeits­markt und ganz Tirol dar.» Nach Angaben der Tiroler Regie­rung machen deutsche Gäste die Hälfte aller Touris­ten aus. «Es ist nun von größter Bedeu­tung, dass wir die Infek­ti­ons­zah­len wieder nach unten bringen und damit die Voraus­set­zun­gen schaf­fen, dass diese Reise­war­nung möglichst rasch zurück­ge­nom­men wird», sagte Platter.

In Tsche­chi­en reagier­te man nüchtern auf die Auswei­sung als Risiko­ge­biet. «Leider hat es nicht lange gedau­ert. Deutsch­land hat soeben entschie­den, die beiden verblie­be­nen Regio­nen auf die Liste der Risiko­ge­bie­te zu setzen», schrieb der tsche­chi­sche Außen­mi­nis­ter Tomas Petri­cek auf Twitter. «Damit betrach­tet man bereits die ganze Tsche­chi­sche Republik als Risiko­ge­biet, und das mit sofor­ti­ger Wirkung.» Tsche­chi­ens Gesund­heits­mi­nis­ter Roman Prymu­la kündig­te für nächs­te Woche Einschrän­kun­gen der Freizeit­ak­ti­vi­tä­ten an, um die Infek­ti­ons­zah­len zu drücken.

In Öster­reich befürch­tet man weite­re Auswir­kun­gen auf den Touris­mus durch die Reise­war­nun­gen. Bereits am Mittwoch war die an den Boden­see grenzen­de Region Vorarl­berg zum Risiko­ge­biet erklärt worden. «Jede Reise­war­nung ist für den Touris­mus drama­tisch», sagte Touris­mus­mi­nis­te­rin Elisa­beth Köstin­ger bei einer Pressekonferenz.

Am Donners­tag­abend waren auf Öster­reichs offizi­el­ler Corona-Ampel bereits die Tiroler Bezir­ke Landeck und Schwaz neu als Gebie­te mit hohem Risiko bewer­tet worden. Zu Landeck gehört Ischgl. Dort wollen die Touris­mus­be­trie­be nicht nur das Aprés-Ski-Verbot der Regie­rung umset­zen, sondern Gäste auch mit weite­ren Maßnah­men locken. Unter anderem sind Virus­tests für Mitar­bei­ter geplant. Aber ob das reicht, um Touris­ten aus Deutsch­land anzuziehen?