RAVENSBURG — „Wir haben die akute Phase der Energie­kri­se zwar fürs Erste überwun­den, sind aber mit der Energie­wen­de in Deutsch­land noch lange nicht so weit, dass unsere Versor­gung langfris­tig sicher und nachhal­tig ist“, sagt Dr. Andre­as Thiel-Böhm. Der Geschäfts­füh­rer der Techni­sche Werke Schus­sen­tal GmbH & Co. KG (TWS) beton­te am Montag (13. Mai) bei der Bilanz­pres­se­kon­fe­renz des Unter­neh­mens, wie wichtig das Gelin­gen der Energie­wen­de für eine siche­re und bezahl­ba­re Energie­ver­sor­gung und damit für den Wohlstand in Deutsch­land ist. Die TWS und ihre Netztoch­ter TWS Netz GmbH haben das Tempo für die Trans­for­ma­ti­on der Versor­gung im Geschäfts­jahr 2023 deshalb weiter erhöht: Sie haben 30 Millio­nen Euro für eine zukunfts­fä­hi­ge und zuneh­mend klima­neu­tra­le Energie­ver­sor­gung aufge­wen­det. Schwer­punk­te der Inves­ti­tio­nen waren der Ausbau der Fernwär­me in der Ravens­bur­ger Innen­stadt sowie weite­re Energie- und Mobili­täts­lö­sun­gen, die Ertüch­ti­gung des Strom- und Wasser­net­zes und der Erwei­te­rungs­bau am Haupt­sitz in Ravens­burg. Dieser soll ein neues Rechen­zen­trum und die neue Netzleit­stel­le behei­ma­ten. Zur Finan­zie­rung wesent­lich beigetra­gen haben Bürger­be­tei­li­gun­gen und die Nicht-Ausschüt­tung von Gewin­nen an die Gesellschafter.

Darüber hinaus war das Wirtschafts­jahr im Wesent­li­chen geprägt von den Auswir­kun­gen der Energie­kri­se: einer weiter­hin volati­len Lage am Beschaf­fungs­markt mit großen Preis­ri­si­ken und der adminis­tra­ti­ven Umset­zung der Preis­brem­sen für Energie, mit denen der Staat die Kosten für Verbrau­che­rin­nen und Verbrau­cher im Zaum gehal­ten hat. Der zuneh­men­de Fachkräf­te­man­gel kam erschwe­rend hinzu. Vor diesem Hinter­grund ist das Unter­neh­men zufrie­den mit dem Geschäfts­ver­lauf: Die TWS hat im Berichts­jahr insge­samt 8,3 Millio­nen Euro Überschuss (Vorjahr 5,9 Millio­nen Euro) erwirt­schaf­tet; Ursache hierfür seien auch Sonder­ef­fek­te, wie Dr. Andre­as Thiel-Böhm infor­miert: „Zum einen konnten wir Rückstel­lun­gen für poten­zi­el­le Drohver­lus­te auflö­sen, die glück­li­cher­wei­se nicht einge­tre­ten sind.“ Zum anderen liege das Ergeb­nis aus der Betei­li­gung an der Trianel GmbH über dem Planwert und der Materi­al­auf­wand unter dem Ansatz. „Ein stabi­les Ergeb­nis ist Basis für die erfor­der­li­chen Inves­ti­tio­nen in eine zukunfts­fä­hi­ge Energie­ver­sor­gung“, erklärt der Geschäfts­füh­rer und fügt an: „Die Finan­zie­rung der auch angesichts des alarmie­ren­den Klima­wan­dels dringend erfor­der­li­chen Dekar­bo­ni­sie­rung der Energie­ver­sor­gung ist eine große Heraus­for­de­rung. Sie bedarf einer gemein­sa­men Anstren­gung und neuer Wege.“ 

Wachs­tum in Stromsparte

Die Eigen­erzeu­gung an Ökostrom stieg von 80 Millio­nen Kilowatt­stun­den in 2022 auf 90,5 Millio­nen Kilowatt­stun­den im Berichts­jahr. Inzwi­schen betreibt die TWS 7 eigene Windparks mit 18 Windkraft­an­la­gen und 18 Photo­vol­ta­ik-Anlagen. Hinzu kommen Betei­li­gun­gen an einem Onshore-Windpark­port­fo­lio und einem Offshore-Windpark. Zwei Biome­than-Block­heiz­kraft­wer­ke und eine Wasser­kraft­an­la­ge runden das Portfo­lio ab. Gewach­sen ist auch die Zahl der Strom­kun­den: „Wir versor­gen gut 1.000 Kundin­nen und Kunden mehr. Dennoch reicht unser eigener Ökostrom immer noch aus, unsere Haushalts­kun­den bilan­zi­ell voll zu versor­gen“, erklärt Dr. Andre­as Thiel-Böhm. Der Strom­ab­satz stieg von rund 302 Millio­nen Kilowatt­stun­den Strom auf rund 305 Millio­nen Kilowatt­stun­den Strom. Bei Gas gingen Kunden­zahl und verkauf­te Mengen zurück; Gründe hierfür sind die warme Witte­rung, und Sparap­pel­le im Energiekrisenjahr. 

Fortschritt bei der Energiewende

Die TWS ist Partner der Städte Ravens­burg und Weingar­ten bei der kommu­na­len Wärme­pla­nung. Gut voran­ge­kom­men ist sie mit dem Ausbau der Fernwär­me in der Ravens­bur­ger Innen­stadt. Auch bei der Mobili­täts­wen­de geht es voran: Die integrier­te Mobili­täts­platt­form tws.mobil der TWS ist zentra­ler Angel­punkt: Zuwäch­se gab es beim Fuhrpark­ma­nage­ment für Firmen und Verwal­tun­gen; die Auslei­hun­gen von Autos im Rahmen des Betrieb­li­chen Mobili­täts­ma­nage­ments stiegen um 2.800 auf 7.400. Und die Zahl der Buchun­gen beim jungen e‑Carsharing Angebot konnte um 45 Prozent gestei­gert werden.

Steigen­de Nachfra­ge nach Dienstleistungen

Weiter etabliert hat sich die TWS als Dienst­leis­ter für Kommu­nen: Die Erlöse stiegen um 11,2 Prozent auf rund 3 Millio­nen Euro. Der Landkreis Ravens­burg und viele Kommu­nen im Landkreis haben im Jahr 2023 die kommu­na­le Beschaf­fungs­stel­le für Strom und Gas an die TWS verge­ben; sie folgten damit den Städten Ravens­burg und Weingar­ten sowie Bad Waldsee, für die das Unter­neh­men in dieser Funkti­on schon länger erfolg­reich tätig ist.