TUTTLINGEN — Auch Hightech aus Tuttlin­gen kommt im Kampf gegen Corona zum Einsatz. Im Kreis­impf­zen­trum (KIZ) wird seit dieser Woche ein spezi­el­ler Ultra­tief­kühl-schrank der Tuttlin­ger Firma Binder einge­setzt. In ihm – so erfuh­ren OB Micha­el Beck und Landrat Stefan Bär bei einem Vor-Ort-Termin — könnten auch größe­re Men-gen des Impfstoffs gelagert werden. Bis jetzt aller­dings werden die Kapazi­tä­ten des KIZ bei weitem nicht ausgeschöpft.

Kaum öffnet sich die doppel­te Tür aus Stahl, dampft es hef-tig. Kein Wunder: Im Inneren des Schranks herrschen frosti-ge 80 Grad unter Null – die Tempe­ra­tur, bei der der mRNA-Impfstoff von BioNTech Pfizer gelagert werden muss. Einmal pro Woche kommt die Liefe­rung. Bundes­po­li­zis­ten bringen ihn in die Kreis­sport­hal­le. Bewaff­net. Denn in Zeiten des Mangels sind die kleinen Ampul­len wertvoll und begehrt. „Das ganze Gebäu­de ist rund um die Uhr bewacht“, berich­tet Bernhard Flad vom Leitungs­team des KIZ.

Gebaut wurde der Ultra­tief­kühl­schrank für die kostba­re Wa-re nur wenige hundert Meter von seinem Einsatz­ort entfernt – bei der Firma Binder in Gänsä­cker. Denn Binder ist einer von weltweit fünf Herstel­lern, die für solch extre­me Tempe­ra­tu­ren ausge­leg­te sogenann­ten „Freezer“ im Programm haben. Die Mitbe­wer­ber sitzen in den USA, Mexiko, China und Japan. Entspre­chend sieht die aktuel­le Auftrags­la­ge aus. 440 Impfzen­tren werden bundes­weit belie­fert, allei­ne 60 in Ba-den-Württem­berg. Wie man sich als Unter­neh­mer dabei fühlt, im Kampf gegen Corona an vorders­ter Front mit dabei zu sein? Binder Vice-Presi­dent Micha­el Pfaff verliert nicht all-zu viele Worte. „Aber stolz macht es uns schon“, gibt er zu. Und bei einem Besuch im KIZ freuten sich auch OB Micha­el Beck und Landrat Stefan Bär, dass die Firmen aus Stadt und Kreis spürba­re Beiträ­ge gegen die Pande­mie leisten. „Dass bundes­weit in Tuttlin­ger Schrän­ken gekühlt wird, ist schon beein­dru­ckend“, so Beck.

Vortei­le brach­te dem Tuttlin­ger KIZ die Produk­ti­on vor Ort übrigens nicht: Da die Beschaf­fung zentral abgewi­ckelt wird, galten auch hier die üblichen Warte­fris­ten. Folglich fand der Utratief­kühl­schrank auch erst eine Woche nach KIZ-Eröff­nung seinen Weg vom Mittle­ren Ösch in die Theodor-Heuss-Allee. Bis dahin musste man sich mit Trocken­eis behelfen.

Während die techni­sche Ausstat­tung jetzt perfekt ist, wartet man weiter­hin auf größe­re Impfstoff-Zutei­lun­gen – wie überall im Land. Im Frühjahr, so schät­zen Bernhard Flad und sein Leitungs­team-Kolle­ge Jürgen Zeller, wird sich dies deutlich ändern. Bis dahin gilt es freilich, den Mangel zu verwal­ten. Darum ist es auch weiter­hin in der Kreis­sport­hal­le relativ ruhig: Von sieben Impfstra­ßen ist nur eine in Betrieb, und ge-öffnet ist auch nicht jeden Tag. Alles in allem wurden bislang 1250 Menschen immuni­siert, die meisten von mobilen Impfteams in Pflegeheimen. 

Etwas ungedul­dig wirkt Jürgen Zeller schon. „Wir könnten hier von der Logis­tik her ab sofort täglich 750 Menschen imp-fen, haben aber nur Impfstoff für 60. Es ist etwa so, wie wenn Sie mit einem großen Reise­bus fahren, aber nur einen Passa­gier an Bord haben.“